Bahnhofsvorplatz in Bonn Erst Pläne vorlegen, dann Grundstücke verkaufen

Bonn · „Definitiv vor der Sommerpause“ sollen die Pläne rund um die Bebauung gegenüber dem Bonner Hauptbahnhof vorliegen. Dabei geht es vor allem um „Urban Soul“, das ja auf dem Areal zwischen Bonner Loch und Thomas-Mann-Straße geplant ist.

 Übersicht: Die Südüberbauung im Hintergrund und das Nordfeld, auf dem der Gebäudekomplex Urban Soul entstehen soll.

Übersicht: Die Südüberbauung im Hintergrund und das Nordfeld, auf dem der Gebäudekomplex Urban Soul entstehen soll.

Foto: lannert

Wie berichtet, ragt das Projekt „Urban Soul“ weit in den Bahnhofsvorplatz hinein und verbaut nach aktueller Planung unter anderem den geplanten Abgang und die U-Bahn-Ebene.

Wie Stefanie Zießnitz vom Bonner Presseamt auf Anfrage mitteilte, wird die Verwaltung die Fachausschüsse sowie Bezirksvertretung und Rat über die Anbindung des U-Bahnhofs, die Erreichbarkeit der Bahnsteige am Hauptbahnhof sowie der Passage von der Post- zur Quantiusstraße und umgekehrt informieren. „Je nach Ausgang der aktuell laufenden Untersuchungen wird sie vor allem hinsichtlich der Lösung der vielfältigen brandschutztechnischen Fragen im Untergeschoss auch eine Beschlussvorlage zur Entscheidung vorlegen“, sagte sie.

Interessanterweise legt die Verwaltung unter Federführung von Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe dem Rat, der heute tagt, eine Beschlussvorlage vor, nach der die Verwaltung verpflichtet wird, dem Rat und dem Planungsausschuss noch vor einer Veräußerung der städtischen Grundstücke die „endabgestimmte Planung“ für die Zugänge vorzulegen. Das Amt, dem Oberbürgermeister Ashok Sridharan mittlerweile auch das Liegenschaftsmanagement zugeordnet hat, beruft sich auf einen kürzlichen Bericht dieser Zeitung und einen darauf folgenden Antrag des Bürger Bundes.

„Die fußläufige Anbindung des U-Bahnhofs, die Erreichbarkeit der Bahnsteige am Hauptbahnhof sowie die Passage von der Post- zur Quantiusstraße und umgekehrt via nördlicher Gleisunterführung werden nach bisher bekanntem Planungsstand stark beeinträchtigt“, fasste Appelbe in der Vorlage die Begründung des Bürger Bundes zusammen. Dieser hatte darauf hingewiesen, dass zu befürchten sei, „dass die von der Bürgerschaft gewünschte Platzbildung zwischen der teils abgängig erscheinenden Südüberbauung und dem Neubauvorhaben in nicht unerheblicher Weise reduziert wird. Der Planaufriss des Urban Soul überschreitet zur Südüberbauung hin die in der Ausschreibung vorgegebene Baugrenze und engt damit den möglichen Platzraum ein.“ Gegenüber anderen Plänen verkleinert sich der Platz laut Stadt um etwa 200 Quadratmeter. Der stellvertretende Stadtsprecher Marc Hoffmann betonte am Mittwoch, dass Appelbe die Intention des Antrags begrüße, aber nicht der Begründung folge: „Wir stehen dem Antrag des BBB grundsätzlich positiv gegenüber, da die Verwaltung die Absicht hatte, die politischen Gremien über die endabgestimmten Planungen zu informieren und beraten zu lassen. Dies bedeutet nicht, dass wir die Begründung des BBB teilen“, so Hoffmann.

Außerdem sieht das Planungsamt keine Beeinträchtigungen durch die Abweichungen. Zudem seien die vordefinierten Baufelder „im Wesentlichen eingehalten“ worden, heißt es in einer Stellungnahme auf einen Einspruch des „Verkehrsforums“, einem Zusammenschluss von Bürgerinitiativen. „Die wichtigen Aspekte der Baufluchten, der Platzausbildung und der Aufnahme der Verkehrsfunktionen sind gewährleistet“, heißt es.

Einen Widerspruch zwischen den beiden Vorlagen sieht die Verwaltung nicht. Im Rahmen des Ausschreibungstextes seien schließlich keine „absolut verbindlichen Baugrenzen fixiert“ worden, so die Sprecherin. Die Baufelder leiteten sich aus dem städtebaulichen Gesamtkonzept der Kölner „Stefan Schmitz architekten bda“ ab. „Dieses Gesamtkonzept galt als Orientierungsrahmen. Abweichungen vom Baufeld waren zugelassen, sofern verkehrliche Belange nicht beeinträchtigt werden“, so Zießnitz weiter. „Die Planungsergebnisse aller Ausschreibungsteilnehmer standen im Wettbewerb untereinander, hierbei hat sich das nun in der Konkretisierung befindliche Bebauungskonzept durchgesetzt.“

Unterstützt wird die Kritik des Forums vom Bürger Bund Bonn, der eine Verkleinerung des Platzes nicht als „Kleinigkeit“ versteht. Stadtverordneter Johannes Schott: „Die neuerliche Kritik der Bürgerinitiativen können wir gut nachvollziehen.“ Die Entscheidung, in welcher Weise der bisher am häufigsten frequentierte Zugang zum Bahnhof künftig gestaltet wird, „kann und darf nicht hinter verschlossenen Türen getroffen werden“. so Schott. Das sieht Appelbe ebenso. Der Rat soll nächste Woche darüber entscheiden.

Unterdessen hat das Verkehrs- forum Beschwerde bei der Bezirksregierung Köln eingelegt. Im Auftrag der Initiativen bittet Ilse Maresch Regierungspräsidentin Gisela Walsken „dringend, die Umsetzung der derzeitigen Planung vor dem Bonner Hauptbahnhof nicht zu genehmigen“. Auch der Verein „Pro Bahnhofsvorplatz Bonn“ weist nochmal darauf hin, dass der Investor Urban Soul die Zielsetzungen aus der Bürgerwerkstatt „total missachtet“. Von dem so sehr gewünschten Platz vor dem Bahnhof bleibe letztlich nur eine „Verlängerung der Poststraße übrig“, so Professor Günther Bergerhoff.

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