Liebfrauenschule in Bonn Einschulungsjahrgang 1948 trifft sich noch regelmäßig

BONN · Liebfrauenschule. Ein Gang, der den neun Ehemaligen nicht unbekannt ist, die sich im Sudhaus zum Klassentreffen einfanden. Alle zwei Monate treffen sich die Freundinnen, erzählen und schwelgen in Erinnerungen. Auch Selma Ulte-Wilz, Carolins Großmutter, ist unter ihnen - dem harten Kern aus dem Einschulungsjahr 1948.

Oktober 2013: Aus den Mädchen sind gestandene Damen geworden, die sich - wie hier im Sudhaus - alle zwei Monate treffen.

Oktober 2013: Aus den Mädchen sind gestandene Damen geworden, die sich - wie hier im Sudhaus - alle zwei Monate treffen.

Foto: Barbara Frommann

Mit 24 Schülerinnen hatten sie damals angefangen, als die Schule noch Liebfrauen-Oberschule hieß. Unterrichtet wurden sie von Nonnen, unter denen Hosen für Frauen als unschicklich verpönt waren. "Einmal bin ich mit meiner Skihose in die Schule gekommen", erinnert sich Hildegard Martin, eine der Klassenkameradinnen, "die war damals sehr aktuell. Kaum war ich angekommen, schickten mich die Nonnen allerdings wieder heim, damit ich mir einen Rock anziehe."

Doch die Schülerinnen der Nachkriegszeit sahen sich auch mit anderen Widrigkeiten konfrontiert. Der Weg zur Schule gestaltete sich für viele von ihnen alles Andere als einfach. Die Rheinbrücken waren zerstört.

Mädchen aus Beuel mussten mit der Fähre übersetzen. Da war es keine Selbstverständlichkeit, dass sie pünktlich zum Unterricht erschienen. Eine Tatsache, mit der pragmatisch umgegangen wurde: Klassenarbeiten in der ersten Stunde waren tabu.

Die Liebfrauenschule war eines der wenigen Gymnasien in Bonn, die im Krieg nicht zerstört wurden. Das Beethoven-Gymnasium hatte es hingegen getroffen. Und so teilten sich die Schülerinnen die Räumlichkeiten mit ihren Klassenkameraden.

"Kontakt durften wir mit den Jungen allerdings nicht haben. Völlig ausgeschlossen. Deshalb hatten wir abwechselnd immer eine Woche morgens und eine nachmittags Unterricht", erklärt Hildegard Martin. Sie muss verschmitzt lächeln, als sie hinzufügt: "Aber hin und wieder haben wir Zettelchen für sie unter der Bank versteckt."

Viele der Anekdoten beginnen mit "Einmal..." oder "Wisst ihr noch..." und werden begleitet von einer Reihe nostalgisch zustimmenden "Ach ja"-s. So auch, als sich Elisabeth Tams erinnert: "Einmal haben wir sogar protestiert." Die anderen wissen sofort Bescheid, was sie meint, und pflichten ihr bei, als sie ergänzt "Da haben wir viel zu viele Hausaufgaben aufbekommen." Manche Dinge ändern sich eben doch nicht.

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