Taxifahren in Bonn Eine Tariferhöhung von zehn Prozent wird gefordert
BONN · Zwanzig Cent mehr für den Kilometer - diese Preiserhöhung um knapp zehn Prozent hat die Taxi-Genossenschaft Taxi Bonn beantragt. Der Grund: 8,50 Euro pro Stunde sollen Taxifahrer ab Januar verdienen, das sieht der gesetzliche Mindestlohn so vor.
Bisher bekommen die Fahrer rund 6,50 Euro. Um die Kosten weiterhin decken zu können, ist laut Deutschem Taxi- und Mietwagenverband eine 20- bis 25-prozentige Erhöhung der Taxitarife nötig.
Das hält die Genossenschaft in Bonn für zu viel - sie fürchtet um Kunden. "Wenn wir so stark erhöhen, fährt keiner mehr mit unseren Taxis", sagt Claus Lenz, Vorstand von Taxi Bonn.
Eine Taxifahrt wird nach einer Erhöhung leicht teurer als in der Region: Fünf Kilometer in Bonn kosten dann 12,10 Euro statt bisher 11,10 Euro (Siegburg: 11,50 Euro, Köln: 12 Euro) - wobei auch im Rhein-Sieg-Kreis eine Erhöhung beantragt wurde, nach der Bonn im Vergleich wieder günstiger wäre.
In Bonn liegt die letzte Taxitarifverhandlung gut zwei Jahre zurück, bisher wurden meist vier bis fünf Prozent mehr gefordert. Der Hauptausschuss hatte einige Sachverhalte daher von der Verwaltung prüfen lassen und ohne Votum in den Rat übergeben. "Nach Begutachten der Stellungnahme der Verwaltung erscheint die mir Forderung von zehn Prozent zu hoch", sagt Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger auf GA-Anfrage.
Trotz erhöhter Lohnkosten müssten Faktoren wie die aktuell günstigen Spritpreise einbezogen werden. Lenz wehrt das ab: Von den Gesamtkosten einer Taxifahrt machten sie seiner Kalkulation nach nur etwa neun Prozent aus. "Von den gesunkenen Kosten für Benzin können wir aber nicht die neuen Lohnkosten bezahlen," sagt Lenz. Deren Anteil an den Gesamtkosten läge laut Lenz bei 57 Prozent. Die Verwaltung rechnet mit 50 Prozent, da sie Lohnkosten von Einzelunternehmern gegenüber Unternehmen mit mehreren Taxis unterscheidet.
Weiteres Kriterium: die Anzahl an Konzessionen. Zu viele Fahrer bedeuten lange Wartezeiten und die nötigen Erträge, um gestiegene Lohnkosten zu decken, können nicht erwirtschaftet werden. Insgesamt wurden in Bonn laut Stadt 327 Konzessionen vergeben. Rund 170 Unternehmer teilen sich diese, sie beschäftigen nach Lenz' Schätzung insgesamt rund 1200 Fahrer. "Wir sind nur selten annähernd ausgelastet", sagt Lenz. Das erhöhe den Druck im Markt.
Dass es in Bonn viel zu viele Taxis gibt, findet die Stadt nicht: Ein Gutachten habe 2011 ergeben, dass 320 Taxis für Bonn optimal seien. Damit kommen auf ein Taxi 970 Einwohner (Köln: 838 Einwohner pro Taxi). Die Genossenschaft sieht das anders: Nach der Wiedervereinigung habe die Stadt Lenz zufolge rund zehn Prozent neue Konzessionen vergeben, um den kurzfristigen Ansturm auf die Taxis zu bewältigen. "Das waren zu viele, die jetzt nicht mehr vom Markt zu bekommen sind", sagt Lenz.
Denn eine Konzession wird nur zurückgegeben, wenn ein Unternehmen insolvent geht oder die Verwaltung einen Unternehmer für fachlich ungeeignet hält. "In zehn Jahren habe ich das genau einmal erlebt", so Lenz. Auch der Stadt sind solche Fälle nicht bekannt. Gibt ein Unternehmer sein Geschäft aus anderen Gründen weiter, kann er die Konzession übertragen. Auf der Warteliste stehen in Bonn 175 Personen. Wie viel eine Konzession in Bonn wert ist, darüber kann die Stadt keine Auskunft geben.
Auf Grundlage der Stellungnahme der Verwaltung ist die Taxitariferhöhung heute Thema in der Ratssitzung.