Pfarrer gegen Umzug des Priesterseminars Collegium Albertinum: Zur Sanierung müssen alle Mieter raus

Bonn · Der Priesterrat des Erzbistums Köln hat sich mehrheitlich gegen einen Umzug des Bonner Priesterseminars nach Köln ausgesprochen. Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat seine endgültige Entscheidung noch nicht getroffen.

 Im Collegium Albertinum in Bonn  wohnen die Priesteramtskandidaten während ihres Studiums .

Im Collegium Albertinum in Bonn wohnen die Priesteramtskandidaten während ihres Studiums .

Foto: Benjamin Westhoff

Das Collegium Albertinum am Bonner Rheinufer ist ein traditionsreicher Standort der Priesterausbildung, nur einen Steinwurf von der Theologischen Fakultät der Universität Bonn entfernt. Wenn es nach dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki geht, sollen die Studenten aus dem imposanten Backsteinbau ausziehen. Es gibt Pläne des Erzbistums, das Priesterseminar nach Köln zu verlegen. Der Priesterrat hat sich aber dagegen ausgesprochen. Außerdem muss das Bonner Gebäude saniert werden. Dafür sollen nach Auskunft des Erzbistums von Freitag auch alle Büromieter ausziehen.

„Derzeit laufen konkret Beratungen darüber, wie die Nutzung der Standorte der Priesterseminare sinnvoll gestaltet werden kann“, bestätigte das Erzbistum auf GA-Anfrage. In seiner Sitzung am 14. Juni habe der Priesterrat über die Perspektiven für das Priesterseminar in Köln sowie für das Collegium Albertinum in Bonn diskutiert. Die Teilnehmer stimmten laut Erzbistum mit „einer knappen Mehrheit“ für den Standort in Bonn. Nach GA-Informationen gab es 19 Stimmen für Bonn und 17 für Köln.

Eine finale Entscheidung über den Standort sei noch nicht getroffen, so die Pressestelle des Erzbistums am Mittwochabend: „Ziel ist es, in weiteren Beratungen sowohl inhaltliche als auch wirtschaftliche Argumente sorgsam zu prüfen.“ Diese Basis solle die Grundlage für die Entscheidung Erzbischofs Woelki darstellen.

Mit dem Votum für das Priesterseminar sei keine Vorgabe für eine bestimmte Hochschule verbunden, so das Erzbistum weiter. Die Ausbildung zum Katholischen Priester dauert normalerweise acht Jahre, „wovon fünf Jahre auf das Theologiestudium in Bonn entfallen und drei Jahre auf die Ausbildung in der Gemeinde und im Priesterseminar“, ist auf der Homepage zu lesen. Laut Universität Bonn erfolgt die Regelausbildung von Priestern an einer staatlichen Hochschule. Das Erzbistum hatte im Jahr 2020 die Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin übernommen, die in der „Kölner Hochschule für Katholische Theologie“ in eigener Trägerschaft aufging.

Stadtdechant Picken: „Starkes Zeichen für Bonn“

„Die Entscheidung des Priesterrates für Bonn als Standort für das Kölner Priesterseminar ist ein starkes Zeichen. Damit würde die lange Tradition der Priesterausbildung in Bonn fortgesetzt“, so der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken. „Ich verstehe es auch als ein Signal der Wertschätzung gegenüber der akademischen Ausbildung, wie sie an der Theologischen Fakultät der Bonner Universität stattfindet." Picken hofft nun, dass der Kölner Erzbischof das Votum des Priesterrates umsetzen werde. Auch die große Mehrheit der Bonner Pfarrer habe im Priesterrat für eine Bonner Lösung plädiert.

 Stadtdechant Wolfgang Picken bei der Fronleichnamsprozession am Donnerstag in der Bonner Innenstadt.

Stadtdechant Wolfgang Picken bei der Fronleichnamsprozession am Donnerstag in der Bonner Innenstadt.

Foto: Benjamin Westhoff

„Dass die Entscheidung für Bonn getroffen wurde, war maßgeblich von der Idee geleitet, Studienort und Ausbildungsstätte an einem Ort anzusiedeln. Das studentische Leben soll auf diese Weise erleichtert werden“, teilte der Pressesprecher des Bonner Stadtdekanats, Stefan Schultz, am Mittwochabend mit. Die Ansiedlung des Priesterseminars in Köln würde hingegen bedeuten, dass die Studenten zwei Jahre ihrer Studienzeit von Köln nach Bonn pendeln müssten. Ob das Kölner Priesterseminar im heutigen Collegium Albertinum oder an einem anderen Ort angesiedelt werden soll, blieb beim gundsätzlichen Votum für Bonn offen.

Der Priesterrat muss den Statuten nach zu Fragen der Priesterausbildung angehört werden. Er hatte bereits im November entschieden, dass es künftig nur noch ein Ausbildungshaus im Erzbistum geben soll – auch angesichts der sinkenden Zahl von Priesteramtskandidaten. Bisher wohnen diese während ihres Studiums im Bonner Theologenkonvikt Collegium Albertinum und anschließend während der pastoralpraktischen Ausbildung im Priesterseminar in Köln.

Aktuell wohnen 45 Seminaristen und Priester im Albertinum

36 Seminaristen und neun Priester der Weltkirche wohnen nach Angaben des Erzbistums zurzeit im Collegium Albertinum. Es gibt insgesamt 51 Priesteramtsanwärter. Sie studieren an der Universität Bonn und an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie. Zwei Kandidaten wohnen in Rom und studieren an der Päpstliche Universität Gregoriana, einer wohnt und studiert im Studienhaus St. Lambert in Lantershofen.

Der Priesterrat hat mit seinem Votum keine generelle Entscheidung für den Studienort verbunden. „Vielen Mitgliedern des Priesterrates war allerdings sehr daran gelegen, die Priesterausbildung schwerpunktmäßig auch weiterhin an der Bonner Fakultät zu verorten. Zum einen, weil die dortige Fakultät Teil der Bonner Exzellenzuniversität ist. Zum anderen, weil das Studium an einer staatlichen Universität der Priesterausbildung eine Vielfalt und Weite eröffnet, wie sie für den priesterlichen Dienst in moderner Zeit angemessen erscheint", berichtete Picken.

WG-Erfahrung für angehende Priester

An einer Stelle sind die Pläne des Erzbistums bereits sehr konkret. „Die Priesterkandidaten werden nach dem neuen Konzept der Priesterausbildung während der Studienphase zwei bis drei Jahre nicht in einem gemeinsamen Seminar verbringen. Sie werden in kleinen, dezentralen Wohngruppen leben und dort Studium und praktische Erfahrungen des Gemeindelebens sowie des Alltags in den kleinen WGs miteinander verbinden“, so die Pressestelle.

Zurzeit wird das Kölner Priesterseminar saniert. Der Hauptteil der Priesteramtsanwärter ist deshalb im Collegium Albertinum untergebracht. „Sobald die Arbeiten in Köln abgeschlossen sind, sollen auch im Collegium Albertinum in Bonn dringend notwendige Sanierungsarbeiten erfolgen. Damit wird ein mehrjähriger Umzug der Seminaristen nach Köln verbunden sein“, kündigte das Erzbistum an. Ob sie im Anschluss wieder zurück ziehen, hängt auch davon ab, ob Erzbischof Woelki sich gegen die Mehrheit der Pfarrer stellt.

Zu Sanierung müssen alle raus

Ein genauer Termin für die Sanierung des Collegium Albertinum steht nach Auskunft aus der Pressestelle des Erzbistums von Freitag noch nicht fest. „Voraussetzung ist unter anderem, dass die Arbeiten im Priesterseminar in Köln abgeschlossen sind, da für die Unterbringung der Bewohner während der Baumaßnahmen gesorgt sein muss“, teilte eine Sprecherin mit. Zu den anstehenden Maßnahmen sagte sie: „Die Elektrik sowie die Sanitär- und haustechnische Anlagen werden überholt. Der Brandschutz wird auf den neuesten Stand gebracht und es wird eine energetische Optimierung der Gebäudetechnik vorgenommen.“ Auch alle Büromieter müssten während der Sanierungsarbeiten ausziehen.

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