VHS Emotionaler Bürgerdialog zum Thema Bonn und Bönnsch

BONN · "Übersichtlich", "Vielfalt", "Kultur", "liebenswert", "Provinznest" - so beschrieben die Bonner Besucher des siebten Bürgerdialogs ihre Stadt mit einem Wort. Diese Stadt, die aus 51 Ortsteilen und vier Stadtbezirken besteht, auf einen Nenner zu bringen, ist nicht einfach.

Das musste auch Moderator Werner P. D'hein, ehemaliger Sprecher der Stadt Bonn, zugestehen, der zu Beginn die schwierige Aufgabe stellte. "Was ist Bonn und was ist Bönnsch?" lautete die Frage des Abends, zu dem die VHS Bonn ins Alte Rathaus eingeladen hatte. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch diskutierte zu diesem Thema mit Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, und der Präsidentin des Festausschusses Bonner Karneval, Marlies Stockhorst.

"Der Küdinghovener ist Küdinghovener und will auch auf keinen Fall ein Ramersdorfer sein", sagte Nimptsch. "Die Hauptidentität ziehen die Menschen aus ihren Stadtteilen." Dabei besteht Bonn in seiner heutigen Form schon seit über 40 Jahren. 1969 ordnete das Bonn-Gesetz die kommunalen Grenzen neu und sorgte dafür, dass bis dato eigenständige Bezirke eingemeindet wurden.

Nicht ohne Widerstand der Einwohner, wie D'hein erinnerte. "Der Beueler Bürgermeister verkündete damals: Beuel bleibt frei!" "Mir hat einmal jemand gesagt? die kommunale Neugliederung hat ihm sein Zuhause genommen", berichtete Stockhorst. "Ich halte das für übertrieben, dennoch gibt es Menschen, die bis heute so fühlen."

Gefragt nach der Identität Bonns, antwortete Schütte: "Immer wenn ich das Wort Bundesstadt auf dem Ortsschild lese, empfinde ich so etwas wie Phantomschmerz." Der Name Bonn, in großen, selbstbewussten Lettern, mit Blick in die Zukunft und ohne Hauptstadtnostalgie, würde ihm deutlich besser gefallen.

"Welche Stadt kann schon sagen, einmal Hauptstadt gewesen zu sein", entgegnete Stockhorst. "Ich bin sehr stolz darauf." Stolz auf Bonn sei er, wenn er das aktuelle Städteranking des Handelsblattes betrachte, sagte Nimptsch. Mit Platz 24 schnitt Bonn dabei besser als alle anderen NRW-Städte ab. Allein beim Thema Wohlstand landete es auf Platz 321, wie auch D'hein wusste.

Dass das Verhältnis der Bonner zu ihrer Stadt nicht ganz unproblematisch ist, sah VHS-Direktorin Ingrid Schöll im Vorfeld auch durch die zögerliche Besucherresonanz bestätigt. "Dabei haben wir so viel Werbung wie noch nie gemacht." Letztlich blieben aber nur einige wenige Plätze im Gobelinsaal unbesetzt.

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