Tagung im Innenministerium Essen an Bonner Schulen soll gesünder werden

Bonn · Um Essen in der Schule geht es am 23. September bei einer öffentlichen Tagung im Beschaffungsamt des Innenministerium in Bonn. Schulessen soll nachhaltiger und gesünder werden.

 Frisches Obst muss auch in den Kantinen der Bonner Schulen auf dem täglichen Speisezettel stehen.

Frisches Obst muss auch in den Kantinen der Bonner Schulen auf dem täglichen Speisezettel stehen.

Foto: dpa/Jens Büttner

Wie sich das Schulessen nachhaltiger und professioneller zubereiten lässt, darüber wird auf Einladung der Bonner Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bei einer öffentlichen Tagung am 23. September im Innenministerium diskutiert. Orientierungshilfen seien auf jeden Fall die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sowie eine neue internationale EAT-Lancet-Studie, erläutert BLE-Präsident Hanns-Christoph Eiden. "Der Speiseplan der Studie regt an, insgesamt den Konsum von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen zu verdoppeln und den Verzehr von Fleisch und Zucker zu halbieren."

Kinder essen rund 200 Tage im Jahr in der Schule

Was natürlich nicht mal so eben umgesetzt werden könne, so Eiden. "Unser Alltag ist oft komplex, und unsere Gewohnheiten sind hartnäckig." Doch das Essen in Schulen sei eine wichtige Stellschraube fürs Ernährungs- und Gesundheitsverhalten: Kinder und Jugendliche nähmen vielfach an rund 200 Tagen im Jahr in Schulen ihr Essen ein.

In Bonn sind fürs Schulmittagessen seit 2018 zehn Prozent Bio- und nachhaltige Fischprodukte Mindestanforderung, erklärt dazu das Schulamt. Saisonale Rohwaren, also Salat, Kräuter, Gemüse und Obst, seien mindestens zu 20 Prozent einzusetzen. Aus dem internationalen Warensortiment sollen möglichst fair gehandelte Produkte genutzt werden. Und auf keinen Fall dürften Speisen mit Geschmacksverstärkern, künstlichen Farbstoffen, künstlichen Aromen oder Süßstoffen auf den Tisch kommen. Die Bewirtschafter, also Caterer, müssten mindestens zwei vollwertige Mittagessen jeweils mit Dessert und einem Getränk zur Auswahl liefern, von denen mindestens eines den Bedürfnissen muslimischer Schüler entspreche, führt das Schulamt aus. Um eine hohe, auch kulturelle Akzeptanz vor allem bei Schülern zu erreichen, erwarte die Stadt als Schulträger dabei von den Caterern eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit ihren Schulen.

Schulessen muss Vielfalt der Menschen entsprechen

"Die Organisation und Gestaltung der Mittagsverpflegung in Schulen ist kein Kinderspiel", stimmt BLE-Präsident Eiden zu. Eine Erfolgsgeschichte werde die Planung nur dann, wenn etwa in Form eines Essengremiums alle in der Schule beteiligt seien. So möge man Lehr- und Betreuungskräfte, Schüler, Eltern sowie den Verpflegungsanbieter an einen Tisch bringen und damit Qualität und Akzeptanz der Speiseplanung steigern. "Das Schulessen muss der Vielfältigkeit der Menschen entsprechen. Es kommt dabei immer darauf an, dass wir die passende Lösung vor Ort finden", betont Eiden. Wobei etwa bei Privat-, kirchlichen oder städtischen Einrichtungen letztlich der Schulträger oder vielfach im Bereich der offenen Ganztagsschule der jeweilige Betreuungsträger der rechtlich Verantwortliche für die Schulverpflegung sei. "Jede Kommune, jede Schule kann hier ihre eigenen Schwerpunkte setzen: Von Bio über saisonal oder DGE-zertifiziert", betont Eiden.

Essen kann bewertet werden

Im Rahmen der Ausschreibung für Caterer erhalte jede städtische Schule Bonns die Möglichkeit, das Kriterium "Attraktivität des Essens" bei einem Probeessen oder einer Betriebsbesichtigung zu bewerten, erläutert das Schulamt. "Das wirtschaftlich günstigste Angebot" werde schließlich aufgrund der Kriterien Warmhaltezeit, Angebotspreis und schulisches Umsetzungskonzept ermittelt, führt das Amt das Prozedere weiter aus.

"Bisher steht noch zu sehr allein der Preis im Vordergrund, weniger die Qualität", kritisiert BLE-Präsident Eiden bundesweit gesehen die Vergabepraxis. Ihm sei eine Änderung der Perspektive wichtig. Eine wirtschaftliche Vergabepraxis orientiere sich nicht allein am Preis. Es gehe um Leistung, die dem erwarteten Qualitätsstandard entsprechen müsse. "Im Ergebnis werden wir feststellen, dass diese Leistung dann auch ihren Preis wert ist. Und in aller Regel nicht wirklich teurer."

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