Gerichtsprozess in Bonn Ex-Jugendamt-Beamter betrog die Stadt um 267.000 Euro

Bonn · Ein 32-Jähriger kaufte überteuerte Handcremes und andere Produkte der eigenen Firma unter anderem für städtische Kitas. Nun wurde der Mann verurteilt.

 Das Landgericht in Bonn.

Das Landgericht in Bonn.

Foto: dpa

Jahrelang hat ein früherer Beamter des Jugendamtes die Bonner Stadtkasse geschröpft, indem er unter anderem für städtische Kitas Handcremes und andere Pflegeprodukte seiner eigenen Firma über Strohleute erwarb und der Stadt in Rechnung stellte. Außerdem kaufte er auf Kosten der Stadt ganze Wohnungseinrichtungen ein. Vor Gericht legte der 32-Jährige nun ein umfassendes Geständnis ab.

Im Jahr 2007 trat der gelernte Kaufmann und Verwaltungsfachwirt in den Dienst der Stadt Bonn und war schließlich als Beamter auf Lebenszeit im Jugendamt in der Abteilung Tageseinrichtungen eingesetzt – und damit auch zuständig für Kindertagesstätten. Als er mit seiner Frau zusätzlich eine Firma für den Vertrieb von Pflegeprodukten aufzog, tat er das ganz offiziell, denn er erhielt von der Stadt eine Genehmigung für eine Nebentätigkeit. Was er jedoch daraus machte, war nicht genehmigt.

Zunutze machte er sich bei seinen Betrugsmanövern, dass er in seinem Amt eigenständig Aufträge bis 2500 Euro vergeben und Waren selbstständig einkaufen durfte. Und so begann er, 2010 bei der eigenen Firma über Scheinfirmen Pflegeprodukte für die Kindertagesstätte einzukaufen, unter anderem Handcremes, die deren Mitarbeiterinnen laut Hautschutz- und Pflegeplan bei ihrer Arbeit mit unter Dreijährigen benutzen müssen.

Aber diese Cremes waren so überteuert, dass die Stadt dafür in zwei Jahren 71.883 Euro zahlte – 53.688 Euro mehr als für übliche Cremes. Und auch der Bedarf war nicht so hoch. Die Aufträge splittete er so geschickt, dass die erlaubten 2500 Euro nicht überschritten wurden.

Mit derselben Masche kaufte er weitere Pflegeprodukte über einen anderen Strohmann für insgesamt 97.830 Euro bei der eigenen Firma ein. Und die Stadt bezahlte. Da er von der Herstellerfirma dafür auch noch Boni kassierte, kam noch der Vorwurf der Bestechlichkeit dazu. Dass er bereits 2009 angefangen hatte, auf Kosten der Stadt teure Waren einzukaufen, fiel ebenfalls jahrelang nicht auf.

90.000 Euro für Haushaltsgeräte

Rechnungen in Höhe von 90.000 Euro präsentierte er der Stadt über die Jahre für Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Trockner, für mehrere Küchen von insgesamt 15.000 Euro, Polstergarnituren, Notebooks, Musikgeräte und vieles mehr. Als er 2013 in Verdacht geriet, und der sich bei genauerer Prüfung bestätigte, hatte sich der Gesamtschaden auf 267.000 Euro summiert.

Er wurde suspendiert und gab im Juni 2014 freiwillig seinen Dienst bei der Stadt und damit seinen Beamtenstatus auf. Und: Er gestand seine Taten und begann, das ergaunerte Geld zurückzuzahlen – inzwischen bereits 130.000 Euro. Vor Gericht versprach der 32-Jährige, der inzwischen ein lukratives eigenes Unternehmen im Gesundheits- und Wellnessbereich betreibt, monatlich so lange 1600 Euro an die Stadt zurückzahlen, bis der gesamte Schaden beglichen ist.

Das kam dem bisher unbestraften Mann nun zugute: Das Schöffengericht verurteilte ihn wegen gewerbsmäßigen Betruges in 57 Fällen und Bestechlichkeit in zehn Fällen zu zwei Jahren Haft auf Bewährung mit der Verpflichtung, den Schaden tatsächlich vollständig wiedergutzumachen. Und das könne er nur, wenn er auf freiem Fuß bleibe und weiter arbeite.

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