Jonas Klingel Endenicher ist einer der jüngsten Imker der Region

BONN · Ein einfacher Strohhut tut's auch. "Nee, einen Imkerschutz mit Schleier oder einen Smoker brauche ich nicht." Jonas Klingel nimmt eine alte Jacke vom Haken, setzt den Hut auf und macht sich auf den Weg in den Garten direkt neben dem Meßdorfer Feld.

 Jonas Klingel bei der Arbeit an seinen Bienenstöcken. Während der Arbeit nascht er oft schon so viel Honig, dass er ihn nicht oft aufs Brot schmiert - sein Bedarf ist dann gedeckt.

Jonas Klingel bei der Arbeit an seinen Bienenstöcken. Während der Arbeit nascht er oft schon so viel Honig, dass er ihn nicht oft aufs Brot schmiert - sein Bedarf ist dann gedeckt.

Foto: Roland Kohls

"Natürlich bin ich schon gestochen worden. Sogar mehrmals. Aber das ist egal", lacht der 17-Jährige und öffnet den Deckel seines Bienenstandes. "Trotzdem trage ich nur ganz selten Schutzkleidung."

Auf die Bienen ist der Schüler der Bertolt-Brecht-Gesamtschule schon als kleiner Junge gekommen. "In der zweiten Klasse der Grundschule habe ich ein Referat über die Tiere gehalten", erzählt der 17-Jährige. Unterstützt von seinem Vater hat er damals nicht nur Bücher gelesen, sondern auch verschiedene Videos über die Tiere angeschaut.

Damit war seine Faszination geweckt. Mit neun Jahren bekam Jonas seinen ersten eigenen Bienenstock. Heute ist er "Herr" über rund 225 000 fleißige Insekten. "Die fünf Stöcke sind meine eigenen", erzählt er stolz. Damit ist er einer der jüngsten Imker in der Region.

Seine Völker leben im Garten von Georg Grab, einem Nachbarn seiner Eltern in Endenich. Zwischen Himbeerruten, Brombeeren, Obstbäumen, Rosenkohl und Sonnenblumen summt und brummt es unentwegt. "Für dieses Jahr haben ich den Honig schon geerntet", erzählt der Oberstufenschüler - auch wenn der Ertrag sehr gering ausgefallen ist und Jonas Klingel nicht ganz zufrieden ist.

"Nur 13 Kilo", schätzt er. "Das sind gerade einmal 26 Gläser." In einem guten Jahr würden seine Bienen mindestens 30 Kilo Honig produzieren. "Der Sommer war zu kurz und zu nass, die Blüte hat sich verzögert. Dadurch ist die ganze Vegetation durcheinandergekommen", vermutet der junge Imker.

Damit aus den Waben goldener Honig fließt, arbeitet er mit Miljen Bobic zusammen, der Am Propsthof die "Imkerei am Jakobsweg" betreibt. Von Bobic, der auch Apitherapie anbietet, bekam Jonas Klingel nicht nur seine eigenen Bienenstöcke, sondern er lernte bei ihm alles, was er im Umgang mit den Tieren sowie bei der Honig- und Wachsproduktion wissen muss.

Und - das ist Jonas Klingel besonders wichtig - "wir produzieren ausschließlich in Bioqualität. Schon jetzt fragen die Ersten nach unserem Honig. In diesem Jahr werden wir aber nicht alle Wünsche erfüllen können." Wie würde er denn den Geschmack des "Klingel-Honigs 2014" beschreiben? "Er zeichnet sich durch eine klare, goldene Farbe aus und hat einen ausgeprägt fruchtigen Geschmack."

Trotz des warmen Spätsommerwetters schalten die Bienen langsam einen Gang runter und stellen sich bereits auf die kalte Jahreszeit ein. Jetzt muss sich der 17-Jährige darum kümmern, dass die Insekten Nahrung bekommen. "Wir haben den Bienen den Honig genommen, jetzt müssen wir dafür sorgen, dass sie nicht verhungern", erklärt der Schüler.

Deshalb wird er ab sofort regelmäßig Zuckerwasser in die Futtertröge füllen. Sinken die Temperaturen unter zehn Grad, dann fallen die Insekten in eine Winterstarre. "Aber nicht in einen Winterschlaf", betont Jonas Klingel. "Denn Bienen schlafen nie. Weder im Sommer, noch im Winter."

Im März werden seine Tiere dann wieder aktiv. Mit der Arbeit an seinen fünf Völkern hat der 17-Jährige eigentlich genug zu tun. "Aber einen Stock würde ich noch dazunehmen", meint der 17-Jährige.

Aus seinem Hobby will der junge Imker einmal einen Beruf machen, er schmiedet bereits Zukunfftspläne. "Nach dem Abi würde ich gerne Agrarwissenschaften studieren. An der Bonner Uni gibt es sogar ein Institut für Bienenkunde." Neben Schule und Bienenzucht bleibt ihm noch genügend Zeit, sich auch in anderen Bereichen zu engagieren.

So war er nicht nur lange Zeit Schülersprecher an der Gesamtschule im Tannenbusch, sondern er arbeitet auch in der Bibliothek der Schule und hat die technische Leitung der Aula übernommen. Für sein soziales Engagement wurde er zudem bereits von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch geehrt.

Die "erste Geige" in seinem Leben spielen aber nach wie vor die Bienen. Im Sommer kümmert er sich mindestens zehn Stunden pro Woche um die Tiere, und auch im Winter muss er einmal pro Woche nach dem Rechten sehen.

Und wie isst ein Imker den Honig am liebsten? "Auf dem Brot, ganz einfach nur mit Butter", erzählt er und gesteht: "Aber eigentlich esse ich nur ganz selten Honig." Denn beim Schleudern und Abfüllen würde er bereits so viel naschen, dass sein Bedarf damit gedeckt sei.

Typisch bönnsch

Das sagt Jonas Klingel über seine Heimat:

  • An Bonn gefällt mir, dass es hier so viel Natur und so viele Grünflächen gibt. Außerdem ist es eine Stadt der kurzen Wege, man kommt schnell überall hin.
  • An Bonn vermisse ich aktuell Toleranz. Ich habe auf dem Bonner Kunst!Rasen gearbeitet und hoffe nicht, dass auch dieses kulturelle Angebot in der Stadt auf der Strecke bleibt. Überhaupt könnte es mehr Festivals geben.
  • Mein Lieblingsplatz in Bonn ist eigentlich der Garten, in dem meine Bienenstöcke stehen. Von der Bank unter dem Apfelbaum aus kann ich meine Völker bei der Arbeit beobachten.
  • Typisch bönnsch ist für mich Karneval. Ich freue mich immer auf die Session und feiere gerne mit meinen Freunden und der Familie.
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