Bonner Polizei berät Senioren Enkeltrick, Schockanrufe und Co

Kessenich · Die Täter geben sich als Polizisten, Enkel oder Anwälte aus: Mit Schockanrufen, Enkeltricks und anderen perfiden Maschen bringt ein weit verzweigtes Netzwerk von Trickbetrügern Senioren um ihr Erspartes. Nun stellte eine Mitarbeiterin der Seniorenberatung der Polizei Bonn die Betrugsmaschen vor.

Im Margarete-Grundmann-Haus erklärt Marita Wichterich von der Bonner Polizei den Senioren die aktuellen Maschen von Trickbetrügern.

Im Margarete-Grundmann-Haus erklärt Marita Wichterich von der Bonner Polizei den Senioren die aktuellen Maschen von Trickbetrügern.

Foto: Abir Kassis

Es gibt kaum ein Thema, über das so oft informiert und vor dem so oft gewarnt wird wie vor Betrugsmaschen am Telefon. Warum fallen trotzdem noch so viele Leute darauf rein? Welche Tricks wenden die Betrüger an? Und wie kann man sich wirksam schützen? Auf diese Fragen gab Marita Wichterich, Kriminalhauptkommissarin der Präventionsdienststelle der Polizei Bonn, den Bewohnerinnen und Bewohnern des Margarete-Grundmann-Hauses am Mittwochnachmittag Antworten.

Trickbetrug am Telefon: Der sogenannte Enkeltrick, bei dem sich die Täter neuerdings auch über Messengerdienste, meist gegenüber älteren Personen als deren nahe Verwandte ausgeben, um Geld zu erbeuten, ist ein gängiges Vorgehen von Betrügern. Eine weitere Masche sind Schockanrufe, bei denen die Täter sich am Telefon als Tochter oder Sohn des Angerufenen ausgeben und behaupten, einen schweren Unfall verursacht zu haben. Damit das vermeintliche Kind vor einer Haftstrafe bewahrt wird, müsse eine hohe Kaution gezahlt werden.

„Am Telefon geben sich die Betrüger auch häufig als Polizisten oder andere behördliche Beamte aus, um an Bargeld und Wertgegenstände zu gelangen“, erklärte Wichterich. Oft suchen sie zuvor in Telefonverzeichnissen nach altmodisch klingenden Vornamen, weil sie Senioren als gutgläubiger erachten. Dann starten sie ihre Betrugsmasche.

Einer der Klassiker: Am Telefon behauptet ein vermeintlicher Polizeibeamter, dass in der Nachbarschaft eingebrochen worden sei. Am Tatort habe die Polizei eine Liste mit Kontaktdaten und Adressen weiterer potenzieller Opfer gefunden. Auf der Liste würde auch der Angerufene stehen. Die falschen Polizeibeamten bieten den Opfern an, das Bargeld aus dem Haus in Sicherheit zu bringen, angeblich in den Safe der örtlichen Polizeidienststelle, bis die Gefahr vorüber ist.

Dass Menschen auf solche Tricks reinfallen, sei keine Seltenheit, so die Wichterich. „Oft sind die Täter professionell geschult, bauen Vertrauen zu ihren Opfern auf und schüren Ängste bei ihnen." Besonders wenn es um vermeintliche Unfälle, Kautionszahlungen oder das Verwahren von Geld oder Wertgegenständen geht, sei Vorsicht geboten, meint die Beamtin. „Man sollte der Polizei unter keinen Umständen Schmuck, Geld, Gold aushändigen, weil es keine Umstände gibt, in denen wir das wollen würden“, so die Kommissarin.

Falsche Rufnummernanzeige führt Opfer in die Irre

Viele Betrüger würden bandenmäßig agieren und sogenanntes Call-ID-Spoofing betreiben, erklärt Wichterich. In diesen Fällen wird die Displayanzeige beim Angerufenen manipuliert. „Teilweise beauftragen die Täter Callcenter in osteuropäischen Ländern oder der Türkei – eingeblendet wird meistens aber eine Nummer aus München, Berlin oder Bremen.“ Man gehe davon aus, dass nur ein Bruchteil der Straftaten zur Anzeige gebracht wird, so Wichterich. „Wir vermuten ein sehr hohes Dunkelfeld. Denn viele Betroffene schämen sich oder haben Angst, sich anderen anzuvertrauen, wenn sie auf eine Betrugsmasche reingefallen sind.“

Wie sich Bürger schützen können: „Wenn sie Verwandte oder Bekannte am Telefon vermuten aber nicht sicher sind, sollten sie auflegen und sie danach selbst anrufen, um sich zu vergewissern, dass sie es wirklich sind.“ Wer einen verdächtigen Anruf erhält, sollte sich zudem nicht scheuen, die Polizei anzurufen. Das sei noch kein Notrufmissbrauch, so die Kriminalhauptkommissarin. „Denn wenn bei versuchtem Betrug keiner Anzeige erstatten würde, könnte die Statistik vermuten lassen, dass Telefonbetrüger in Bonn kein Problem darstellen würden."

Häufig würden Opfer am Telefon eine Anweisung zur Verschwiegenheit erhalten, „weil sonst die polizeiliche Aktion gefährdet werden könnte“, erklärt Wichterich. „Wenn Sie in solchen Zusammenhängen angerufen werden, tun Sie eins bitte nie: Schweigen.“ Dritte mit in die Situation einzubeziehen, ermögliche eine Einschätzung von außen, die einen im Zweifel erkennen lasse, dass man es mit Betrügern zu tun hat, so die Beamtin.

Hilfreich sei es auch, sich vorab eine Strategie zum Umgang mit potenziellen Betrügern zu überlegen. Wenn Betroffenen etwas verdächtig vorkommt, könnten Sie beispielsweise behaupten, Verwandte bei der Polizei zu haben oder nur von Sozialhilfe zu leben, so Wichterich. Aussagen wie diese würden das Interesse der Betrüger in der Regel senken.

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