GA-Serie "Bonner Köpfe" Elke Schilling aus Bonn verbindet Mode und Umweltschutz

BONN · Die Bonnerin Elke Schilling ist studierte Bekleidungstechnikerin, Schneiderin und Modemacherin. Sie kämpft gegen die "Ex-und-hopp"- Mentalität und setzt auf nachhaltige, ökologisch produzierte Kleidung.

 Elke Schilling ist studierte Bekleidungstechnikerin, Schneiderin und Modemacherin – und begeisterte Rheinländerin.

Elke Schilling ist studierte Bekleidungstechnikerin, Schneiderin und Modemacherin – und begeisterte Rheinländerin.

Foto: Westhoff

Gemüse aus biologischem Anbau, Fisch nur nachhaltig gefangen, das tägliche Brot vom Bäcker nebenan: „Bei der Ernährung achten wir längst auf Umwelt- und Ressourcenschutz. Nur bei unserer Kleidung hat sich dieses Bewusstsein noch nicht durchgesetzt“, sagt Elke Schilling und schüttelt den Kopf.

„Eine Nachfrage für Mode aus Materialien, die unter fairen Bedingungen produziert wurden, gibt es durchaus, nur das Angebot nicht“, meint die Schneiderin und studierte Bekleidungstechnikerin aus Bonn. Sie muss es wissen. Denn schon in jungen Jahren drehte sich in ihrem Leben alles um Mode, Stoffe, Wolle und Garn.

Geboren in der Eifel, absolvierte sie zunächst eine Schneiderausbildung in Bonn und den Niederlanden und studierte anschließend in Mönchengladbach. Nach einem Abstecher nach München kehrte die Ingenieurin schließlich an den Rhein zurück. „Hier habe ich mich immer wohlgefühlt“, lächelt sie. Zu ihrem eigenen Anspruch gehört natürlich auch, dass sie fast ausschließlich mit dem Fahrrad unterwegs ist. „Das geht auch, wenn man eine Familie hat“, fügt sie hinzu.

Aus purem Zufall ergab sich für sie schließlich doch die Chance, Mode und Umweltschutz zu kombinieren. „Das war wirklich so etwas wie eine göttliche Fügung“, lacht die 47-jährige Mutter dreier Kinder (zehn, zwölf und 14 Jahre alt). Denn beiläufig erfuhr sie von einem Bekannten, dass auch die Modedesignerin Annette Hoffman genauso tickt. „Und dabei lebten wir in direkter Nachbarschaft hier in der Weststadt, sind uns aber nie über den Weg gelaufen“, erinnert sich Elke Schilling.

Die Chemie zwischen den beiden Frauen stimmte, die Ideale und Ziele waren die gleichen. Also wurden schnell Nägel mit Köpfen gemacht: 2011 eröffnete sie ihr Geschäft „Alma & Lovis – fair garments“ (Alma – die lebensspendende Mutter Natur, Lovis – die hinterfragende Kämpferin).

„Wir lieben Mode, fühlen uns aber gleichzeitig der Umwelt und der Gesellschaft verpflichtet“, erklärt Schilling. „Mode ist Ausdruck von Zeitgeist und soll die Individualität des Einzelnen unterstreichen. Es soll Spaß machen, in schönen Materialien und Farben zu schwelgen – ohne schlechtes Gewissen“, lautet ihre Philosophie. Dazu gehört auch, dass sie gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin mehrmals im Jahr nach Portugal und Spanien reist, um die Betriebe, mit denen sie kooperiert, zu besuchen. „Bei uns gibt es nichts aus Asien“, versichert Elke Schilling.

„Wir wollen immer auch sehen, unter welchen Bedingungen gearbeitet wird.“ Und dieses Konzept zieht die Bonner Unternehmerin konsequent durch. Daher kommen nur Materialen aus nachwachsenden Rohstoffen unter die Nadeln der Nähmaschinen.

Ökologisch produzierte Mode hat schon längst das Image kratzig-verfilzter Strickpulli oder bequemer Latschen verloren. „Nein“, erklärt die Geschäftsfrau. „Das Bewusstsein hat sich selbst im Businessbereich durchgesetzt.“ Zum eigenen Anspruch gehört auch, dass man gegen die „Ex-und-hopp“-Mentalität arbeitet. Denn klassisch-elegante Einzelstücke ließen sich nun einmal länger tragen. „Ein weiterer Schritt zu mehr Nachhaltigkeit.“

Geschäftsfrau und Mutter, da bleibt nicht viel Zeit für Hobbys. „Früher habe ich gerne gemalt und gelesen. Ich war immer kreativ. Das schaffe ich zurzeit nicht. Familie und Beruf füllen meinen Tag komplett aus“, erklärt die Ingenieurin. Vermissen will sie ihr derzeitiges Leben jedoch nicht. „Ich wünsche mir, dass mehr Menschen die gleichen ökologischen Standards bei ihrer Kleidung einfordern wie bei ihrem Essen“, gibt sie sich kämpferisch.

Das ist für den Verbraucher jedoch nicht so einfach. Denn die Angaben auf den Schildchen industriell gefertigter Stücke sind nicht immer vollständig. „Ich empfehle den Kunden zu riechen. Wenn neue Ware in einem Geschäft angeliefert wurde, dann breitet sich oft ein unangenehmer Geruch aus. Ein Zeichen, dass die Stoffe stark behandelt wurden“, sagt sie.

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