Semesterbeginn an der Uni Bonn „Die Ersti-Woche gehört zum Unileben dazu“

Bonn · Die Ersti-Woche ist für angehende Studierende die beste Möglichkeit, ihre Kommilitonen und die neue Heimat kennenzulernen. Nach einem Jahr coronabedingter Pause ist das Bedürfnis danach besonders groß.

 In der „Ersti-Woche“ lernen sich die Erstsemester kennen - in der Regel bei geplanten Aktionen und dem ein oder anderen Getränk.

In der „Ersti-Woche“ lernen sich die Erstsemester kennen - in der Regel bei geplanten Aktionen und dem ein oder anderen Getränk.

Foto: Benjamin Westhoff

Wer aktuell in der Bonner Innenstadt unterwegs ist, dem dürfte es vielleicht schon aufgefallen sein: Gruppen von angehenden Studierenden ziehen in Begleitung ihrer älteren Kommilitonen durch die Stadt, Bonns Sehenswürdigkeiten werden kurzerhand zu Stationen auf einer Erkundungs-Rallye umgewandelt und abends feiern junge Menschen am Hofgarten, Alten Zoll oder an der Poppelsdorfer Allee. Etwas mehr als 4000 Erstis werden ihr Studium nach Angaben der Universität Bonn in diesem Wintersemester beginnen. Und nach einem Jahr Pause finden auch wieder Einführungsveranstaltungen für die neuen Erstis statt.

Gute Stimmung zwischen Ersti-Rallyes und Trinkspielen

Es ist später Nachmittag, der Himmel ist grau und es regnet leicht, als sich eine Gruppe junger Erwachsener an der Sterntorbrücke ihren Weg durch die Passanten bahnt. Sie alle tragen einen blauen Jutebeutel mit dem selben Logo - ein Willkommensgeschenk ihrer Fachschaft, das sie als Erstis, also als neue Studierende enttarnt. Eine ältere Studentin erklärt etwas, bevor die Gruppe weiterzieht. Einige von Ihnen wollen später am Abend noch zum Flunkyball-Turnier (siehe unten) am Stadtgarten, organisiert von den Fachschaften Interkulturelle Kommunikation und Mehrsprachigkeitsforschung (IKM), Medienwissenschaft und Germanistik.

Angekommen am Stadtgarten ist der obere Platz gegen 20 Uhr bereits gut gefüllt, mehrere Teams spielen gegeneinander Flunkyball. Einige Erstis unterhalten sich über die Wohnungssuche in Bonn, die sich dieses Jahr wieder als schwieriger erweist. Andere wiederum reden mit älteren Studierenden aus ihrer Fachschaft. Auch über den Anteil an Präsenzlehre im kommenden Semester wird spekuliert. „Ich bin sehr froh, dass wir uns nicht am Bildschirm kennenlernen müssen“, erzählt Jonas, der für sein Studium nach Bonn gezogen ist.

Organisation durch die Fachschaft

Die Organisation der Ersti-Woche fällt an der Uni Bonn in den Zuständigkeitsbereich der Fachschaften. Meist wird im Vorfeld der Ersti-Woche ein Veranstaltungsplan veröffentlicht. „Die Ersti-Woche gehört zum Unileben dazu“, findet Annika Thunig von der Fachschaft IKM, die für ihre neuen Erstis ebenfalls ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt hat. „Das hat man vor allem im vergangenen Jahr gemerkt, als wir nur Online-Veranstaltungen anbieten konnten.“ Im Herbst mussten sich die Erstis mit Online-Kennenlerntreffen und digitalen Spieleabenden begnügen. Ein gemeinsames Getränk in der Kneipe oder eine Erkundungstour durch Bonn? Fehlanzeige. „Das tat mir sehr Leid“, erzählt Thunig.

Bonner Nachtleben erwacht zum Leben

In diesem Jahr sieht das ganz anders aus: Nachtclubs, die erst kürzlich wieder aufmachen durften, laden Erstis zum Feiern ein. Die Veranstalter bewerben die Semester-Opening-Partys als „Party des Jahres“. Und auch am Hofgarten oder an der Poppelsdorfer Allee bilden sich abends Menschentrauben. Der Semesterbeginn bringt Bewegung in eine Stadt, deren Name manche auch als Abkürzung für „Bundesstadt ohne nennenswertes Nachtleben“ erachten. „Von einem auf den anderen Tag sind überall junge Menschen, die jede Kneipe und jeden Späti belagern“, sagt Thunig. Das entgeht auch den Anwohnern der Innenstadt nicht. Die Stadt Bonn teilte auf GA-Anfrage mit, dass es in diesem Jahr bereits eine Lärmbeschwerde wegen Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Ersti-Woche gegeben hat.

 Die Erstsemester treffen sich vor dem Beginn der Vorlesungen in der kommenden Woche im Hofgarten.

Die Erstsemester treffen sich vor dem Beginn der Vorlesungen in der kommenden Woche im Hofgarten.

Foto: Benjamin Westhoff

Großer Andrang auch aus höheren Semestern

„In der Ersti-Woche entscheidet sich, mit wem man das restliche Studium verbringt“. Diese Weisheit hält sich in Studierendenkreisen hartnäckig. Kein Wunder also, dass der Andrang groß ist. Aber das gesteigerte Interesse in diesem Jahr könnte auch eine andere Erklärung haben: Viele „Drittis“, also Studierende, die im Corona-Herbst 2020 ihr Studium begonnen haben und jetzt im dritten Semester sind, holen ihre ausgefallene Ersti-Woche jetzt einfach nach.

Bei den Programmpunkten der Ersti-Woche verlangen die veranstaltenden Fachschaften in der Regel einen 3G-Nachweis. In ihrem Studium wartet auf die Erstis nach Angaben der Universität Bonn zunächst ein Mix aus Digital- und Präsenzlehre. Das Studentenleben außerhalb der Uni ist dagegen zur Freude der Erstis bereits weitgehend zur Normalität zurückgekehrt.

Wir wollen wissen, was Sie denken: Der General-Anzeiger arbeitet dazu mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Wie die repräsentativen Umfragen funktionieren und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort