Wohlfahrtspflege Experten waren: Seniorenberatung geht finanziell Luft aus

BONN · Die Wohlfahrtspflege als Träger der "Stützpunkte Offene Türen für Senioren) warnt: Wenn die Qualität der der Seniorenberatung aus Geldgrünen leidet, wird ein langes selbstbestimmtes Leben für Bonns Senioren schwierig.

Margarete K. ist 89. Noch lebt sie allein, geht einkaufen und kocht regelmäßig. Doch ein wenig Hilfe würde ihr guttun: "Das Putzen geht nicht mehr so leicht von der Hand. Das Bücken fällt immer schwerer und die Augen lassen nach", erzählt sie.

Mit diesem Anliegen ist sie bei Verica Dominic-Bernards genau richtig. Sie ist für die Seniorin zur vertrauten Ansprechpartnerin geworden. Ihr kann die 89-Jährige Nöte und Ängste schildern und weiß, dass sie Unterstützung erhält.

Dominic-Bernards arbeitet in der Begegnungsstätte "Thomas Morus" des Caritasverbandes, einem sogenannten Spots (Stützpunkt Offene Türen für Senioren) im Tannenbusch. Dort bekommen ältere Mitbürger und ihre Angehörigen verschiedene Hilfsangebote - ob Unterstützung im Haushalt, die Vermittlung von medizinischer Hilfe oder qualifizierter Betreuung sowie Informationen über spezielle Wohnangebote.

Seit Ende der 1990er-Jahre gibt es in Bonn die Spots in ihrer jetzigen Form. Unter der Regie verschiedener Träger existieren derzeit elf Einrichtungen. Ob sie ihr Beratungs- und Betreuungsangebot in der jetzigen Qualität aufrecht halten können, ist jedoch fraglich. Seit April steht weniger Geld für die Arbeit zur Verfügung. "Allein in Thomas Morus müssen wir mit 3000 Euro weniger auskommen", rechnet Heidi Klose vom Caritasverband vor. Und das, obwohl die Mittel bereits seit zehn Jahren gedeckelt seien.

"Natürlich muss die Stadt sparen", doch gerade in der Seniorenarbeit könne man das nicht so einfach durchsetzen. "Allein aufgrund des demografischen Wandels", meint die Sozialexpertin. Schließlich werde die Bevölkerung immer älter, gleichzeitig seien immer mehr Senioren von Armut bedroht. "Wenn wir heute in die Betreuung und Beratung von Senioren investieren und ihnen ermöglichen, länger selbstständig und eigenbestimmt zu bleiben, dann hat die Allgemeinheit langfristig einen enormen Nutzen davon."

In den Beratungsstellen arbeiten derzeit Halbtagskräfte. Sie machen allerdings längst nicht Dienst nach Vorschrift, sondern sind auch außerhalb der Sprechstunden telefonisch zu erreichen und bieten Hausbesuche an. "Wichtig ist, dass es ein qualifizierter Sozialarbeiter ist", so Klose. "Wenn es um weitreichende Hilfs- und Beratungsangebote geht, dann ist es notwendig, dass den Senioren ein Fachmann gegenübersteht."

Das ursprüngliche Konzept für die Spots sah vor, dass qualifizierte Seniorenberatung an gut besuchte Begegnungsstätten angebunden wird. Allein die Begegnungs- und Bildungsstätte im Tannenbusch wurde im vergangenen Jahr von etwa 6600 Senioren besucht.

Knapp die Hälfte kam mit medizinischen Problemen, 39 Prozent nutzten die sozialen Begegnungsangebote wie Spielnachmittage und Gesprächskreise. Aber auch Aktionen zum Gedächtnistraining und leichte Sportangebote wurden rege genutzt. 250 Personen suchten eine intensive Einzelberatung auf. Um der Bevölkerungsstruktur gerecht zu werden, hat die Caritas im Tannenbusch verstärkt in interkulturelle Angebote investiert. Bonn war für Klose in Sachen Seniorenarbeit immer ein Aushängeschild. Doch jetzt würde alles allein aus Kostengründen heruntergeschraubt.

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