Denkmalschutz Eisbahn und Konzerte im Bonner Stadtgarten gefährdet

BONN · Das Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband hat den Stadtgarten am Alten Zoll unter Denkmalschutz gestellt. Die Eisbahn „Bonn on Ice“ und auch die Stadtgartenkonzerte könnten damit aus dem kleinen Park verbannt werden.

Still und leise ist der Stadtgarten im Bonner Zentrum unter Denkmalschutz gestellt worden, zumindest erst einmal vorläufig. Das kann mittelfristig Folgen für die Freizeitgestaltung der Bonner haben. Ob die Eislaufbahn an ihrem Platz an der Adenauerallee stehen bleiben kann, ist ebenso unklar wie das weitere Vorgehen. Auch die Stadtgarten-Konzerte stehen womöglich vor einer ungewissen Zukunft.

Die Stadtverwaltung selbst hat die Unterschutzstellung des Stadtgartens nicht angestoßen, teilte eine Sprecherin des Presseamtes mit. Vielmehr habe das Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Anfang März die vorläufige Unterschutzstellung des Stadtgartens beantragt. Diesem Antrag habe die Untere Denkmalbehörde bei der Stadt Bonn entsprochen.

„Die vorläufige Unterschutzstellung gilt für ein halbes Jahr“, beschrieb die Sprecherin. „In diesem Zeitraum muss der Landschaftsverband ein Gutachten zur Begründung der Denkmaleigenschaft erstellen.“ Wenn es positiv ausfällt, wovon auszugehen ist, gelten strengere Bestimmungen für die Nutzung des Parks.

Hohes Interesse an der Eislaufbahn

In Kreisen der Verwaltung und der Politik wird das Vorgehen zum Teil argwöhnisch beäugt. Kann es doch zur Folge haben, dass mit der Eislaufbahn und den Stadtgarten-Konzerten Attraktionen vor allem für jüngere Bonner entfallen. Dem Vernehmen nach soll die Denkmalschützer vor allem die Zeltüberdachung der Eislaufbahn gestört haben, die von der Adenauerallee aus den Blick auf den Rhein und nach Beuel verwehrt.

Allerdings: Für die kommende Eislaufsaison 2018/19 hat Betreiber Otmar Kaiser eine Genehmigung, um die Bahn noch einmal zu öffnen. Was danach passiert, ist ungewiss. „Ich hänge jetzt zwischen Baum und Borke“, sagt er. Die Stadtgarten-Konzerte von August bis September werden stattfinden, stellte das Presseamt klar.

„Wir haben ein hohes Interesse an dieser Eislaufbahn und dass die Verwaltung alles daran setzt, dass sie weiter betrieben werden kann“, sagte auf Anfrage CDU-Fraktionsgeschäftsführer Horst Gehrmann. Ohne Zeltüberdachung jedenfalls sei die Bahn nicht wirtschaftlich zu betreiben, das steht für ihn fest. Auch aus dem Presseamt ist zu hören, dass die Stadt sich dafür einsetzen will, dass die Eislaufbahn weitermachen kann.

Kaiser verweist auf die damaligen Schwierigkeiten bei der Standortsuche, nachdem er mit der Bahn 2011 Abschied vom Museumsplatz nehmen musste. Ausschlaggebend für den Umzug in den Stadtgarten seien die zentrale Lage, die Fußläufigkeit zur Innenstadt und die ÖPNV-Erreichbarkeit gewesen. Dort habe er seitdem 170.000 Euro investiert, auch in Schallschutz, Optik und Beleuchtung des Zelts. Und auf Planungssicherheit vertraut.

Ausnahmefall Rheinaue

Die Bonner City und die Gastronomie profitierten in besonderem Maße auch von den Buchungen für das Eisstockschießen. Einen Umzug an einen anderen Standort wie den Reuterpark oder die Rigal'sche Wiese schließt Kaiser aus, weil diese Orte in keiner Weise den festgelegten Standortfaktoren entsprechen.

Allerdings gibt es eine Möglichkeit, Denkmalschutz und Eislaufbahn unter einen Hut zu bekommen. Dazu braucht man nur auf die Rheinaue zu schauen, die ebenfalls unter Denkmalschutz gestellt wurde – übrigens gegen den Willen von Oberbürgermeister Ashok Sridharan. In diesem Prozess, in dem die Stadt nur ein Anhörungsrecht hatte, ist es zumindest gelungen, dass festgelegt wurde, dass alle Veranstaltungen weiter ohne Einschränkungen stattfinden können. Das betrifft Kunst!Rasen, Rhein in Flammen, das Panama-Festival und die Bierbörse, außerdem die sonstigen Sport- und Freizeitaktivitäten. Auch für Bonner, die den Rheinauenpark zum Spaziergehen oder Picknicken nutzen, solle sich nichts ändern. Ein solcher Bestandsschutz schwebt Vertretern des Stadtrats auch für den Stadtgarten vor.

Für den Verein City Marketing, den Zusammenschluss Bonner Geschäftsleute, hat das Vorgehen der Denkmalschützer eine selbstherrliche Qualität. „Ich habe mit dem Denkmalschutz als solchem kein Problem, aber damit, dass man etwas wegnimmt, was die Attraktivität der Innenstadt mindert“, sagt Vorstandsmitglied Rolf Hiller. Er appelliert an alle Beteiligten, die Eislauf-Nutzung im Stadtgarten in den drei dunkelsten Monaten des Jahres weiter zu gewährleisten.

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