Spielstätte in Bad Godesberg Ex-Intendant soll Zuschlag für Kleines Theater erhalten

Bonn · Wie geht es mit dem Kleinen Theater in Bad Godesberg weiter? Die Stadt bevorzugt den Verkauf des Theaters an den Ex-Generalintendanten Klaus Weise. Die Fraktionen haben allerdings noch Beratungsbedarf.

Die Stadtverwaltung will das Kleine Theater in Bad Godesberg an eine Gruppe um den ehemaligen Bonner Generalintendanten Klaus Weise verkaufen. Ob der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag, 11. Dezember, dem Beschlussvorschlag zustimmen wird, ist noch unklar. Die Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP hat noch Beratungsbedarf angemeldet. Weise und drei weitere Personen – unter ihnen der Bad Godesberger Immobilienmakler Pitt Hoffmann – wollen das Haus an der Koblenzerstraße 78 für den von der Stadt festgesetzten Mindestbetrag von 410 000 Euro kaufen. Sie verpflichten sich zudem, das Kleine Theater in den kommenden 15 Jahren ausschließlich für kulturelle Zwecke zu nutzen.

Laut der Verwaltungsvorlage haben die vier Interessenten um Weise eine konkrete Planung eingereicht, wie der Aus- und Umbau des sanierungsbedürftigen Gebäudes erfolgen soll. Ein Konzept, das die Verwaltung im Gegensatz zum Konzept des ebenfalls in die engere Auswahl gekommenen Mitbewerbers Frank Oppermann hinsichtlich der „dargestellten künstlerischen, wirtschaftlichen und umbautechnischen Aspekte als schlüssiger“ bezeichnet.

Grüne bevorzugen Verpachtung

Oppermann hatte angeboten, das denkmalgeschützte Gebäude für 16 400 Euro im Jahr zu pachten und es mindestens 30 Jahre lang kulturell nutzen zu wollen. Aus Sicht der Verwaltung weist Oppermann „jenseits der Miethöhe“ indes keine finanziellen Sicherheiten nach. Darüber hinaus bestünden Zweifel, ob die geplanten Erträge ausreichten, die zu leistenden Umbauverpflichtungen zu erfüllen.

Horst Gehrmann (CDU) wollte sich mit Hinweis auf die vertrauliche Vorlage nicht im Detail äußern. Nur so viel: „Unsere Fraktion wird sich intensiv mit der Verwaltungsvorlage und den dort getroffenen Ausführungen und Einschätzungen beschäftigen.“ Tim Achtermeyer (Grüne) erklärte, seine Fraktion bevorzuge grundsätzlich eine Verpachtung. Dies sei nachhaltiger für die Stadt Bonn. Allerdings überzeugten die Angebote im konkreten Fall nicht. „Beide bergen zu viele Risiken für die Stadt“, sagte Achtermeyer.

Auch die FDP tut sich schwer mit der Beschlussvorlage. „Wir werden der Vorlage so nicht zustimmen können“, sagte Fraktionschef Werner Hümmrich. Seine Fraktion neige zwar eher zum Verkauf der Immobilie und der Absicherung der Kulturnutzung für einen gewissen Zeitraum, glauben aber, dass dies durch die vorgesehenen vertraglichen Regelungen nicht ausreichend gesichert sei.

Schlimmstenfalls kein Theaterbetrieb

Fenja Wittneven-Welter (SPD) hätte sich dagegen schon im Kulturausschuss am Donnerstagabend eine Entscheidung zur Zukunft des Kleinen Theaters gewünscht. „Wir befürchten, sollte es in der Dezember-Ratssitzung nicht zu einem Beschluss kommen, dass die Bewerberinnen und Bewerber – egal welche – für die Spielzeit 2019/20 nicht mehr planen können.“ Schlimmstenfalls werde es in Zukunft dort keinen Theaterbetrieb mehr geben.“

„Wir hätte es von vorne herein für sinnvoller gehalten, nur die Variante der Verpachtung auszuschreiben“, sagte Jürgen Repschläger (Linke). Nicht nur, weil die Fraktion gegen die Veräußerung kommunalen Eigentums sei. „Die Angebote wären sowohl in künstlerischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht besser vergleichbar gewesen“, kündigte er für seine Fraktion an, die Vorlage aus grundsätzlichen Erwägungen abzulehnen.

Kontrahent ist erstaunt

Oppermann zeigte sich auf GA-Nachfrage erstaunt über den Vorschlag der Verwaltung. Bislang, so der Schauspieler, habe er „in persönlichen Gesprächen große Zustimmung“ erhalten. Dabei hätten nicht nur Politiker verschiedener Fraktionen signalisiert, „dass ihnen die Verpachtung der Immobilie lieber ist als der Verkauf“. Nun möchte er erfahren, warum er den Zuschlag nicht erhalten soll. Denn seiner Meinung berge die Verpachtung der ehemaligen Bürgermeister-Villa „deutliche Vorteile für die Stadt“. Aufgegeben hat Oppermann noch nicht. Was er machen möchte, wenn sich die Politik gegen ihn entscheidet, kann er noch nicht sagen. „Wenn es so ist, ist es so. Dann wünsche ich Herrn Weise viel Glück.“

Klaus Weise sagte dem GA, er habe angenommen, dass der Kulturausschuss am 22. November dem Rat vorschlagen werde, wer zukünftig das Kleine Theater leiten soll. Denn die Zeit dränge. Die Stücke und die musikalischen Programme müssten besetzt und Regieteams engagiert werden. Auch benötigten die erforderlichen Baumaßnahmen Vorlauf, damit sie frist- und kostengerecht innerhalb der Sommerferien umgesetzt werden könnten. „Eigene Produktionen sind an Gastspielorte zu verkaufen – die Zeit dazu ist eigentlich schon abgelaufen. Und auswärtige Gastspiele müssen eingekauft werden“, erklärte Weise.

Der Spielplan für die Saison 20/21 sei spätestens im Februar bekanntzugeben. „Andernfalls wandern die großen Zuschauergruppen ab wie Abonnenten, Theatergemeinde, Volksbühne und andere.“ Doch nur, wenn das bisherige Publikum erhalten und neues hinzugewonnen werden könne, lasse sich die Zukunft für das Kleine Theater gewinnen. Künstlerisch und wirtschaftlich.

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