Krippen aus Ippendorf Einstiger GSG-9-Beamter schnitzt Schutzengel
Ippendorf · Mit Schutzengeln kennt er sich aus wie kein anderer. Schließlich war er selbst lange Zeit einer. Denn als Personenschützer hat Wolfgang Mans viele Jahre auf das Leben und die Sicherheit der damaligen Bundestagspräsidentin Annemarie Renger achtgegeben. Heute schnitzt und drechselt der ehemalige GSG-9-Beamte Engel für die Weihnachtszeit.
Mal sind sie modern vollkommen ohne Gesicht dargestellt, mal ganz trendig mit rostigen Flügeln versehen, manche können eine Kerze halten. Doch eigentlich entstehen in seiner Werkstatt auf dem Venusberg - zufällig lautet die Adresse Im Wurzelbusch - Weihnachtskrippen.
Vor 15 Jahren begann Mans mit dem Krippenbau, seit sechs Jahren verdient der ehemalige Personenschützer, spätere Fototechniker und Banker seinen Lebensunterhalt damit. Die Idee dafür kam ihm während eines Urlaubes in Oberammergau. Die Schnitzarbeiten dort faszinierten den jetzt 59-Jährigen so sehr, dass er nach seiner Rückkehr die ersten Versuche in der heimischen Werkstatt unternahm.
Jede seiner Krippen hat ihren Ursprung im Allgäu. Denn dort findet Wolfgang Mans das einzigartige Wurzelholz, Zirbel- und Latschenkiefer - aus dem der Stall für die Heilige Familie sowie Ochs und Esel entsteht. "Früher konnte ich nur so viel Holz mitnehmen, wie neben dem Urlaubsgepäck ins Auto passte", lacht er. "Heute nehmen wir nur noch eine Tasche mit, damit ich so viel Holz wie möglich einladen kann", erzählt er von seinen Urlauben. Die Wurzeln findet er in einer Höhe über 1200 Metern. Und, das betont Mans: "Ich nehme ausschließlich totes Holz mit."
Nicht allein die besondere Maserung des Naturmaterials fasziniert ihn. "Die Farbe ist ganz einzigartig. Jede Wurzel hat einen unverwechselbaren Grauton." Während andere bei Wanderungen die herrliche Aussicht genießen, richtet Mans seinen Blick stets zu Boden, immer auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen. Sobald er ein Stück entdeckt hat, weiß er auch schon, wie die Krippe einmal aussehen wird.
Der Ippendorfer "Architekt" für Weihnachtsherbergen legt sich allerdings nicht auf einen einzigen Baustil fest. In seiner Werkstatt entstehen fränkisches Fachwerk, Chalets aus der Schweiz und alpenländische Hütten. In einigen Krippen ist sogar Holz aus Schloss Birlinghoven verarbeitet. "Das habe ich bekommen, als dort der Fußboden erneuert wurde. Das Holz ist wirklich etwas Besonderes", so Mans. Und welche Krippe steht im Hause eines Krippenbauers in diesem Jahr unter dem Tannenbaum? "Das wird eine kleine Laternenkrippe sein", verrät der Künstler und präsentiert die Geburtsszene, die er in einem hölzernen Windlicht angesiedelt hat.
Für seine Pfarrgemeinde Heilig-Geist am Kiefernweg baute er ebenfalls den Stall von Bethlehem, der perfekt zur modernen Kirchenarchitektur passt. Im letzten Jahr erhielt die katholische Pfarrgemeinde Thomas Morus in Bonn-Tannenbusch eine Krippe. Bereits seit Jahren bildet eine Riesenwurzel, auf 1600 Metern gefunden, den Krippenstall in einer katholischen Kirche im belgischen Eupen.
Nach Heiligabend kann selbst ein ehemaliger Schutzengel nichts Weihnachtliches mehr sehen. Deshalb betritt Wolfgang Mans im Januar nur ganz selten seine Werkstatt. Doch im Februar geht's wieder los. Dann beginnt im Hause Mans die nächste Weihnachtszeit. Mit Schindelmesser und Säge werden zunächst die groben Klötze bearbeitet, bevor der ehemalige Personenschützer mit dem "Innenausbau" beginnt. Neben Weihnachtskrippen fertigt Wolfgang Mans noch Fensterbilder, Kinderspielzeug sowie dekorative Holzschalen.
Die ungewöhnliche Karriere eines ehemaligen GSG-9-Beamten zum Krippenbauer beschreiben auch Robert Kötter und Marius Kursawe in ihrem im Campus-Verlag erschienenen Buch "Design Your Life", das seit einigen Wochen auf dem Markt ist.
