Langer Tag der Region Energiewende als Chance

BONN · "Das hat was von einem Bahnhof". Nicole Appelt-Löhr war gespannt auf den Austragungsort des Langen Tags der Region, der gestern erstmals im WCCB stattgefunden hat. Die Stadtplanerin aus Erftstadt folgt seit Jahren der Einladung des Vereins Region Köln/Bonn.

Dass die regionale Tagung mit rund 500 Teilnehmern diesmal den Klimawandel zum Leitthema machte, ist kein Zufall. Gastierte doch gerade erst die UN-Klimakonferenz im neu eröffneten Gebäude und Bonn geht als Standort des Klimaschutzsekretariats der Vereinten Nationen in vielerlei Hinsicht bei diesem Thema vorneweg. Dem Klimawandel ein neues Gesicht geben, das möchte nun auch Reimar Molitor, Geschäftsführer des Vereins. "Wir reden fast immer nur über die negativen Folgen", sagt er.

Der Startschuss für die "KlimaExpo.NRW" gestern sollte ein erster Schritt sein. Deren Vorsitzender Heinrich Dornbusch sieht die Initiative als Schaufenster für spannende Projekte und Akteure. Zum einem will er mit Wettbewerben und neuen Formaten weiter ein Bewusstsein für die Energiewende schaffen, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Die in Bonn bereits bekannten jungen Klimabotschafter, die sich gestern den aus dem Rheinland angereisten Gästen vorstellten, sind bereits aktiv.

Eine "Kids Climate Conference" ist der nächste Schritt. Zum anderen sieht Dornbusch, ähnlich wie Molitor, den Klimawandel nicht nur als Bedrohung, sondern auch als eine Chance. "Die Energiewende bietet neue Potenziale für wirtschaftliches Wachstum." Das weiß auch Nicole Appelt-Löhr. Für sie steht die Frage, wie ihre Stadt mit Windkraft und Fotovoltaik umgeht ganz oben auf der Agenda. Die Stadtplanerin hofft, wie in den letzten Jahren auch, neue Kontakte zu knüpfen.

Das gilt auch für Iris Hofmann-Kastner von den Römerthemen Zülpich. Das Museum für Badekultur betreibt seine Anlagen mit Geothermie. "Das haben wir mit viel Kraft durchgesetzt", erzählt die Museumsleiterin stolz. Hier in Bonn möchte sie mit den anderen Teilnehmern ins Gespräch kommen und auf allen Ebenen Sensibilität für das Thema Wasserverbrauch wecken.

Als Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats weiß Christiana Figueres die regionale Tagung und das Engagement der Leute vor Ort zu schätzen. "Jede Stadt, Region und Kommune hat mittlerweile realisiert, dass Klimaschutz eine hohe Priorität hat. Jeder von Ihnen ist Zeuge und Teil dieser globalen Veränderung", sagt sie bei ihrer Rede zu den Teilnehmern.

Neuer Vorstand

Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch ist seit letzter Woche Vorstandsvorsitzender des Vereins Region Köln/Bonn. Er übernahm turnusmäßig den Vorsitz vom Landrat des Rhein-Kreises Neuss, Hans-Jürgen Petrauschke. Da die Amtszeit zwei Jahre beträgt, wird Nimptschs Nachfolger als Oberbürgermeister den Posten im Herbst automatisch übernehmen. Erster stellvertretender Vorsitzender ist Landrat Hagen Jobi vom Oberbergischen Kreis, zweiter Stellvertreter Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Köln.

KURZ GEFRAGT

Reimar Molitor ist Geschäftsführer der "Region Köln/Bonn". Fabian Vögtle sprach mit ihm über die Arbeit des Vereins.

Was hat der Verein in 23 Jahren seines Daseins erreicht?

Reimar Molitor: Wir haben mit Fördermitteln dafür gesorgt, dass regionale Tourismus- und Stadtentwicklungsprojekte vorangebracht wurden. Dafür organisieren wir den Austausch von Städten, Landkreisen und Kommunen. Ob Radwege, Wasserstoff-Busse oder die Attraktivität des Siebengebirges. Es gibt keine Alternativen für diese Kooperation.

Wo sehen Sie die regionalen Herausforderungen der kommenden zehn Jahre?

Molitor: Wir müssen uns etwa um die Folgen des Niederschlags für die linksrheinische Landwirtschaft kümmern. Wegen der Erwärmung der innerstädtischen Wohnquartiere brauchen wir künftig Frischluft-Schneisen und es muss mehr ÖPNV geben. Denn in das Straßenkorsett passen nicht noch mehr Autos.

Was bedeutet das Scheitern des Festspielhauses für die Region?

Molitor: Wir finden es sehr schade, dass es nicht geklappt hat. Die Bedeutung des Beethovenjahres 2020 bleibt jedoch unabhängig von der Infrastruktur hoch. Die ganze Region freut sich schon auf das Datum.

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