Bonner Rathaus besetut Eltern-Protest gegen Streik in Kitas

BONN · Der unbefristete Kita-Streik treibt zunehmend die Eltern auf die Barrikaden. 100 Eltern mit ihren Kindern und noch einmal so viele streikende Erzieher besetzten gestern Morgen das Alte Rathaus in Bonn.

 Spielzimmer für Streikkinder: Im Alten Rathaus klettert ein Mädchen auf den Bonner Löwen.

Spielzimmer für Streikkinder: Im Alten Rathaus klettert ein Mädchen auf den Bonner Löwen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Mit ihrer Initiative wollten die Mütter und Väter den Arbeitskampf der Gewerkschaften Verdi, GEW und Komba unterstützen. "Wir sind die Leidtragenden, es muss nun eine Einigung gefunden werden", forderte die Organisatorin Marija Basic. Die Eltern sehen nun die Kommunen in der Pflicht und wählten das Motto "Kinderbetreuung adé - dank Beethovenhalle und WCCB?!".

Der Tag zu Beginn der dritten Streikwoche war in Bonn der bisher heftigste im Kita-Streik: Von den 65 städtischen Einrichtungen wurden 44 bestreikt, davon waren 23 Kitas komplett geschlossen. In 14 Kindergärten bot die Stadt Notgruppen an. "Der Notbetrieb bindet alle Kräfte", teilte das Presseamt zur Situation in den Kitas mit. Das Amt für Kinder, Jugend und Familie hatte seine Streik-Hotline mit sieben Mitarbeitern besetzt, die gestern mehr als Hundert Anrufe von Eltern entgegennahmen.

Die städtischen Kitas in Sankt Augustin sind dagegen in dieser Woche geöffnet. Lediglich in einer Kita in Hangelar müssen die Woche über zwei Notgruppen eingerichtet werden. In Hennef sind in dieser Woche fünf städtische Kitas geschlossen, richten tageweise aber Notgruppen ein. Auch die Großtagespflege in Happerschoß ist wegen des Streiks geschlossen. Von den 27 Troisdorfer städtischen Kitas sind diese Woche zwölf komplett geschlossen, 15 richten einen Notdienst ein. Auch in Troisdorf wollen Eltern morgen für ein Ende des Streiks und für die Erstattung für Kita-Gebühren demonstrieren.

In ganz NRW blieben rund 1000 Kindertagesstätten geschlossen, wie NRW-Verdi-Sprecher Günter Isemeyer mitteilte. Inzwischen beteiligen sich nach Angaben der Gewerkschaft etwa 11.000 Beschäftigte am Ausstand, rund 1000 mehr als in den Wochen zuvor.

Bei vielen Eltern ist durch den Streik die Grenze der Belastbarkeit überschritten. Der Stadtelternrat Dortmund beklagte in einem Brief an die Kommunalen Arbeitgeberverbände, dass Eltern Urlaub nehmen müssten, Erholungsurlaube absagen oder unbezahlt der Arbeit fernbleiben müssten, um ihre Kinder zu betreuen. Arbeitgeber zeigten immer weniger Verständnis. NRW-Familienministerin Ute Schäfer (SPD) hatte Gewerkschaften und Arbeitgeber zu neuen Verhandlungen aufgefordert. "Ich appelliere dringend an beide Seiten, jetzt schnell zu weiteren Gesprächen zusammenzukommen - im Interesse einer guten Lösung für die Erzieher sowie Eltern und Kinder", sagte sie der Funke-Mediengruppe.

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