Kommentar zur städtischen Gebäudereinigung Eine späte Reaktion

Meinung | Bonn · Besser spät als nie: Jahrelang haben das Städtische Gebäudemanagement (SGB) und die Stadtverwaltung die vielen Beschwerden über mangelhafte Sauberkeit in Schulen und Kindergärten vom Tisch gewischt. Alles nur Einzelfälle, alles im Griff, hieß es. Jetzt zieht die Stadt erste Konsequenzen und will die privaten Reinigungsfirmen schärfer kontrollieren.

Das ist richtig so – vor allem in den Bildungseinrichtungen, wo Hygienemängel die Gesundheit von Kindern gefährden können. Nur: Warum schaut die Stadt erst jetzt, unter wachsendem öffentlichen Druck, genauer hin? Schriftlich berichtet sie den Rats-politikern, dass es „massive Unterschreitungen der veranschlagten Reinigungszeiten“ gegeben habe.

Wenn das SGB davon weiß, warum ist es nicht längst eingeschritten? Seit Jahren gibt es Hinweise, dass einzelne Firmen ihren Mitarbeitern weniger Stunden bezahlen, als sie mit der Stadt für bestimmte Gebäude vereinbart haben. Was entweder zu schlechterer Qualität führt, wenn die Betroffenen keine unbezahlten Überstunden leisten wollen. Oder aber zum Unterlaufen des Mindestlohns. Beides ist inakzeptabel.

Ein Meister könnte helfen

Ein wichtiger Punkt bleibt ungeklärt: Sind die Leistungsvorgaben, die Bonn in Ausschreibungen macht, wirklich umsetzbar oder heizen sie einen Unterbietungswettbewerb an? Bei der Antwort könnte der Gebäudereinigungsmeister helfen, den die Stadt nun einstellen will.

Der SPD-Ratsherr Dieter Schaper fordert völlig zu Recht, diesen Fachmann auch in die Ausschreibungen einzubeziehen. Realistische Leistungsvorgaben, konkret bezogen auf Besonderheiten einzelner Gebäude – das ist die Kommune sowohl den Nutzern als auch den Reinigungskräften schuldig. Die hiesige Innung hat angeboten, in einem Pilotprojekt solche Leistungswerte zu ermitteln. Natürlich verfolgt sie dabei Eigeninteressen und sähe gern mehr städtisches Geld im System. Dass das SGB ihre Expertise aber kühl ausschlägt, ist ein Fehler.

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