Welthungerhilfe mit Sitz in Bonn Ex-OB Dieckmann legt Präsidentenamt nieder

Bonn · Bärbel Dieckmann legt ihr Amt als Präsidentin der Welthungerhilfe mit Sitz in Bonn nieder. Bonns frühere Oberbürgermeisterin nennt persönliche Gründe für ihre Entscheidung.

Bärbel Dieckmann legt ihr Amt als Präsidentin der Welthungerhilfe mit Sitz in Bonn nieder. Wie die Sprecherin der Organisation, Simone Pott, dem GA auf Anfrage mitteilte, hat die frühere Bonner Oberbürgermeisterin die Mitglieder in einem Schreiben über diesen Schritt informiert und persönliche Gründe für ihre Entscheidung genannt. Am 22. November, so die Sprecherin, werde Bärbel Dieckmann auf der Mitgliederversammlung aus ihrem Amt verabschiedet und für ihren Einsatz als Präsidentin gewürdigt. Bei der Gelegenheit werde auch über Dieckmanns Nachfolge entschieden.

Seit 2008 war Bärbel Dieckmann als Präsidentin der Welthungerhilfe im Amt und forderte auch die Bundesregierung auf, mehr für den weltweiten Kampf gegen Hunger zu tun. Vor allem Kleinbauern und andere Menschen in ländlichen Gebieten müssten unterstützt und deren Rechte gestärkt werden. Denn ihnen würden Land, Wasser oder Saatgut entzogen.

Ein Jahr nach ihrem Amtsantritt bei der Welthungerhilfe wurde der Skandal um das Projekt, das ihr so am Herzen gelegen hatte, bekannt: das World Conference Center Bonn (WCCB), das für die Stadt zu einer Millionenfalle wurde. Und während der südkoreanische Investor Man-Ki Kim samt seiner Mannschaft wegen Betruges zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt wurde, blieben Dieckmann und die von ihr zu Projektverantwortlichen bestimmten städtischen Mitarbeiter unbestraft. Letztere landeten zwar vor Gericht, doch die Verfahren wurden gegen Geldauflagen eingestellt.

Bärbel Dieckmann hingegen musste sich nie für ihre Rolle in dem Skandal verantworten. Zwar hatte die Staatsanwaltschaft zunächst auch gegen sie ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, schließlich jedoch mangels Tatverdachts eingestellt. Es gab laut Staatsanwaltschaft, keine Belege für ihre strafrechtliche Verantwortlichkeit. Und auch dienstrechtliche Konsequenzen folgten für die damalige Verwaltungschefin nicht.

Stadt will Dieckmann im WCCB-Skandal zur Verantwortung ziehen

Auf wenig Verständnis stieß in Bonn gerade angesichts des WCCB-Skandals ein Amt, das Dieckmann seit 2017 bekleidet: Sie sitzt im ehrenamtlichen Beirat des unabhängigen Vereins Transparency International Deutschland, der sich weltweit gegen Korruption in der Wirtschaft und in Behörden einsetzt. Berufen wurde sie in den Beirat aufgrund ihrer Präsidentschaft bei der Welthungerhilfe.

Das Kapitel WCCB ist allerdings für Dieckmann noch nicht abgeschlossen: Auf Druck der Ratsmehrheit aus CDU, Grünen und FDP versucht die Stadt nun, die Ex-Oberbürgermeisterin doch noch für den WCCB-Skandal in die Verantwortung zu nehmen. Sie hat Dieckmann zusammen mit weiteren damals städtischen Verantwortlichen auf Schadensersatz verklagt und fordert von ihr eine Million Euro. Das Verfahren ist beim Kölner Verwaltungsgericht anhängig. Wann es verhandelt wird, ist offen. Mit einer Schadensersatzklage gegen den früheren SGB-Chef Friedhelm Naujoks in diesem Zusammenhang ist die Stadt vorige Woche in erster Instanz gescheitert.

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