Fall Niklas P. Ermittler wehren sich gegen Pannenvorwurf

Bonn · Die Bonner Polizei wehrt sich gegen den Vorwurf, im Fall des erschlagenen Niklas P. bei der Spurensicherung schlampig zu Werke gegangen zu sein.

Medien hatten am Wochenende über eine vermeintliche Polizeipanne berichtet, weil der Ort des Geschehens an der Bad Godesberger Rheinallee in der Nacht zum 7. Mai erst sechs Stunden nach der Tat abgesperrt worden sei. Das hat die Polizei auf Anfrage des General-Anzeigers am Wochenende zwar bestätigt, es zugleich aber mit dem Verlauf der Ermittlungen in der Tatnacht erklärt.

Gegen 0.20 Uhr war der 17-jährige Niklas am Rondell neben der Bushaltestelle von drei anderen jungen Männern attackiert worden. An den Folgen von Schlägen und Tritten gegen den Kopf war er einige Tage später gestorben.

Bei schweren Delikten sei es für die Polizei zwingende Regel, den Tatort unverzüglich für die Spurensicherung abzusperren, sagt ein Ermittlungsexperte auf Anfrage des General-Anzeigers. Durchaus möglich sei es dabei auch, den Schauplatz eines Verbrechens zunächst abzusperren und in diesem Zustand für die später eintreffende Spurensicherung zu bewahren.

Abgesperrt wurde der Bereich um das Rondell aber erst mit dem Eintreffen der Spurensicherung gegen sechs Uhr, also rund sechs Stunden nach der Attacke. Rein theoretisch könnten in diesem Zeitraum wichtige Beweismittel verschwunden oder beseitigt worden sein.

Robert Scholten, Sprecher der Bonner Polizei, erklärt die zeitliche Verzögerung mit dem Verlauf der nächtlichen Ermittlungen: Zunächst sei der Vorfall nicht als Tötungsdelikt, sondern als Körperverletzung gemeldet worden, bei der dem ersten Lagebild zufolge geschlagen und getreten worden sei.

Insofern sei zunächst davon auszugehen gewesen, dass sich mögliche Spuren in erster Linie an Niklas' Körper und seiner Kleidung finden ließen. Letztere sei auch sofort sichergestellt worden. Der zweite Schwerpunkt, so Scholten, sei auf die Zeugenvernehmungen gelegt worden, um so den Hergang der Tat nachvollziehen zu können.

Nachdem die Zeugen das Geschehen dargelegt hatten und sich zugleich abzeichnete, wie schwer Niklas' Verletzungen waren, habe man noch in der Nacht eine Mordkommission eingerichtet und mit der Spurensicherung am Tatort begonnen.

Der 20-jährige Walid S. befindet sich als Hauptverdächtiger weiterhin in Untersuchungshaft. Im Zimmer des Mehlemers befand sich unter anderem eine Jacke, an der Blutspuren von Niklas gefunden wurden.

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