Parkraumkonzept am Campus Poppelsdorf Erst mal keine Änderung bei Gebühren

Bonn · Die Parkraumbewirtschaftung der Uni Bonn an der Nussallee und rund um den Campus Poppelsdorf hat spürbare Auswirkungen. Zum einen bleiben die Parkplätze, wo rund um die Uhr bezahlt werden muss, derzeit leer. In den Nachbarstraßen ist es dagegen umso schwerer geworden, sein Auto unterzubringen.

 Rigide Parkregeln an der Nussallee: Sie sorgen für einen Verdrängungseffekt in die umliegenden Straßen.

Rigide Parkregeln an der Nussallee: Sie sorgen für einen Verdrängungseffekt in die umliegenden Straßen.

Foto: Roland Kohls

Diese Situation ist gut zu sehen auf dem wenig genutzten Uniparkplatz an der Carl-Troll-Straße und den dicht aufgereihten Fahrzeugen gegenüber. Nun meldet sich auch die Politik mit Kritik.

Es habe eine Vereinbarung zwischen Stadt und Uni zur Entwicklung eines Mobilitätskonzepts gegeben, so die Stadtverordnete Henriette Reinsberg von der CDU. „Das ist uns allen wichtig“, sagt sie für die Ratskoalition.

So habe die jetzige Parkregelung zu Erstaunen geführt, „weil sie von der Uni radikal umgesetzt wurde“. Die Bediensteten hätten wohl keine Lust, 18 Euro im Monat zu zahlen, argumentiert sie angesichts der vielen nicht genutzten Plätze – auch an der Nussallee. Nun würden die Uni-Mitarbeiter in den Wohnstraßen einen Parkplatz suchen. „Das können wir in der Politik nicht akzeptieren“, sagt Reinsberg.

Sie hat nun auf Initiative des Ortsverbandes Baumschulviertel/Südstadt mit Christian Steins und anderen einen Antrag für die Bezirksvertretung Bonn formuliert, wonach Inhaber von Anwohnerparkausweisen aus den benachbarten Gebieten ohne zusätzliche Kosten parken können sollen.

Verwaltung soll Anwohnerparken auch für andere Straßen prüfen

Die Verwaltung soll Anwohnerparken auch für Händel-, Haydn- und Humboldtstraße prüfen. Für die Kaufmannstraße liegt bereits ein Bürgerantrag zum Anwohnerparken vor. Außerdem will die CDU die Verwaltung beauftragen, mit der Universität darüber zu verhandeln, dass die universitätseigenen Parkplätze nur Montag bis Freitag zwischen 8 und 18 ausschließlich den Mitarbeitern der Universität zur Verfügung stehen.

Ähnlich sieht es die SPD, die ebenfalls will, dass sich Stadt und Uni an einen Tisch setzen. Die Idee mit dem kostenlosen Parken abends und am Wochenende habe die Partei schon im Januar 2014 gehabt, „was Bezirksvertretung und Hauptausschuss einstimmig beschlossen hatten“, sagt der Bezirksverordnete Herbert Spoelgen. Im August 2015 hatte er mit einer Großen Anfrage nachgehakt. „Wir haben jetzt aktuell Beschwerden aus dem Musikerviertel, weil die Leute da jetzt alles zuparken.“

Dort will die SPD nun Anwohnerparken. Spoelgen fürchtet, dass sich alles zuspitzt, wenn der neue Campus fertig ist und dort Betrieb herrscht. Die Situation werde sich nicht so leicht lösen lassen, sagt Holger Schmidt (Linke). „Erhebt die Uni keine Gebühren für Angehörige, gibt sie einen Anreiz, mit dem Auto zu kommen – dann leiden Poppelsdorf und die Anwohner unter noch mehr Verkehr oder stehen nach Ausbau des Campus im Dauerstau.“

Uni: Parkgebühren dienen nicht der Finanzaufbesserung

Das Gleiche gelte, wenn mehr kostenlose Parkplätze für alle geschaffen werden. „Die Ausweisung von Anwohnerparkplätzen ist möglicherweise für die dort Wohnenden eine Hilfe, aber auch mit solch reservierten Flächen wird der Parkraum knapp bleiben“, denkt Schmidt. Eine dauerhafte Linderung des Problems würden wohl nur der Ausbau des Nahverkehrs und die Förderung des Radverkehrs bieten.

„Was die Uni macht, ist der politische Wille der Bezirksvertretung gewesen“, meint Hartwig Lohmeyer (Grüne). „Es ist das einzige Mittel, nicht noch mehr Autos anzulocken, sondern die Leute auf alternative Verkehrsmittel zu lenken.“ Über das Anwohnerparken solle man erst nachdenken, wenn es auf dem Campus losgegangen ist.

Auch im Regierungsviertel habe es gedauert, bis sich eine Parkraumbewirtschaftung eingespielt habe. Die Parkgebühren der Uni dienten nicht dazu, die Finanzen aufzubessern, bekräftigt noch einmal Unisprecher Andreas Archut. Sie seien Auflage der Stadt für den Campus gewesen, um den Verkehr nicht über Gebühr anwachsen zu lassen. Dazu gebe es im Konzept Carsharing auf dem Campus und die Stärkung des Fahrradverkehrs.

Die jetzige Bewirtschaftung sei eine Entscheidung mit Beteiligung der Personalvertretung gewesen. „Wir wollen nun Erfahrung sammeln“, sagt Archut. Das System sei also nicht in Stein gemeißelt. Zudem sei Unirektor Professor Michael Hoch in Kontakt mit Anwohnern. Archut: „Wir sind an guten nachbarschaftlichen Verhältnissen interessiert.“

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