Kommentar zur Gewalt in Bad Godesberg Fakten auf den Tisch

Meinung | Bad Godesberg · Kein Ereignis der vergangenen Jahre hat Bonn so erschüttert wie die tödliche Attacke auf Niklas P., der heute beerdigt wird. Der Gewaltexzess gegen den 17-Jährigen war so irrational, so unfassbar brutal, dass die Menschen in dieser Stadt seit zwei Wochen kaum ein anderes Gesprächsthema haben. Er verändert das Sicherheitsgefühl draußen auf den Straßen, verstört, schürt Ängste.

Tatsächlich steigen die offiziellen Zahlen der Gewalt- und Straßenkriminalität leicht an, und jeder einzelne Fall ist für die Opfer schon einer zu viel. Es lässt sich auch nicht schönreden, dass Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Gangs binnen eines Jahres zweimal mit Pistolenschüssen auf offener Straße eskalierten. Trotzdem: Bonn ist nicht Frankfurt, Berlin oder Köln. Für eine Stadt dieser Größe ist das Leben hier vergleichsweise sicher, und es kann keine Rede davon sein, dass es „No-go-Areas“ gebe, in die sich normale Bürger nicht hineintrauen sollten.

Damit das so bleibt, braucht die überalterte Bonner Polizei noch mehr Verstärkung durch junge Beamte – denn ihre Präsenz auf den Straßen könnte durchaus größer sein. Mindestens genauso wichtig: Eine Justiz, die junge Straftäter schnell vor Gericht bringt und die Schuldigen konsequent bestraft.

Ob ein Täter ausländische Wurzeln hat wie der mutmaßliche Haupttäter im Fall Niklas P. oder einen langen deutschen Stammbaum, spielt dabei keine Rolle. Sehr wohl kann diese Frage aber für den Präventionsgedanken wichtig sein. Sollten Menschen aus Zuwandererfamilien gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil überproportional häufig schwere Straftaten begehen, wären daraus in der Polizeiarbeit und der Integrationspolitik Konsequenzen zu ziehen.

Dazu müssten Polizei und Justiz aber den Migrationshintergrund nicht nur statistisch erfassen, sondern auch transparent machen. Klar – das kann schwierig sein, wenn ein Gewohnheitsschläger ausländische Eltern hat, aber den deutschen Pass besitzt. Ohne diese Transparenz aber blühen Mutmaßungen, Vorurteile und die Hetze der Demagogen vom rechten Rand.

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