Kulturausschuss Engagement und Kämpferherz: Lob für Grießl, Kritik am OB

Bonn · Zwei große Themen standen am Dienstagabend auf der Tagesordnung des Kulturausschusses: Festspielhaus Beethovenhalle und Kiefer-Skulpturen auf dem Museumsplatz.

Wie nicht anders zu erwarten das Festspielhaus, insbesondere die Nachlese zu OB Jürgen Nimptschs Aussage, das Festspielhaus sei finanzierbar. Ferner als kleine Überraschung die breit diskutierte Analyse zum Umbau der Beethovenhalle in einen "unter raumakustischen Kriterien optimierten Konzertsaal", wie Architekt Markus Kill das ausdrückte.

Zeitlich passend zur Verkündung der Dehoga-Initiative rund um den "Beethoventaler" als Finanzierungsbeitrag für die noch offene Millionen-Lücke fürs Festspielhaus am vergangenen Freitag war IHK-Präsident Wolfgang Grießl im Kulturausschuss zu Gast.

Bei ihm laufen viele Fäden des Festspielhaus-Prozesses zusammen: Mit der Aktion "5000 für Beethoven" will er 25 Millionen Euro für den Bau zusammenbringen; er hat gemeinsam mit der Dehoga die Idee entwickelt, über eine wie auch immer geartete Übernachtungsabgabe der Bonner Hoteliers einen 25 Millionen-Euro-Kredit für den Bau zu finanzieren; und er ist auch im Gespräch mit Großsponsoren, die die Lücke zwischen den 30 Millionen Euro, die die Deutsche Post zu zahlen bereit ist, der Grießl- (5000 für Beethoven) und Dehoga-Initiative (Beethoventaler) zu schließen. Er sei mit zwei Unternehmen im Gespräch, es gehe dabei um fünf, respektive zehn Millionen.

Grießl erhielt für sein großes Engagement und sein Kämpferherz einhelliges Lob. Kritik gab es jedoch für die Aussage des OB, die Finanzierung sei gesichert. Jürgen Repschläger von der Linken sprach von einem "ungedeckten Scheck", man habe im November 2011 verabredet, dass am 30. Juni 2012 die Finanzierung stehen müsse, "wir haben jetzt gehört, dass sie stehen könnte".

"Nicht wir müssen überzeugt werden, sondern die kreditgebende Bank", sagte der Fraktionsvorsitzende der CDU, Klaus-Peter Gilles, der gleichwohl meinte: "Wir begleiten das Projekt sehr positiv, aber die Hauptverantwortung liegt woanders." Dorothee Paß-Weingartz (Grüne) vermisst detaillierte Unterlagen und bezeichnete das Dehoga-Konzept als "relativ vage und nicht belastbar": "Man kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht von Finanzierbarkeit sprechen."

Zweifel hat sie auch an der Auskunft des OB, die Betriebskosten seien kein Thema mehr. Paß-Weingartz kommt bei ihrer Rechnung auf 750.000 Euro pro Jahr aus den Stiftungserlösen. "Das ist zu wenig." Helmut Redeker (SPD), der in der Ertüchtigung der Beethovenhalle "keine Alternative zum Festspielhaus" sieht, hofft auf neue Zahlen der Verwaltung im Oktober.

Grießl berichtete von vielen Gesprächen mit der Dehoga, mit potenziellen Sponsoren und dem Landschaftsarchitekten der Rheinaue, Gottfried Hansjakob. Der habe sich ihm gegenüber als glühender Festspielhausfreund gezeigt, "er trägt alles mit, an ihm soll es nicht scheitern", sagte Grießl. Auch Post-Chef Frank Appel habe sich zum Standort geäußert: Die Rheinaus dürfe nicht zerstört werde, zitiert ihn Grießl.

"Wir müssen eine Juristische Person aus der Taufe heben, die die wichtigen Fragen an die Stadt stellt", nannte Grießl als nächsten Schritt und meinte damit die Bauvoranfrage und den Bebauungsplan. Eine Lösung müsse auch für das Projekt "5000 für Beethoven" gefunden werden. Die bislang von dem gemeinnützigen Grießl-Verein eingeworbenen 2,5 Millionen Euro könnten nicht ohne Weiteres in eine privatwirtschaftliche Baugesellschaft fließen. Grießl blieb im Ausschuss optimistisch: "Irgendwann muss die Finanzierung stehen, ich bin überzeugt, dass wir das schaffen." Applaus.

Große Debatte dann über die Beethovenhalle. Zunächst über die gegenwärtige Sanierung, die, so Barbara Wrany (FDP), vom Städtischen Gebäudemanagement "auf den letzten Drücker" geplant wurde und begleitet wird, so dass Beethovenfest-Intendantin Ilona Schmiel schon ganz nervös sei. Der Sprung von der Lüftungs-, Dachrinnensanierung und Tontechnik zu einem völligen Umbau der Beethovenhalle zum hochwertigen Konzertsaal international geltender akustischer Standards ist gewaltig.

Brigitte Graner vom Raumakustikbüro Graner+Partner riskierte ihn. Im Kulturausschuss stellte sie ihre detaillierte Studie für den Umbau vor, der wie berichtet 43 Millionen Euro kosten würde und damit 13 Millionen mehr als eine ohnehin nötige Grundsanierung der Beethovenhalle.

Graners Plan beinhaltet eine Absenkung des Bodens bis zur Bodenplatte - das aktuelle Stuhllager würde entfallen. Ansteigende Sitzreihen würden den Saal zum Konzertraum machen - für tausend Besucher. Zwar ließ sich Graner zögerlich auf 1300 Besucher hochhandeln, doch im Vergleich mit dem Ist-Zustand (1500 bis 1900), der Philharmonie Köln (2100)und der Philharmonie Dortmund (1500) wäre das zu wenig. Erika Coché (SPD): "Wie soll das gehen? Adieu Beethovenfest!"

Bundeskunsthalle plant Kiefer-Skulpturen auf dem Museumsplatz

Die Bundeskunsthalle, die gegenwärtig Kunst von Anselm Kiefer aus der Sammlung von Hans Grothe zeigt, plant im September die Aufstellung von zwei Skulpturen des prominenten Künstlers auf dem Museumsplatz. Das geht aus einer Mitteilung hervor, die am Dienstag dem Kulturausschuss vorlag. Das Kiefer-Projekt wäre das erste Detail aus der Planung für den Museumsplatz, dessen Neugestaltung seit Ende 2011 in Angriff genommen wird. Die beiden Skulpturen sollen jeweils zwölf bis 14 Meter hoch sein, im Abstand von rund zehn Metern von den Museen im Bereich des "Wäldchens" etwa in der Mitte des Platzes aufgestellt werden.

Kiefer hat die Türme für La Ribaute im französischen Bajac entworfen. 1993 bis 2008 hatte er sich in der stillgelegten Seidenfabrik niedergelassen. Die Türme bestehen aus übereinandergestapelten, leicht verschobenen Räumen. Eindrucksvoll waren sie in dem Dokumentarfilm von Sophie Fiennes "Over Your Cities Grass Will Grow" zu sehen. Ein Werk der Bonner Ausstellung, die große Wendeltreppe im Zentrum, zeigt Ansichten der Türme.

Laut Bundeskunsthalle befindet sich das Projekt erst in der Planungsphase. Entschieden sei noch nichts. Wie dem auch sei: Die Bundeskunsthalle will die Türme für fünf Jahre aufstellen. Die Kulturverwaltung plädiert für zwei Jahre.

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