Hündin Paula Eine Spanierin in der Bonner Altstadt

Bonn · Liebe ist, wenn man nach einem Kontakt von etwa einer Milchkaffee-Länge ein Jahr lang immer an den andern denkt, bis man ihn dann zu sich holt - auch wenn die Umstände alles andere als einfach sind.

 Besuch bei der Neuen in der Altstadt: Doppelporträt von Paula und Martha.

Besuch bei der Neuen in der Altstadt: Doppelporträt von Paula und Martha.

Foto: Tina Stommel

Weil der andere zum Beispiel nicht nur nicht dieselbe Sprache spricht, sondern überhaupt gar keine. Und dann hat er - oder besser: sie noch nicht mal eine feste Adresse. Die eine Hälfte dieses ungewöhnlichen Liebespaars heißt Martha Maria Gímenez. Besitzerin der "Galeria Galeano" in der Bonner Altstadt.

Die andere Hälfte heißt seit kurzer Zeit Paula. Vorher war sie so namen- wie heimatlos. Sie lebte in Spanien von der Hand in den Mund, oder von der Pfote in die Schnauze. Denn Paula ist ein Hund. Gut ein Jahr ist es her, dass Martha und die zukünftige Paula aufeinandertrafen.

"Es war in einer Autobahn-Raststätte vor Murcia, wo vor allem Fernfahrer Halt machen", erzählt Martha. Sie trank dort "einen schnellen Morgenkaffee" mit ihrem Mann, auf dem Weg zu einem schöneren spanischen Ort. "Dann sah ich diese Hündin mit dem stolzen Blick, hab' sie angesprochen, und als sie kam, habe ich sie gekrault und gestreichelt." Der Raststätten-Kellner traute seinen Augen kaum: "Die lässt sich sonst von keinem anfassen", sagte er.

Martha musste weiter. Aber sie nahm ein Zuckertütchen von der Fernfahrer-Raststätte mit. Machte Urlaub in Spanien und dachte an die Hündin. Kam zurück nach Bonn, dachte weiter an sie. Rief "alle paar Wochen" die Telefonnummer auf dem Tütchen an: "Ist sie noch da?" - "Ja", sagte der mit der (Telefonier-)Zeit Freund werdende Kellner. "Sie ist noch da." Und Martha? Sie stellte fest: "Das ist mein Hund."

Ein knappes Jahr später stand sie dann wieder vor der Fernfahrer-Raststätte. Mit einem Namen - Paula - und einem Vorsatz: Paula sehen, kraulen, mitnehmen. Und Paula? War weg. "Vor ein paar Tagen", erzählte der gleichfalls erschütterte Kellner, habe der Tierschutzverein sie mitgenommen.

Anruf beim Verein: Ja, man habe sie mitgenommen, aber aus Platzgründen ins Heim nach Madrid gegeben. Fahrt nach Madrid (500 Kilometer entfernt). "Sie haben ein Riesenglück!", sagte die Frau vom Madrider Heim: "Ihr Hund ist auf dem Weg nach Deutschland!" Und zwar nach Mainz. Der Mitarbeiter des Tierheims in Mainz, das regelmäßig ausländische Streuner aufnimmt, nahm die Sache genau. Er prüfte Martha und Bonn - also: die Altstadt-Galerie - auf Hundetauglichkeit.

Paula selbst erledigte dann den Rest: "Sie hat gleich beim ersten Mal in der Galerie sofort ihren Rückzugsort bestimmt und sich dort hingelegt, als habe sie immer schon dort gelegen!" erzählt Martha. Die Altstadt-Nachbarn kennen alle die Liebesgeschichte von Paula und Martha. Die Hündin hat Heimat, eine feste Adresse - und eine Freundin, die "Vien' aquí!" sagt, wenn sie "Komm!" meint. Damit die Spanierin im Hund versteht.

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