Fest der Vielfalt auf dem Bonner Marktplatz Engagement für Freiheit und Menschlichkeit

Bonn · Beim Kultur- und Begegnungsfest auf dem Bonner Marktplatz konnte man erleben, wie international und vielfältig die Bundesstadt ist. Vereine und Initiativen stellten sich und ihre Arbeit vor. Kultur für alle steht dabei ebenso im Mittelpunkt wie humanitäre Hilfe weltweit.

 Die palästinensischen Tänze sind Teil des Bühnenprogramms beim Kultur- und Begegnungsfest auf dem Marktplatz.

Die palästinensischen Tänze sind Teil des Bühnenprogramms beim Kultur- und Begegnungsfest auf dem Marktplatz.

Foto: Stefan Knopp

Die arabischen Staaten fallen in der internationalen Wahrnehmung nicht gerade dadurch auf, dass Frauen dort viel zu sagen hätten. Fatima al-Baiti kann das für ihr Herkunftsland Jemen am südlichen Ende der arabischen Halbinsel bestätigen, wobei das Thema dort von Stadt zu Stadt unterschiedlich gehandhabt werde, wie sie sagt. Sie lebt in Bonn, ist Vorsitzende des kurz vor der Corona-Pandemie gegründeten Südarabischen Frauen Verbandes und will von hier aus für mehr Frauenrechte in ihrer Heimat kämpfen. Die, so wünscht sich al-Baiti, sollten im ganzen Land einheitlich sein – und natürlich möglichst liberal, „dass Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer“, und dass Frauen endlich auch in der Regierung mitwirken.

Die Vereinsarbeit finanziert sich durch Nähkurse. Man will auch das Land und seine Kultur bekannter machen. Der Südarabische Frauen Verband war am Sonntag beim Kultur- und Begegnungsfest auf dem Marktplatz vertreten als einer von 30 Vereinen, die sich vorstellten. Unter dem Schlagwort „Vielfalt!“ wurde der Platz vor dem Alten Rathaus zum multikulturellen Ort. Auf dem Bühnentruck vor dem Rathaus präsentierten einige Vereine Tänze und Musik, das städtische Spielmobil Max war Anlaufstelle für die Kinder, und dazwischen konnte man sich davon überzeugen, wie international Bonn ist.

Ebenfalls kurz vor der Pandemie wurde die Kultur-Tafel Bonn gegründet. Wie die Lebensmittel-Tafeln vermittelt sie Kulturangebote aller Art an Bedürftige, hat dafür Kooperationen mit Bildungspartnern wie dem Jungen Theater Bonn, der Bonner Oper, Sportvereinen, dem Beethoven Orchester und Bonn-Live. Die Bedürftigkeit wird über den Bonn-Ausweis ermittelt und der Vereinsflyer mit diesem ausgegeben. Die registrierten Gäste werden kontaktiert, wenn Karten für Veranstaltungsbereiche verfügbar sind, die sie vorher ausgewählt haben.

Den Kontakt halten Ehrenamtler wie Petra. „Ich bin selbst als Gast gestartet und wollte etwas zurückgeben“, sagte sie. Deshalb engagiert sie sich, telefoniert und geht auf Menschen zu. Auch dieser Verein wurde kurz vor der Pandemie gegründet und kann jetzt seine Arbeit wieder richtig aufnehmen.

Ein alteingesessener Verein ist Help – Hilfe zur Selbsthilfe. Er wurde 1981 überwiegend von Bundestagsabgeordneten unter dem Eindruck des damaligen Afghanistankrieges gegründet. „Wir leisten humanitäre Hilfe weltweit“, sagte Sandra Krämer, die für Spendenakquise und Fundraising bei Help zuständig ist. Eine zentrale Aufgabe. „Wir versetzen Leute in die Lage, sich selbst ein Leben in ihrer Heimat aufzubauen“, erklärte Dorothea Herz. Außerdem geht es an Schulen, um mit Schülern über Humanität zu sprechen.

Beide sind der Ansicht, dass es eine sinnstiftende Arbeit ist, und ihnen gefällt die flache Hierarchie, mit kurzen Dienstwegen und Platz für eigene Ideen. „Ich glaube, dass humanitäre Hilfe das Ziel sein muss, damit die Weltordnung im Lot bleibt“, so Herz. In unserer privilegierten Gesellschaft müsse man Menschen für Teilen und Verzicht begeistern, ergänzte Krämer.

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