Norbert Scheuers „Winterbienen“ Evangelischer Buchpreis in Bonn verliehen

Duisdorf · Die Auszeichnung geht an einen vielseitigen Mann aus der Eifel: Norbert Scheuer ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch gelernter Elektriker, Philosoph und Poesie-Professor. Sein Roman spielt in der Region - und in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs.

 Norbert Scheuer bekam den Preis in der Matthäikirche in Duisdorf überreicht.

Norbert Scheuer bekam den Preis in der Matthäikirche in Duisdorf überreicht.

Foto: Stefan Knopp

Wie evangelisch ist Norbert Scheuers Buch „Winterbienen“, das am Samstag in Bonn mit dem Evangelischen Buchpreis 2020 ausgezeichnet worden ist? Der Autor sowie Landesbischof Ralf Meister und Christopher Krieghoff, die auf der Pressekonferenz neben ihm saßen, mussten lachen – aber da es eben der evangelische Preis ist, der vom Evangelischen Literaturportal (Eliport) ausgelobt wird und in der evangelischen Matthäikirche in Duisdorf verliehen wurde, muss diese Frage erlaubt sein. Meister verwies auf das Thema der Humanität, das in diesem Kriegsende-Roman immer wieder aufblitzt.

Der Bischof als Vorsitzender von Eliport und Krieghoff als Jurychef stellten den 42. Träger des Literaturpreises und sein Werk vor: Norbert Scheuer, Jahrgang 1951, kommt aus und lebt in der Eifel, studierte nach seiner Elektriker-Ausbildung Physikalische Technik und Philosophie, arbeitete als Systemprogrammierer und übernahm 2014 eine Poetikdozentur der Kunststiftung NRW an der Universität Bonn. Zu seinen Romanen zählen „Überm Rauschen“ und „Die Sprache der Vögel“, beide preisgekrönt. „Winterbienen“ erschien 2019.

Eine Geschichte aus den letzten Monaten des Weltkrieges

Wie die meisten seiner Werke spielt es in der Eifel. In Tagebuchform erzählt ein Ex-Lehrer, Epileptiker und Bienenzüchter von den letzten Monaten im Zweiten Weltkrieg, in denen er Geld für Medikamente verdienen muss, indem er Flüchtlinge, auch Juden, in präparierten Bienenstöcken über die Grenze schmuggelt. Immer wieder wird das Leben der Bienen als Parallele oder Kontrast dargestellt. Es stelle den Menschen „in seiner ganzen Ambivalenz zwischen egoistischem Überlebenswillen und mitleidvoller Hilfsbereitschaft“ dar, sagte die Journalistin und Moderatorin Gisela Steinhauer in ihrer Laudatio.

Im Jahr, in dem man 75 Jahre Kriegsende gefeiert hat, passe dieses ungewöhnliche Buch gut, erklärte Krieghoff die Jury-Entscheidung. Es sei vielschichtig, sprachlich elegant und beschreibe „das Leben in seiner ganzen möglichen Bandbreite in der Zeit“. Krieg werde als grausiges menschliches Geschehen gezeigt und die Natur, „die sich vom Krieg nicht beeinflussen lässt“, dem gegenüber gestellt.

Er sei überrascht gewesen von der Nominierung, sagte Scheuer, und erfreut, da es sich beim Evangelischen Buchpreis um einen besonderen handele: Normalerweise wähle die Jury die Preisträger aus und gebe sie nach der Verleihung an die Leser weiter. Hier sei es andersherum: Der Preis wird aus Vorschlägen aus der Leserschaft der an das Eliport angeschlossenen evangelischen und katholischen Büchereien ausgewählt. 2019 gewann ein Sachbuch, 2016 ein Bilderbuch. Es ist ein reiner Ehrenpreis ohne Dotierung.

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