Zeitzeugen Erika Backhausen: Atemlos vor großer Angst

Erika Backhausen aus Oberdollendorf schildert bei ga-bonn.de, wie sie als damals zwölfjährige Schülerin den Angriff auf Bonn am Morgen des 18. Oktobers 1944 erlebt hat.

Ich besuchte in der besagten Zeit die Mädchen-Oberschule II in der Königsstraße in Bonn. Diese Schule, die früher Liebfrauenschule hieß, war wohl zu Beginn des Zweiten Weltkriegs umbenannt worden.

Am Morgen des 18. Oktobers gab es Luftalarm. Wir hatten Anweisung, in einem solchen Fall die Schutzräume der benachbarten Oberschule I aufzusuchen. Die Erinnerung an die Empfindungen, die ich während des Bombardements hatte, sind mir im Laufe der Jahre abhanden gekommen.

Nach der Entwarnung wurden wir von der Schulleitung angehalten, auf dem schnellsten Weg nach Hause zu gehen. Da die Siebengebirgsbahn nicht mehr fuhr, versuchten wir in einer kleinen Gruppe von Schülerinnen aus dem rechtsrheinischen Raum, durch die zerstörte und teilweise noch brennende Innenstadt über die, wie wir hörten, noch unzerstörte Rheinbrücke zu kommen.

Auf dem Weg dorthin wollten wir unter anderem durch die Brüdergasse gehen. Das war aber nicht möglich, weil die Straße voller Trümmer der zusammengestürzten Häuser lag. Auch hier brannten noch einige Häuser. Schließlich fanden wir durch die Wenzelgasse über die Friedrichstraße zur Rheinbrücke.

Wir liefen atemlos vor großer Angst über die Brücke und gingen dann über die Schienen der Siebengebirgsbahn rund acht Kilometer bis Oberdollendorf. Das war gegen Mittag als wir dort ankamen. Einige Mädchen aus Rhöndorf und Bad Honnef hatten nun aber noch sieben Kilometer Fußweg vor sich.

Ich schreibe dies aus der Erinnerung. An Einzelheiten von schlimmen Anblicken der Menschenopfer und umherirrenden Personen, die nach ihren Angehörigen in der Bonner Innenstadt suchten, mag ich mich nicht mehr erinnern. Meine Schulfreundinnen und ich haben uns durch dieses traumatische Erlebnis ins Verdrängen und Vergessen geflüchtet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort