Karte mit allen Bauwerken in schlechtem Zustand Es bröckeln die Brücken in Bonn und der Region

Bonn · Wenn Autobahnbrücken kaputt gehen, droht der Verkehrskollaps: Stau und Umleitungen belasten die Autofahrer. Allein in Bonn und der Region sind rund 20 Brücken auf Fernstraßen in schlechtem Zustand und müssen dringend saniert werden. Ein Überblick.

Welche Bauprojekte in welcher Reihenfolge umgesetzt werden sollen - darüber berichtet das Bundesverkehrsministerium im sogenannten Bundesverkehrswegeplan. Wenn dieser am Mittwoch vorgestellt wird, wird darin auch zu lesen sein, welche Brücken mit Priorität saniert oder gar neu gebaut werden.

Allein in Nordrhein-Westfalen sind 237 Straßenbrücken des Bundes betroffen. Der Zustand von 21 wird sogar als "ungenügend" eingestuft. Bereits für 32 Brücken im NRW-Autobahnnetz gelten laut ADAC schon Lastbeschränkungen für Schwertransporte.

Auch im Bonner Raum gibt es viele Beispiele für Brückenbauwerke, deren Substanz zu wünschen lässt. Die Südbrücke, die Nordbrücke oder auch das Endenicher Ei werden als "nicht ausreichend" eingestuft. Das heißt: Sie müssen umgehend saniert werden. Die Daten über den Zustand stammen aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage von Grünen-Abgeordneten.

Wie aus diesen Unterlagen hervorgeht, bekommen insgesamt rund elf Prozent der Brückenfläche in NRW eine Bewertung schlechter als 3,0, was einem nicht ausreichenden bis ungenügenden Zustand entspricht. Nur 607 Brücken, 3,3 Prozent der Fläche, sind dagegen in einem sehr guten Zustand (Note 1,0 bis 1,4).

Einen Überblick gibt die Karte der Region

Schlechte Noten gibt es in Bonn für die Südbrücke (3,3), die Nordbrücke (3,2) und das Endenicher Ei (3,0), aber auch in der Region erhalten zahlreiche Brücken eine Bewertung schlechter als 3,0. Besonders sanierungsbedürftig sind laut Bundesverkehrsministerium die Talbrücke Karweiler bei Bad Neuenahr (3,2), die vom Ministerium als "Ohbachbrücke" bezeichnete Querung über die Bundesstraße 42 in Bad Honnef (3,2) und das Unkelstein-Viadukt in Oberwinter, das mit einer Bewertung von 3,5 sogar den Status "ungenügend" bekam.

Warum die Brücken kaputt gehen

Doch warum sind so viele Brücken jetzt sanierungsbedürftig? Drei Viertel der vorhandenen Autobahnbrücken in NRW wurden laut ADAC zwischen 1960 und 1985 gebaut. Damals bediente man sich der sogenannten Spannbetonbauweise. Dass diese heute derart viele Defizite mit sich bringt, ahnte man in den 60er- und 70er Jahren noch nicht. Ein weiteres Problem: Wegen hoher Materialkosten in diesen Jahren sind die Bauteile sehr schlank abgemessen.

Auch die Verkehrsbelastung hat in den vergangenen Jahrzehnten extrem zugenommen. Waren in den Fünfziger Jahren pro Tag im Schnitt 7000 Wagen auf Autobahnen unterwegs, waren es 2010 laut ADAC bereits rund 48 000 Autos und Lkw. Auch das zulässige Gesamtgewicht für Lastwagen hat sich seit dem Jahr 1956 beinah verdoppelt (von 24 auf 40 Tonnen).

Problem hat sich lange angekündigt

Laut ADAC hat sich die Problematik lange angekündigt. In einem Bericht zum Zustand der Brücken heißt es: "Da jahrelang durchschnittlich weniger als zwei Drittel der erforderlichen Mittel investiert wurden, ist es nicht verwunderlich, dass sich der Zustand der Brücken deutlich verschlechtert hat." Handlungsbedarf hat auch Verkehrsminister Dobrindt (CSU) erkannt. Er initiierte das Sonderprogramm Brückenmodernisierung. Dabei stehen bis 2018 1,5 Milliarden Euro für Brückensanierungen zur Verfügung. "Jede Sanierungsmaßnahme einer Brücke, die Baurecht erhält, werden wir finanzieren", verspricht Dobrindt.

Heute wird er in Berlin den Entwurf für den neuen Bundesverkehrswegeplan vorstellen. Dabei richtet sich das Augenmerk nicht nur auf eine mögliche neue Rheinbrücke zwischen Niederkassel und Köln, sondern auch darauf, ob und welche Brücken bald saniert werden.

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