Patientenkolloquium des Uniklinikums Enorme Fortschritte bei der Behandlung von Brustkrebs
BONN · Die frühere Landesbischöfin Margot Käßmann, die Popstars Anastasia und Kylie Minogue oder ZDF-Moderatorin Nina Ruge - Brustkrebs kann jede treffen. Etwa jede neunte Frau wird in ihrem Leben an diesem Krebs erkranken. Rund 200 Interessierte kamen am Mittwochabend zum zweiten Patientenkolloquium ins Uniklinikum.
Rede und Antwort standen die niedergelassene Radiologin Bettina Wolfgarten und der Direktor der Uni-Frauenklinik, Professor Walther Kuhn. Der Ärztliche Direktor des Uniklinikums, Professor Wolfgang Holzgreve, stellte zu Beginn fest, dass es bei der Behandlung von Brustkrebs zwar enorme Fortschritte gegeben habe, "aber wir müssen auch mit Demut anerkennen, dass es noch Grenzen gibt". Einige Antworten auf gestellte Fragen:
Wieso werden beim Mammographie-Screening nur Frauen zwischen 50 und 69 Jahren berücksichtigt, wenn 30 Prozent der Patientinnen älter als 70 und 20 Prozent jünger als 50 Jahre alt sind?
Bei den älteren Frauen ab 70 Jahren ist es kein Problem, weiterhin zur Untersuchung zu gehen. Die Krankenkassen übernehmen dafür die Kosten. Indes empfehlen die Interdisziplinären S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms tatsächlich, Frauen ab 40 in das Programm aufzunehmen.
Wie sieht es mit Brustkrebs bei Männern aus?
Brustkrebs bei Männern ist äußerst selten: Für das Jahr 2009 wurden in den deutschen Krebsregistern 540 neu erkrankte Patienten erfasst. Das Problem ist häufig, so Kuhn, dass ein Mammakarzinom bei Männern zu spät erkannt wird. Daher ist die Sterbewahrscheinlichkeit bei betroffenen Männern sehr hoch.
Wie sieht es mit der Behandlung mit Hilfe von Tumormarkern beziehungsweise sogenannten Antikörpern aus? Wird diese Therapie in Deutschland bereits eingesetzt?
Aus der Krebsforschung weiß man, dass Tumoren wachsen, wenn die Erbsubstanz, also der Bauplan der Zellen, geschädigt wird. Die führt beim Brustkrebs etwa dazu, dass auf der Zelloberfläche zu viele "Andockstationen" für Wachstumsfaktoren entstehen. Diese Stationen nennt man HER2-Rezeptoren - abgeleitet von Human Epidermal, also auf der menschlichen Zelloberfläche befindlich, Wachstumsfaktor-Rezeptor Nr. 2. Je mehr solcher HER2-Rezeptoren eine Brustkrebszelle produziert, desto schneller wächst der Tumor. Nun ist es gelungen, Antikörper gegen HER2-Rezeptoren herzustellen. Sie wirken als Gegenspieler zu den Wachstumsfaktoren. Allerdings befindet sich die Therapie laut Kuhn noch in Studienansätzen.
Welche Bedeutung hat Sport?
Sport ist ein positiver Faktor. Kuhn verweist auf Studien und ein Programm des Sportwissenschaftler Freerk Baumann von der Kölner Sporthochschule, der den Einfluss von Bewegung und Sport auf den Verlauf einer Krebserkrankung untersucht. In einer Studie testet er zurzeit den Einfluss von Krafttraining auf Brustkrebspatientinnen.
Wann reicht eine Mammographie, wann ist eine Kernspintomographie vonnöten?
"Es gibt nicht die eine richtige Methode", so Wolfgarten. Grundsätzlich lassen sich Tumore auch per Ultraschall erkennen. Eine verlässliche Diagnose von Mikrokalk in den Milchgängen ist indes nur bei einem MRT möglich.
Kann durch eine Mammographie ein Tumor ausgelöst werden?
Wolfgarten: "Eindeutig nein."