Welthungerhilfe in Krisenregion Endenicher koordiniert Hilfe in Nepal

BONN · Fassungslos verfolgt Jürgen Mika die Fernsehbilder des schweren Nachbebens in Nepal. Vor nicht einmal 24 Stunden ist er als Mitarbeiter des Nothilfeteams der Welthungerhilfe aus Kathmandu zurückgekehrt.

Helfer in der Not: Jürgen Mika von der Welthungerhilfe unterstützt die Menschen in Nepal, die durch das schwere Erdbeben fast alles verloren haben.

Foto: Welthungerhilfe

Jetzt sieht er erneut Zerstörung und unendliches Leid. "Kommt die Region denn gar nicht zur Ruhe?", fragt er.

Gerade einmal zwei Tage lang hatte er Zeit, seine Frau und die beiden kleinen Töchter zu Hause in Endenich zu besuchen. Dann ging es schon wieder in Richtung Asien. "Angst?", fragt er. "Nein, ich habe keine Angst. Sonst wäre das auch nicht der richtige Job für mich", weiß der 45-Jährige aus jahrelanger Berufserfahrung. Auch seine Frau würde sich keine Sorgen machen, seine ältere Tochter betrachtet Papas Einsätze schon kritischer. "Sie ist acht Jahre alt und sieht natürlich im Fernsehen die Bilder von den Katastrophen. Ich habe mir diesmal viel Zeit genommen und ihr ganz genau erklärt, was ich mache und wo ich hinfahre, damit sie beruhigter ist."

Seit zwölf Jahren gehört Jürgen Mika zum Notfallteam und wird nach Natur- oder Umweltkatastrophen sofort in die Krisenregionen geschickt. Seit mittlerweile zehn Jahren im Auftrag der Welthungerhilfe. Nach dem schrecklichen Tsunami Weihnachten 2004 war er lange Zeit in Indonesien. Und auch syrischen Flüchtlingen hat der 45-Jährige im Irak geholfen.

Traumatisierte Kinder, zerstörte Städte und Dörfer, Menschen, die alles verloren haben: Die Bewohner der betroffenen Region in Nepal werden noch lange auf Hilfe angewiesen sein, berichtet Mika. Denn obwohl die weltweiten Hilfsaktionen nach dem schweren Erdbeben schnell anliefen, war der Himalaya-Staat mit der Koordination schnell überfordert. "Am Flughafen habe ich die Verteilungen und Weiterleitung der Hilfsgüter koordiniert", erzählt Mika.

Doch das war gar nicht so einfach. Denn nicht allein die Fahrten hoch in die Bergregionen mussten sorgsam geplant werden. "Wir hatten einen Lkw-Konvoi zusammengestellt, der nur 90 Kilometer östlich von Kathmandu fahren sollte. Für diese Strecke haben wir fast einen ganzen Tag benötigt", berichtete er seinen Kollegen von der Welthungerhilfe bei einem Kurzbesuch in Bonn. Denn die Straßen waren für die schweren Fahrzeuge unpassierbar, die komplette Ladung musste auf halber Strecke in kleinere Transporter umgeräumt werden. Und: "Wir wussten ja, dass es ständig Nachbeben gibt. Das durften wir bei unserer Arbeit nicht vergessen. Wir haben wirklich auf jedes Geräusch geachtet."

Auch Wochen nach der Naturkatastrophe leiden die Menschen in Nepal. "Es fehlt einfach an allem. Viele haben nur das, was sie am Leib tragen", so Mika. Weizen, Reis, Linsen, Öl, Salz sowie Futter für die Tiere werden dringend gebraucht. Mittlerweile hat zudem der Monsun eingesetzt. Doch Tausende haben immer noch kein Dach über dem Kopf. "Es fehlen Zelte und Abdeckplanen, damit wenigstens provisorische Hütten errichtet werden können", so der Nothelfer.

Rund fünf Monate im Jahr ist Mika im Auftrag der Welthungerhilfe weltweit im Einsatz. Gerade erst aus Nepal zurück, saß er schon wieder auf gepackten Koffern. Diesmal dauerte seine Stippvisite bei Frau und Töchtern gerade einmal zwei Tage. Schon bevor er nach Nepal geschickt wurde, wusste er, dass es im Mai nach Pakistan geht. Dort wird er in den nächsten Wochen Vorbereitungen treffen, damit die nächste Flut nicht erneut das Leben der Menschen bedroht und ihre Existenz zerstört. "Nächsten Monat werde ich wieder in Bonn sein", verspricht Mika, bevor er zum nächsten Einsatz aufbricht. Läuft alles nach Plan, dann kehrt er am 5. Juni nach Hause zurück. Dann wird er hoffentlich mehr Zeit bei seiner Familie verbringen.