Kreissynode in Bonn Evangelische Kirche stellt ihre Wirksamkeit auf den Prüfstand

Bonn · Die Evangelische Kirche Bonn will eine Zukunft und weiter eine Rolle in der Stadtgesellschaft spielen. Wie das gehen kann, wurde jetzt bei einer außerordentlichen Tagung der Kreissynode herausgearbeitet.

 Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Superintendent Dietmar Pistorius stimmen darin überein, dass die Arbeit der Kirchengemeinden den sozialen Kitt in der Stadtgesellschaft ausmacht.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Superintendent Dietmar Pistorius stimmen darin überein, dass die Arbeit der Kirchengemeinden den sozialen Kitt in der Stadtgesellschaft ausmacht.

Foto: Sabine Robels

„Suchet der Stadt Bestes“,ist ein gern zitierter Bibeltext aus einem Brief des Propheten Jeremia. Der Satz geht natürlich weiter: „Und betet für sie zum Herrn; denn wenn's ihr wohl geht, so geht's auch euch wohl.“ Die Geschichte der Stadt endete allerdings im Turmbau zu Babel - ging also nicht gut aus. Doch die Evangelische Kirche Bonn möchte ja auch keinen Turm bauen, sondern eher Brücken. Sie möchte Orte für die Bonner Gesellschaft schaffen, an denen sie wahrnehmbar und wirksam ist.

Auf der außerordentlichen Tagung der Kreissynode Bonn war es das Hauptthema. „Was braucht wer in der Stadt von uns?“, war die Frage, die sich die Gemeinde stellte. Dabei hat sie mit dem gestalteten Platz vor der Kreuzkirche bereits einen großen Schritt in die diese Richtung getan. Gelobt wurde das unter anderem von Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner. Sie dankte der Kirchengemeinde auch für ihre Beteiligung an der Bonner Kirchennacht, die vor rund zwei Wochen so viele Menschen in großer Vielfalt verbunden und inspiriert habe. „Kirche stiftet Gemeinschaft und leistet einen großen Beitrag für den sozialen Kitt unserer Gesellschaft“, dankte die Oberbürgermeisterin stellvertretend für die vielen vor allem auch Ehrenamtlichen, die diese „Nacht der Engel“ erst möglich gemacht hätten, den 84 gewählten Vertreterinnen und Vertreter aus den zwölf Kirchengemeinden aus Bonn, Alfter, Bornheim und Hersel.“„Wir haben viel Potenzial und gute Orte für Gemeinschaft und Sinnstiftung“, sagte der Synodale und Kommunalpolitiker Werner Hümmrich und nannte ebenfalls den in der Pandemiezeit neu entwickelten „X-tra Platz“ vor der Kreuzkirche als Platz für die Stadtgesellschaft.

Ideen für die Zukunft

Superintendent Dietmar Pistorius versprach, die Verantwortung auch bei zurückgehenden Mitgliederzahlen und finanziellen Möglichkeiten wahrzunehmen. „Wir werden uns als evangelische Kirche auch nicht an Diskussionen beteiligen, die Verantwortung nur hin und her schieben.“ Zugleich brauche die soziale Arbeit aber verlässliche Rahmenbedingungen, mahnte der Superintendent. Die Kreissynode folgte nahezu einstimmig einer von Diakoniechef Ulrich Hamacher eingebrachten Erklärung an Stadt, Land, Bund und weitere Kostenträger, die neuesten, inflationsbedingten Steigerungen bei den Personalkosten der sozialen Träger auszugleichen. Hamacher nannte sie „in Teilen existenzgefährdend“, und zwar für alle sozialen Träger, nicht nur die der Kirchen, Caritas und Diakonie.

Tanzkurs auf dem Kirchenplatz

Und so ging es während der Synode in die Zukunftsworkshops „Citykirche und Innovation“. In kleineren Gruppen wurde diskutiert, was die Kirche zum Beispiel einem Krankenpfleger oder einer Rechtsanwältin, einem Studenten oder einem älteren Menschen bieten könnte. Eine Boulder-Kletterwand am Kirchturm, eine Ehrenamtsbörse auf dem X-tra-Platz, ein Trinkwasserspender an heißen Tagen, Lindy Hoper-Tanzkurs auf dem Kirchenplatz waren nur einige der kreativen Ideen für eine lebendige und einladende evangelische Kirche.

Einstimmig votierte das Bonner Kirchenparlament für die Aufstockung der Jugendleiterstelle für die Gehörlosenseelsorge, zuständig für die große Region Köln/Bonn. Gehörlosenseelsorger Pfarrer Dieter Schwirschke und der Jugendleiter Guido Holthaus, selbst gehörlos, hatten sehr persönlich und eindrucksvoll von der Ohnmacht und den besonderen Herausforderungen der Arbeit berichtet. In Bonn trifft sich die Gemeinde unter anderem jeden 1. Sonntag um 15 Uhr in der Apostelkirche Tannenbusch zum Gottesdienst.

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