Trinkwasserleitungen der Uni Bonn Extremfall: 560-fach über dem Grenzwert

BONN · Der Bleigehalt im Trinkwasser in einigen Leitungen der Universität Bonn übersteigt den Grenzwert des Zulässigen in einem Fall um das 560-fache, nämlich bei 14 Milligramm pro Liter. Die Belastung ist indes unterschiedlich. Das geht aus den Analyseergebnissen der Bleiuntersuchungen hervor, die die Uni ins Internet gestellt hat.

Einige der Wasserhähne sind bereits gesperrt, wie die Tabelle zeigt, viele liegen weit unter dem Grenzwert von 25 Mikrogramm pro Liter, sind also praktisch bleifrei. Gelb gekennzeichnet sind solche Stellen, wo der Grenzwert zwar noch unter dem aktuellen, aber über dem liegt, der ab kommenden Jahr gilt.

Dann wird er nämlich auf 10 Mikrogramm heruntergesetzt. Auch am Freitag waren wieder Mitarbeiter dabei, einzelne Wasserhähne stillzulegen. "Wir machen uns schon Sorgen", sagte eine Mitarbeiterin, die überlegt eine Blutuntersuchung machen zu lassen.

"Bei keiner der bisher auf Wunsch von Bediensteten durchgeführten Blutuntersuchungen wurde eine erhöhte Bleibelastung festgestellt", schreibt indes Kristina Kornmesser, für die technischen Einrichtungen der Uni zuständige Dezernentin und Stellvertreterin des Kanzlers, in einem internen Rundschreiben.

Risikogruppen, etwa werdende und stillende Mütter aber auch jüngere Frauen, empfiehlt sie präventiv, "vorerst auf den Genuss von Leitungswasser zu verzichten bis weitere Messungen Klarheit gebracht haben". Sie könnten beim Hausmeister frisches Trinkwasser ordern, so Mitarbeiter.

Die Uni gibt sich unterdessen alle Mühe, das Problem transparent anzugehen. Seit Mittwoch sind sämtliche Analyseergebnisse zugänglich. Die einzelnen "Zapfstellen" sind nummeriert - wer wissen will, wie hoch die Bleibelastung am von ihm benutzten Wasserhahn ist, kann das den Tabellen entnehmen.

Die Wasserproben wurden an einem Sonntagvormittag entnommen. Damit stand das Probenwasser mindestens seit Freitagabend in den Leitungen. Das heißt, die in der Liste angegebenen Bleikonzentrationen wurden im sogenannten Stagnationswasser gemessen.

"Die in der Tabelle dargestellten Messergebnisse beinhalten demnach eine Worst-Case-Betrachtung. Erfahrungsgemäß sind die Bleikonzentrationen beim üblichen täglichen Gebrauch deutlich geringer, wenn im Tagesgang bereits Stagnationswasser abgelaufen ist", heißt es zur Erklärung. Empfohlen wird, das Wasser vor Entnahme eine Zeit lang laufen zu lassen.

Von den rund 350 Gebäuden mit den 20 000 Trinkwasserzapfstellen sind etwa 110 Gebäude betroffen, vor allem, weil sie in Zeiten gebaut wurden, als Wasserrohre aus Blei noch üblich waren. Gemeinsam mit dem Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW (BLB) sei man dabei, eine genaue Bestandserhebung in den relevanten Gebäuden durchzuführen.

Bei Verdacht auf Blei-Trinkwasserleitungen wurden jeweils Wasserproben gezogen, analysiert und bei Bedarf Gegenmaßnahmen ergriffen. In begründeten Verdachtsfällen erfolge zunächst eine sofortige Sperrung der Zapfstellen. Zudem werde das Gesundheitsamt informiert.

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