Umzug aus Großbritannien Europäisches Wetterzentrum schickt erste Mitarbeiter nach Bonn

Bonn · Noch diesen Monat treffen erste Mitarbeiter aus Reading in der Bundesstadt ein. Sie kommen beim Umweltministerium unter, bis das geplante Hochhaus im Bundesviertel fertig ist. Es ist die bedeutendste Ansiedlung einer internationalen Organisation seit mehr als 20 Jahren.

 So wie in diesem Entwurf im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums soll der Neubau für die Klimaexperten aussehen. Bis 2026 soll er an der Ludwig-Erhard-Allee, Ecke Carlo-Schmid-Straße stehen.

So wie in diesem Entwurf im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums soll der Neubau für die Klimaexperten aussehen. Bis 2026 soll er an der Ludwig-Erhard-Allee, Ecke Carlo-Schmid-Straße stehen.

Foto: Visualisierung: Render Vision, Entwurf: SL/A Architekten

Der Umzug der internationalen Wetterbehörde aus Großbritannien nach Bonn beginnt. Noch in diesem Monat trifft die Vorhut in der Stadt ein: „Wir werden am 30. August zunächst mit bis zu zehn Leuten in den Büros des Umweltministeriums starten“, sagt Hilda Carr, die Sprecherin des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen (EZMW). „In den nächsten Tagen ziehen die ersten von uns nach Bonn.“

Darunter ist auch die Sprecherin selbst. Bis zum Jahresende sollen zwei Dutzend Mitarbeiter eintreffen, bis 2025 werden es laut Stadtverwaltung bis zu 250 sein. Spätestens 2026 soll im Bundesviertel ein neues Hochhaus für die Klima-Experten stehen.

Für das internationale Bonn ist das ein großer Schritt nach vorn. Die Stadt hatte sich 2020, wie berichtet, gegen acht andere Kommunen in ganz Europa durchgesetzt. Das Wetterzentrum wird von der EU, aber auch von Nichtmitgliedsstaaten getragen. Es ist von der EU mit dem Erdbeobachtungsprogramm Copernicus beauftragt: Wegen des Brexits sollen die damit befassten Abteilungen des Zentrums Reading bei London verlassen – in Richtung Bonn. Es ist die „bedeutendste Ansiedlung einer internationalen Organisation“ seit der Ankunft des Klimasekretariats und weiterer UN-Organisationen vor mehr als 20 Jahren, wie die Stadtverwaltung in einer Mitteilung schreibt.

Die Federführung für die erfolgreiche Bewerbung liegt beim Bundesverkehrsministerium, das für die weitere Umsetzung eine Steuerungsgruppe gebildet hat. Die Wetter-Experten arbeiten in den ersten Jahren mit im Gebäude des Umweltministeriums am Robert-Schuman-Platz. Den geplanten EZMW-Neubau will der Bund in unmittelbarer Nähe an der Ludwig-Erhard-Allee, Ecke Carlo-Schmid-Straße, errichten lassen. Das Hochhaus soll mit 60 bis 65 Metern vergleichbar hoch wie der Neubau für das Klimasekretariat werden und 320 bis 360 Beschäftigten Raum bieten. Da der Bund mit weiterem Aufgaben- und Stellenzuwachs für das Wetterzentrum rechnet, ist bereits eine Fläche für einen späteren Erweiterungsbau für bis zu 180 Beschäftigte reserviert.

Europäisches Wetterzentrum schickt Vorhut nach Bonn
Foto: ga

Digitaler Willkommenstag

Für das Hochhaus sind etwa drei Jahre Bauzeit kalkuliert. Die Stadt Bonn will das nötige Planungsrecht bis Ende 2022 sicherstellen. Der Rat hatte im September vorigen Jahres bereits das Bebauungsplanverfahren eingeleitet, die Bezirksvertretung Bad Godesberg im Juni die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß Baugesetz beschlossen. Die Pläne sollen ab September im Bonner Stadthaus und Rathaus Bad Godesberg sowie im Internet einsehbar sein.

„In einem monatlichen Jour fixe zwischen Vertreterinnen und Vertretern des Bundes sowie der Stadtverwaltung werden die anstehenden Themen des Verfahrens besprochen“, sagt Markus Schmitz aus dem Bonner Presseamt. Im Februar hat die Stadt einen digitalen Willkommenstag veranstaltet, bei dem sich rund 300 der Wetter-Experten zuschalteten, um sich über ihren künftigen Wohn- und Arbeitsort informieren zu lassen. Ihnen steht seitdem eine Mitarbeiterin des Amtes für Internationales für alle Fragen zur Verfügung, die sich aus einem Umzug nach Bonn ergeben können. Bei Bedarf stellt die Stadt Apartments in einem ihrer Boarding-Häuser an der Heussallee.

Die EZMW-Sprecherin ist angetan: „Aus unserer Sicht ist die Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden – auf nationaler und regionaler Ebene – hervorragend“, lobt Carr. Das Projekt werde durch die Corona-Pandemie zwar „extrem verkompliziert“. Aber dafür könne ja niemand etwas.

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