Sinkende Emissionen trotz großem Energiebedarf Stadt Bonn zieht Bilanz auf dem Weg zur Klimaneutralität

Bonn · Bis 2035 will die Stadt Bonn klimaneutral werden. Obwohl die Bonner nach wie vor eine große Menge Energie verbrauchen, konnten die Emissionen deutlich gesenkt werden. Das liegt auch am Wachstum der erneuerbaren Energien.

 Die Stadt Bonn will im Jahr 2035 klimaneutral sein.

Die Stadt Bonn will im Jahr 2035 klimaneutral sein.

Foto: Benjamin Westhoff

Die erste CO2-Bilanz für die Stadt Bonn stammt aus dem Jahr 1999. Die Fraunhofer Gesellschaft hat sie damals für das Gründungsjahr des Klima-Bündnisses 1987 zusammengestellt. Da das Pariser Klimaabkommen von 2015 die Ziele zur Treibhausgasreduzierung am Jahresausstoß im Jahr 1990 festmachte – die EU will die Treibhausgase bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 verringern, bis 2050 soll sie schließlich komplett klimaneutral werden – erhebt die Stadt die Daten mittlerweile seit diesem Jahr. Bonns Ziele sind ehrgeiziger als die der EU und die bundesweiten. Bis 2035 soll die gesamte Stadt, also die privaten Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, Industrie, Verkehr und die kommunalen Einrichtungen klimaneutral unterwegs sein. Die Treibhausgas-Bilanz der Stadt, den überwiegenden Teil der Emissionen macht Kohlenstoffdioxid (CO2) mit einem Anteil von etwa 88 Prozent aus, wird regelmäßig fortgeschrieben. Die jüngsten Zahlen aus einem im vergangenen Sommer veröffentlichten Bericht beziehen sich auf das Jahr 2018. Im Zeitraum zwischen 1990 und eben 2018 ist der Energieverbrauch von 6,8 Millionen auf 6,4 Millionen Megawattstunden kaum zurückgegangen. Insbesondere in den Privathaushalten war innerhalb von fast drei Jahrzehnten kein signifikanter Unterschied zu verzeichnen gewesen.

Für das Jahr 2018 splittet die Stadt die Anteile am Energieverbrauch in einer gesonderten Grafik auf. Den höchsten Anteil verbrauchen die privaten Haushalte mit 37 Prozent, gefolgt vom Verkehr (27 Prozent) und Gewerbe (25 Prozent). Die Industrie spielt in Bonn mit 7,2 Prozent eine deutlich geringere Rolle als beispielsweise im Umland. Der Verbrauch in kommunalen Einrichtungen liegt lediglich bei 3,6 Prozent. Die privaten Haushalte übrigens stillen ihren Energiebedarf zu weit mehr als der Hälfte aus Erdgas, mit weitem Abstand gefolgt von Strom und Heizöl. Die Erneuerbaren Energien nahmen 2018 einen nur geringen Anteil an.

Energieverbrauch in Bonn: Emmissionen um 27 Prozent gesunken
Foto: grafik

Anders verhält es sich beim Rückgang der Treibhausgas-Emissionen. In dem Bericht heißt es: „Die absoluten CO2-Emissionen haben sich im Bilanzierungszeitraum von rund 2,92 Millionen Tonnen in 1990 auf 2,12 Millionen Tonnen in 2018 um 27 Prozent verringert. Betrachtet man die Privathaushalte und die Wirtschaft gesondert, beträgt der Abfall 35 Prozent. Im Verkehr hingegen sind sie etwas angestiegen.

Bonner erzeugen mehr erneuerbare Energie

Dass der Energiebedarf nach wie vor hoch ist, der Treibhausgasausstoß hingegen zurückgeht, ist laut Bericht vor allem auf zwei Umstände zurückzuführen. Zum einen lag der Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung im vergangenen Jahr bei 40,9 Prozent (1990 waren es nur 3,6 Prozent). „Auch die Emissionen aus der Fernwärme sind durch den Umstieg auf Erdgas und Mülldampf und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung im Heizkraftwerk Nord deutlich reduziert worden“, heißt es im städtischen Bilanzbericht.

Jede Bonner Bürgerin und jeder Bonner Bürger produzierte im Jahr der Einheit etwa 9,5 Tonnen Kohlenstoffdioxid. 2018 waren es nur noch 6,5 Tonnen. Kaum verändert hat sich die CO2-Produktion beim Sprit und beim Erdgas. Bei letzterem ist anzumerken, dass die Anteile bei Stein- und Braunkohle beziehungsweise Heizöl im Gegenzug stark zurückgegangen sind, weil viele Bürger mittlerweile mit Erdgas heizen.

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Von GA-Redakteur
Philipp Königs
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