Südüberbauung Es hakt an allen Ecken und Enden

BONN · Ist es psychologische Kriegsführung oder Verzweiflungsoptimismus? Während Roger Sevenheck, Chef der German Development Group (GDG), Zuversicht signalisiert, dass es mit dem Neubau der Südüberbauung weitergeht, wehren andere Beteiligte vehement ab, wenn sie auf das Projekt angesprochen werden.

"Wir stehen kurz davor, das Projekt umzusetzen", so Sevenheck, der gerade auf der Immobilienmesse Expo-Real in München sein Duisburger Outlet-Center-Projekt bewirbt. Die HSH Nordbank habe ebenfalls signalisiert, dass der 66-Millionen-Euro-Kredit bewilligt werde. Mit den 40 Eigentümern der jetzigen Immobilie sei man sich ebenso einig wie mit der ten Brinke Gruppe, die eines der Ladenlokale erworben hat. Auch der Vertrag mit der Stadt sei "unterschriftsreif". Also alles im grünen Bereich?

"Unsere Haltung ist unverändert", sagte Stadtsprecherin Monika Hörig. "Solange wir keinen sichtbaren Beweis für das Eigenkapital des Investors haben, gibt es von der Stadt keine Unterschrift." Man sei zwar "schon sehr weit mit den Verhandlungen, aber dieser eine, für uns sehr wichtige Schritt fehlt", so Hörig. Das Geld müsste der Investor "vorzugsweise auf ein Anderkonto" überweisen. Das sei bisher nicht geschehen.

Und wie sieht es mit einer Einigung mit der ebenfalls aus den Niederlanden stammenden ten Brinke Gruppe aus? Wie berichtet, hatte Sevenhecks Konkurrent im vergangenen Jahr ein Ladenlokal in dem Ensemble gegenüber dem Hauptbahnhof gekauft, woraufhin die Eigentümergemeinschaft Einspruch erhoben hatte. Nach der Teilungserklärung der Eigentümergemeinschaft, praktisch eine notarielle Urkunde beim Grundbuchamt, muss der Immobilienverwalter dem Verkauf zustimmen.

Allerdings drohte die GDG nach GA-Informationen dem Verwalter mit Schadensersatzansprüchen für den Fall, dass dieser dem Verkauf zustimmt. Die Drohung war unnötig. Denn in einer außerordentlichen Sitzung beschloss die Eigentümerversammlung, dem Verkauf zu widersprechen. Daraufhin zogen die Verkäufer in Bonn vor Gericht. Das Urteil, so ein Jurist, "war nicht ganz eindeutig". Ende Januar geht es nun in die nächste Instanz. Und damit also doch keine Einigung zwischen den niederländischen Geschäftsmännern? "Das eine schließt das andere doch nicht aus", sagte Albert ten Brinke. "Wir sind auf einem guten Weg, uns zu einigen. Wir haben ein klares Interesse an dem Projekt und wollen das voranbringen."

Die Situation ist in der Tat kompliziert: Die Eigentümergemeinschaft will endlich den Deckel über dem Projekt schließen und muss den Verkauf, auch aus rechtlichen Gründen, anfechten. Die Verkäufer wiederum haben mit ten Brinke einen gültigen Kaufvertrag abgeschlossen und müssen - solange es keine Einigung zwischen ten Brinke und Sevenheck gibt - gerichtlich gegen den Widerspruch der anderen Eigentümer vorgehen. Ein Teufelskreis.

Das ganze Projekt steht jedenfalls ganz und gar nicht auf einem solch festen Fundament, wie es Sevenheck und zuletzt auch die schwarz-grüne Koalition propagiert haben. Aus Eigentümerkreisen hat der GA erfahren, dass erst 26 von 40 Eigentümern Kaufverträgen mit Sevenheck zugestimmt haben. Indes ist Geld erst bei einem einzigen Verkauf geflossen - der Immobilie einer Maklerin.

Und in Duisburg hat Sevenheck Ärger mit dem Finanzamt. Nach einem Bericht der NRZ fordert das Finanzamt die Grunderwerbsteuer für den Kauf des Areals ein. Da der Kaufvertrag für das Areal um die Rhein-Ruhr-Halle notariell beurkundet ist, will das Finanzamt Geld sehen. Doch Sevenheck will die fällige Grunderwerbsteuer von rund 325 000 Euro für das Grundstück vorerst nicht zahlen. "Ich habe das an unseren Rechtsanwalt weitergegeben, der das prüft", bestätigte Sevenheck. Bei der Südüberbauung zeigt sich Sevenheck optimistisch: "Wir wollen das Projekt haben. Wir haben sechseinhalb Jahre dafür gekämpft, und wir werden es umsetzen."

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