EM-Spiel Deutschland – England Wetterfeste Fans harren beim Public Viewing in Bonn aus

Bonn · Das Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft verfolgten einige Hartgesottene vor, die meisten aber in den Kneipen und Bistros von Bonn.

Public Viewing in Bonn (Deutschland - England)
57 Bilder

Public Viewing in Bonn (Deutschland - England)

57 Bilder

Ob nun 45.000 Zuschauer im Wembley-Stadion waren oder nicht, spielte am Dienstagabend vor dem Spago in Poppelsdorf eigentlich keine Rolle: Das Jubeln und Singen von den Rängen ging beim EM-Achtelfinalspiel England gegen Deutschland im Regen unter, der auf die großen Schirme prasselte, und im Donnerwetter über Bonn.

Die Wetteraussichten waren ja nicht besonders gut, weshalb viele Kneipen und Bistros darauf verzichtet hatten, draußen Fernseher aufzustellen. Das Havanna, sagte ein Mitarbeiter, hatte die Genehmigung dafür gar nicht erst beantragt. Drinnen war eine Leinwand aufgestellt, weiter hinten lief ein großer Bildschirm. Das Bistro war voll, aber der Betrieb, so der Mitarbeiter, sei längst nicht so gut wie bei früheren Turnieren, wegen des Wetters und Corona. Nur das Spago zeigte das Spiel draußen.

Geburtstagsfeier zum EM-Spiel

„Die spielen jetzt schon auf Zeit“, tönte dort einer der Zuschauer unter den Schirmen über die englischen Nationalspieler, als die in der dritten Spielminute endlich mal den Ball hatten. Nebenan wartete eine kleine Geburtstagsgesellschaft unter zwei Regenschirmen auf einen Platz im Trockenen. Emilia feierte ihren 17. Geburtstag, das war für sie der eigentliche Anlass, das Fußballspiel war ein guter Bonus. EM-Fieber? „Wenn Deutschland spielt, schon.“ Über die gefüllten Stadien machte sie sich keine großen Gedanken. „Ich glaube, solange die alle Maßnahmen einhalten, ist alles in Ordnung.“

Lars, der mit seiner Freundin gekommen war und mit etwas Glück ohne Reservierung im Spago noch einen Platz gefunden hatte, war das egal, ihm war die Atmosphäre wichtig. Zuschauergesänge gehören für ihn dazu, ebenso wie Gesellschaft beim Gucken. „Wenn ich gucke, dann in einer Kneipe.“ EM-Fieber? „Geht so.“

 Auf dem Kaiserplatz haben mehrere Gastronomen Fernseher draußen aufgestellt.

Auf dem Kaiserplatz haben mehrere Gastronomen Fernseher draußen aufgestellt.

Foto: Stefan Knopp

Schlechtes Wetter zieht Wenige in die Kneipen

Wer mehr Stimmung unter freiem Himmel suchte, konnte zum Beispiel im Kulturgarten am Römerbad einkehren. Da gab es noch viele freie Plätze, mittags waren laut BonnLive-Geschäftsführer Julian Reininger nur etwa 1500 Karten verkauft, das Doppelte wäre möglich gewesen. „Wir haben gemerkt, dass die Leute das Wetter beobachten.“ Ansonsten war man unter anderem auf dem Kaiserplatz gut aufgehoben. Dort standen diverse Flachbildschirme draußen, unter den Schirmen hörte man Sprechgesänge, die Stimmung war bestens. Dort saß auch Pascal mit seinen Kumpels. EM-Fieber? „42 Grad“, sagte er. Wer nicht begeistert sei, „der hat hier nichts zu suchen“. Einen echten Fan könne auch das Wetter nicht schocken. Nur das mit den 45.000 Zuschauern im Stadion in Coronazeiten mit aufkommender Delta-Variante fand die Gruppe nicht gut. „Die riskieren einfach viel, um Kohle zu machen“, kritisierte Pascal. Aber deshalb aus Protest nicht zu gucken, das komme nicht infrage. Einer seiner Freunde äußerte aber Verständnis dafür, dass weniger Menschen bislang bei der EM eingeschaltet haben als früher. Die Corona-Pandemie habe eine Distanz zum Fußball geschaffen.

Pascals fiebrige Temperatur dürfte sich nach Abpfiff abgekühlt haben. Man hatte den Eindruck, dass die Lust am Turnier gerade ein wenig erwacht war. Jetzt ist Deutschland raus, und ob die Gastronomie in Bonn bis zum Finale noch mal ein richtiges Public Viewing erlebt, ist fraglich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort