Streit mit Planern beigelegt Beethovenhalle soll jetzt 221 Millionen Euro kosten

Update | Bonn · Die Stadt Bonn hat sich bei der Beethovenhalle mit den Planern auf höhere Honorare geeinigt. Die Kostenprognose für die Modernisierung steigt auf 221 Millionen Euro. Oberbürgermeisterin Dörner nennt auch einen neuen Fertigstellungstermin.

 Fototermin vor der Halle: Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Interims-Projektleiter Steffen Göbel.

Fototermin vor der Halle: Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Interims-Projektleiter Steffen Göbel.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Blockade in der Beethovenhalle scheint aufgelöst zu sein. Die Stadt Bonn hat sich mit den Architekten und dem wichtigsten Technikplaner auf höhere Honorare geeinigt, wie Oberbürgermeisterin Katja Dörner am Freitag mitteilte. Das Büro Nieto Sobejano Arquitectos (NSA) werde seine Arbeitsniederlegung somit beenden, die seit Juni die Baustelle weitgehend lahmlegt.

Allerdings musste Dörner auch weitere steigende Kosten verkünden: Die Prognose wächst von zuletzt 197 auf 221,6 Millionen Euro für die Modernisierung des Baudenkmals (statt ursprünglich geplanter 61 Millionen). Auch der Eröffnungstermin verschiebt sich ein weiteres Mal. Jetzt soll die seit 2016 geschlossene Halle ab Dezember 2025 wieder bespielbar sein.

„Das Projekt war lange in schwierigem Fahrwasser“, erklärte die Oberbürgermeisterin bei einem Medientermin vor der Beethovenhalle. „Jetzt konnten wir mit beiden Planungsbüros Vereinbarungen für einen Neustart treffen. Wir werden die Beethovenhalle gemeinsam fertig bauen.“ Sowohl NSA als auch die Kofler Energies Ingenieurgesellschaft mbH haben mit der Stadt seit Langem um zusätzliches Geld wegen erhöhten Aufwands gerungen. Die Architekten verlangten nach GA-Informationen rund 20 Millionen statt zehn Millionen Euro. Auf welche Summen sich die Streitparteien geeinigt haben, ist unklar.

Dörner kündigte eine Dringlichkeitsentscheidung für den Rat zu den neuen Planer-Verträgen an. Denn jeder Tag, an dem die Architekten nicht im Projekt arbeiteten, koste Geld, so die Oberbürgermeisterin. Im Juni hatte nicht nur NSA die Arbeit eingestellt, sondern auch die von den Architekten beauftragte Bauleitung vor Ort. Am Freitag war vom Berliner NSA-Büro keine Stellungnahme zur verkündeten Einigung zu bekommen.

Projektleiter wird wohl länger in Bonn bleiben

Die Kostenprognose von 221,6 Millionen Euro sei jetzt belastbar, versicherte Steffen Göbel, der neue Interims-Projektleiter für die Beethovenhalle. „Ich bin überzeugt, das ist die letzte Budgetanmeldung, die wir machen müssen“, betonte der Berater aus Berlin, den die Kommune für zunächst vier Monate angeheuert hat, um das Krisen-Projekt neu aufzustellen. Er wird wohl länger bleiben: Dörner nannte den Experten am Freitag „einen Glücksfall“ für die Stadt.

Wesentliche Kostentreiber sind nach Göbels Angaben die Bauzeitverlängerung mit 6,7 Millionen Euro sowie die allgemeinen Preissteigerungen als Folge des Ukraine-Krieges in Höhe von 14,6 Millionen Euro. Die Zusatzhonorare für die Planer hatte die Stadt vorsichtshalber bereits in die frühere Kostenprognose eingerechnet.

Auch der Zeitplan werde jetzt halten, versicherte Göbel. Sowohl NSA als auch Kofler stünden hinter den vereinbarten Terminen. Seit August hatte er mit zwei Mitarbeitern aus der Berliner Häuser Baumanagement GmbH, mit denen er schon beim Flughafen BER im Einsatz war, die Dauer-Baustelle analysiert und gemeinsam mit dem Städtischen Gebäudemanagement Bonn (SGB) die Verhandlungen mit den Planern geführt. Grundlage waren im Fall der Architekten Honorarvorschläge eines Schiedsgutachters. „Die Verhandlungen waren anfangs etwas schwierig“, berichtete Göbel. „Aber es wurden Lösungen gefunden, mit denen alle leben können.“ So seien auch Personalschlüssel und Abgabetermine für die Planungen vereinbart worden. Die NSA-Bauleitung kehrt demnach am 21. November auf die Baustelle zurück. Die Architekten sollen am 5. Dezember ihre Arbeit wieder aufnehmen und im März 2023 die letzten Pläne vorlegen. Kofler soll seine Planung im Januar abschließen.

Auch das Schlüsselgewerk Elektrotechnik ist endlich neu ausgeschrieben. Der frühere Auftragnehmer Rhenac aus Siegburg hatte schon im November 2021 gekündigt – offenbar wegen der Verzögerungen auf der Baustelle. Das SGB muss aber noch zwei weitere gekündigte Aufträge neu ausschreiben: für Wandverkleidungen im neuen Studio und die Aufarbeitung der Wandpaneele und Türen im großen Saal. Die lange ungelösten Probleme mit der Entrauchung des Saals und der Tragfähigkeit der Saaldecke sind Göbel zufolge geklärt.

Bauarbeiten und technische Ausstattung in der Beethovenhalle sollen nach dem aktuellen Zeitplan bis Dezember 2024 abgeschlossen sein. Danach kommen laut Göbel die Sanierung der Orgel im großen Saal, die in staubfreier Umgebung erfolgen müsse, sowie die Herrichtung der Außenanlagen. Zudem müsse die Hallentechnik einreguliert werden. Deshalb soll das Beethoven Orchester erst im Dezember 2025 in seine Spielstätte zurückkehren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort