Festspielhaus Einsatz für das Festspielhaus

"Erfolg hat auf Dauer nur der Mutige", sagt Gisela Keusen-Clement und weist auf eine volle Liste mit Unterschriften hin, die sie in der Hand hält.

 Kampfgeist: Gisela Keusen-Clement (links) und Susanne Gundelach sammeln Unterschriften für ein neues Festspielhaus.

Kampfgeist: Gisela Keusen-Clement (links) und Susanne Gundelach sammeln Unterschriften für ein neues Festspielhaus.

Foto: Roland Kohls

Bonn. "Erfolg hat auf Dauer nur der Mutige", sagt Gisela Keusen-Clement und weist auf eine volle Liste mit Unterschriften hin, die sie in der Hand hält. Und Susanne Gundelach ergänzt: "Ich halte es da mit der Gruppe BAP: Arsch huh, Zäng ussenander. Wir müssen unsere Komfortzone verlassen und aktiv werden." Aktiv sind die beiden Frauen in der Tat seit Wochen: für die Bonner Festspielhausfreunde.

Wie berichtet, hat sich diese Initiative zum Ziel gesetzt, dass ein Beethoven-Festspielhaus am Rhein "als kulturelles Glanzlicht in alle Welt strahlen" möge. Nachdem die Sponsoren Telekom und Postbank absprangen, steht für das ehrgeizige Kulturprojekt derzeit nur noch die Post als potenzielle Geldgeberin zur Verfügung. Im November sollen im Bonner Rat die Würfel pro oder kontra Festspielhaus fallen.

"Wir appellieren an den Rat und den Oberbürgermeister: Packen Sie es endlich an", sagt Keusen-Clement kämpferisch. Ihren Teil an der Aufklärungsarbeit für die Initiative erledigt die ehemalige Apothekerin mit Herzblut. Sie überzeuge abendliche Konzertbesucher ebenso, für das Projekt zu unterschreiben, wie den sie behandelnden Zahnarzt und die Nachbarin, die den Hund Gassi führt.

"Mir entkommt keiner", sagt Keusen-Clement, lacht und wird dann ernst. Die Pflege des Erbes von Ludwig van Beethoven sei eine nationale Aufgabe von internationalem Rang. Die Klassikliebhaberin hatte sich in ihren 35 Jahren als Lannesdorfer Apothekenchefin selbst mit Kulturaktionen einen Namen gemacht. Beethoven ließ sie dabei sogar als Double mit der Kutsche einfahren. Für Bonn sei ein Festspielhaus sowohl ein "kultureller Leuchtturm" als auch von wirtschaftlich nicht zu unterschätzender Bedeutung, meint Keusen-Clement.

Neben seiner genialen Musikalität stehe Beethoven für das völkerverbindende Streben nach Freiheit und menschlichen Werten, sagt Gundelach. Die langjährige Sonderpädagogin engagiert sich als Gründungsmitglied des Hospizvereins Bonn dort besonders für die kulturellen Events, bringt also Beethovens Musik zu sterbenden Menschen ins Hospiz am Waldkrankenhaus. Das Festspielhaus Beethoven sei den Bonnern als Geschenk angeboten worden.

Die Sponsoren würden aber erbärmlich behandelt, und auch die Stiftungsgelder von Land und Bund könnten zum Jahreswechsel verloren gehen, glaubt Gundelach. "Ich will etwas dafür tun, dass die Bürger sachgerecht informiert werden, und dass nicht alles von Bedenkenträgern zerredet wird." Deshalb sammle sie "wie bekloppt" Unterschriften, lege ihre Listen überall aus. Jeweils einige hundert Bürger haben die Damen schon überzeugt.

Dieser Einsatz sei "natürlich nicht immer unanstrengend", sagen die beiden, die auch Mitglied bei "Bürger für Beethoven sind, schmunzelnd. Zurückweisungen dürfe man nicht persönlich nehmen. "Ich mache immer darauf aufmerksam, dass wir für etwas sind, also das Festspielhaus, und nicht gegen etwas, also die Beethovenhalle", sagt Gundelach und streicht leicht über den Beethoven-Kopf. Und Keusen-Clement verbreitet Optimismus. Sie sei überzeugt, dass potenzielle weitere Sponsoren nur auf das Ja fürs Festspielhaus warteten.

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