Putzfirmen der Stadt Bonn Eltern sollten für saubere Schultoiletten zahlen
Bonn · Die Sauberkeit in Schulen und anderen kommunalen Häusern bleibt ein Problem für das Städtische Gebäudemanagement Bonn (SGB). 2016 registrierte das SGB nach eigenen Angaben rund 1200 Beschwerden über Reinigungsmängel.
Die meisten Fälle hätten die Hausmeister gemeldet; das SGB habe zudem rund 400 Kontrollen durchgeführt. Es beauftragt private Firmen mit der Säuberung von rund 620 Objekten in Bonn und gibt dafür jährlich etwa 8,2 Millionen Euro aus.
Nachdem sich vor allem aus den Schulen die Klagen gehäuft hatten, hatte der SGB-Betriebsausschuss vor einem Jahr den Druck auf die Behörde erhöht, für mehr Sauberkeit zu sorgen. Im Oktober 2016 stellte das SGB einen Gebäudereinigungsmeister ein, der seitdem als zentraler Ansprechpartner für die Qualitätssicherung arbeitet. 87 Schulen werden außerdem jeden Monat eingeladen, die Reinigung in ihren Häusern zu bewerten. Laut SGB-Chefin Marion Duisberg geben etwa 40 Schulleitungen regelmäßig Online-Bewertungen ab. „Tendenziell hat sich die Qualität verbessert“, zieht sie eine Zwischenbilanz.
Einige der Schulen sind aber immer noch unzufrieden mit der Hygiene, wie zu hören ist. Das Grundproblem, sagt eine Schulleiterin, die anonym bleiben möchte, sei das Geld. Weil die Stadt scharfe Zeitvorgaben mache und die billigsten Anbieter nehme, stünden die Putzfrauen extrem unter Druck. „Das führt zu hoher Fluktuation. Wir hatten hier sieben Objektleiterinnen in nicht mal zwei Jahren, die jedes Mal eingearbeitet werden mussten.“ Immer wieder komme es vor, dass die Reinigungskräfte ganze Klassenräume oder Flure nicht in den vorgegebenen Zeiten schafften. Die Stadt beruft sich seit Jahren auf Leistungswerte, die von der Kommunalen Geschäftsstelle für Verwaltungsmanagement und der Gütegemeinschaft Gebäudereinigung empfohlen würden. Andere Experten halten die Vorgaben für unrealistisch, wie der GA wiederholt berichtete – vor allem in den Schulen.
Nachholbedarf in der Qualitätskontrolle
Seit 2016 lädt das SGB einmal im Quartal zu einem Arbeitskreis ein, an dem Schulleiter, Stadtschulpflegschaft und Gebäudereiniger teilnehmen. Im Brennpunkt: die Schultoiletten. Die werden nur einmal täglich gereinigt; eine zweite Reinigung würde stadtweit offenbar Mehrkosten von mehreren Hunderttausend Euro im Jahr verursachen. Das SGB hat sich mit dem Arbeitskreis auf ein Pilotprojekt verständigt: Im Schulzentrum Tannenbusch sollen ab Mai Reinigungsleistungen in den Fluren reduziert werden, um kostenneutral Zusatzkapazität für die Toiletten zu schaffen.
„Das SGB bemüht sich wirklich“, sagt Schulleiterin Ute Sterr, die für die Grundschulen im Arbeitskreis sitzt. Es gebe zwar noch deutliche Probleme in manchen Schulen, sie habe jedoch Hoffnung, „dass sich etwas ändert“. Lob kommt auch von Ulrich Meier, dem Vorsitzenden der Stadtschulpflegschaft: „Das SGB verweist zwar regelmäßig auf sein begrenztes Budget, ist aber bereit, Neues auszuprobieren.“ Mit der Idee, die Eltern zur Kasse zu bitten, blitzte das SGB allerdings ab. In einem Brief an alle Schulen hatte es vorgeschlagen, die Zusatzreinigung der Toiletten über Elterninitiativen zu finanzieren. Das geschieht bereits am Tannenbusch-Gymnasium und fünf weiteren Schulen. Doch die Schulleiter lehnten das Ansinnen einmütig ab. Und auch Meier sagt: „Das geht gar nicht.“
Die Linkspartei hakt am Mittwochabend mit einer Anfrage im SGB-Betriebsausschuss kritisch nach. Denn sie sieht Nachholbedarf in der Qualitätskontrolle. „Angesichts der kaum auskömmlichen Zeitvorgaben verwundern die schlechten Reinigungsergebnisse aber auch nicht“, sagte Fraktionsgeschäftsführer Anatol Koch. „1200 festgestellte Mängel in 2016 sind ein Alarmzeichen.“ Genau wie die SPD fordert die Linke, dass die Stadt wieder eigene Reinigungskräfte anstellen soll.
Dem schloss sich vor kurzem die Kommunalgewerkschaft Komba an. Der Bonner Vorsitzende Christoph Busch, gleichzeitig Personalratschef der Stadtverwaltung, begründete den Vorstoß sowohl mit den Reinigungsmängeln als auch mit den prekären Arbeitsbedingungen vieler privater Putzkräfte. Laut Stadtverwaltung wäre eine solche Lösung etwa 30 Prozent teurer als die Fremdvergabe.