Glosse aus Bonn Eine Runde tanzen

Meinung | Bonn · Bonn zwischen Kamellebud und Kommunalaufsicht, Sitzblockade und Tanztee: Hilfestellung für die tollen Tage und andere Orientierungslosigkeiten.

Glosse aus Bonn: Eine Runde tanzen
Foto: Ingo Firley

Aus gegebenem Anlass müssen wir an dieser Stelle noch einmal eindringlich vor dem Antänzer-Trick warnen. Immer wieder kommt es in diesen Tagen vor, dass sich dem arglosen Gast in Bonner Wirtshäusern Indianerinnen, Hexen und sogar Nonnen nähern, die in Wirklichkeit heimtückisch darauf abzielen, mit ihrem von ohrenbetäubender Musik abgelenkten Opfer zu tanzen.

Überhaupt, immer diese verflixten kulturellen Missverständnisse! Lauern ja wirklich an jeder Kamellebud und erwischen einen schon morgens derart auf dem falschen Fuß, dass man den Rest des Tages nur noch schunkelnd verbringen will. Auf dem Kaiserplatz etwa musste am Dienstag extra die Polizei antanzen, um zu erklären, dass Sitzblockaden und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte Themen für den Staatsanwalt sind und nicht für den Tanztee.

Den nimmt die Polizeipräsidentin am Rosenmontag auf einem der Prunkwagen ein. Dienstlich, wie sich versteht, denn von oben lässt sich die Sicherheit entlang der vier Kilometer langen Tanzfläche natürlich viel besser kontrollieren als im schnöden Streifendienst.

Und? Haben Sie an den Tollen Tagen schon Sachen erlebt, an die Sie später vielleicht weniger gern erinnert werden? Sollte es mit kurzfristiger Orientierungslosigkeit zusammenhängen, dann können Sie nun vielleicht endlich mit den Ortsfremden fühlen, die in Bonn angeblich gar nicht wissen, wo es zur Rheinpromenade geht.

Ein Vorschlag erscheint gerade für lange Karnevalsnächte so griffig wie der Titel der Veranstaltung, auf der er vorgetragen wurde: Man solle den Weg zum Rhein, hieß es auf dem „Forum Zukunftsstadt Bonn 2030+“ doch einfach in blauer Farbe pflastern.

Bei solchen Hilfestellungen könnte man fast vergessen, dass uns Bonnern in einer globalen Diskussion wieder mal die Vorreiterrolle zukommt. Schließlich gilt die Abschaffung von (Bar-)Geld in kleinen, größeren und ganz großen Scheinen bei den Kernkompetenzen unserer Politik und Verwaltung als sichere Bank. Bis die Kommunalaufsicht antanzt, können wir auf jeden Fall noch eine Runde tanzen.

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