Verkehr in Bonn Falschparker bremsen Bus und Bahn aus

BONN · Minutenlang hupen die Autofahrer, die Straßenbahnen stimmen mit ihrem schrillen Alarm in das Konzert mit ein. Ein unachtsam abgestelltes Auto blockiert den Weg. Nichts geht mehr.

 Nichts geht mehr: In der Kasernenstraße blockiert eine Luxuskarosse die Durchfahrt. Der Linienbus aus Richtung Friedensplatz muss warten.

Nichts geht mehr: In der Kasernenstraße blockiert eine Luxuskarosse die Durchfahrt. Der Linienbus aus Richtung Friedensplatz muss warten.

Foto: SWB

"Falschparker sind für den öffentlichen Nahverkehr ein zunehmendes Problem und behindern stark den Linienbetrieb", sagt Veronika John von den Stadtwerken Bonn (SWB). Bus und Bahn werden quasi ausgebremst.

So wie neulich in Kessenich. Nur kurz wollte ein Autofahrer ein paar Besorgungen erledigen und stellte seinen Wagen an der Hausdorffstraße ab. Der passte jedoch nicht in die Parklücke, und das Heck ragte teilweise auf die Fahrbahn hinaus. Während andere Autofahrer das Hindernis umfahren konnten, war für die Straßenbahnen dort erst einmal Endstation. Die Folge: Innerhalb weniger Minuten hatte sich ein langer Rückstau gebildet.

Immer mehr Schienenfahrzeuge wurden auf der viel befahrenen Straße durch den Falschparker ausgebremst und standen still. Dazwischen reihten sich mehr und mehr Autos in den Stau ein. Das Verkehrschaos war perfekt, verärgerte Fahrgäste in Bussen und Bahnen sowie Autofahrer mussten gleichermaßen eine unfreiwillige Pause einlegen.

Dabei kann solch eine "Schusseligkeit" schnell teuer werden. Zwar wird erst einmal versucht, den Fahrer des geparkten Wagens ausfindig zu machen. "Gelingt das aber nicht, dann muss ein Abschleppunternehmen her, das den Wagen zur Seite hievt oder an den Haken nimmt und wegbringt", erklärt John.

Geduld müssen Fahrgäste in Bussen und Bahnen trotzdem haben. Denn wenn auch der Abschleppwagen nur sehr schwer an die Engstelle herankommt, kann es im schlimmsten Fall bis zu einer Stunde dauern, ehe der Verkehr wieder fließt.

"Nicht alle Fahrzeuge werden abgeschleppt"

Doch zum Abschlepper greifen die Stadtwerke nicht sofort. "Nicht alle Fahrzeuge werden abgeschleppt. Falls möglich, fahren Busse auch mal kleinere Umleitungen", sagt John. Oft kommt der Fahrzeughalter auch angerannt, weil er zum Beispiel nur in einem Geschäft in der Nähe war und registriert hat, dass sein Wagen die Ursache für das Hupkonzert ist.

Doch das Problem mit den Falschparkern wird für die Stadtwerke immer größer. Wurden 2012 und 2013 rund 200 Fälle registriert, waren es im vergangenen Jahr bereits 230. Dabei wurden in 167 Fällen Busse ausgebremst, die Schienen der Straßenbahnschienen waren 63 Mal blockiert. Teuer wird eine solche Unachtsamkeit für den Autofahrer auf jeden Fall. Denn mit einem Bußgeld von 35 Euro ist es nicht getan.

"Bei längeren Ausfallzeiten organisieren wir einen Bahnersatzverkehr, der überwiegend mit Pendelbussen erfolgt. In einigen Fällen werden dafür aber auch Taxen angefordert, beispielsweise dann, wenn auf die Schnelle keine freien Busse zur Verfügung stehen. Auch diese Kosten muss der betroffene Fahrzeughalter tragen", erklärt John. Das können dann auch schon einmal 800 Euro sein. "Das ist der höchste Betrag, den wir einmal verrechnet haben."

Dabei kann man Autofahrern nicht immer böse Absicht unterstellen. Viele merken nicht, dass ihr Wagen zu weit auf die Fahrbahn hinausragt und zu einem unüberwindbaren Hindernis für Busse, Bahnen oder auch Lkws wird. An der Prinz-Albert-Straße ist deshalb stadteinwärts eine rote Linie abmarkiert, die genau zeigt, wie viel Platz die Bahn zum Passieren braucht.

Von Falschparkern ausgebremst sind laut SWB immer die gleichen Linien. Während die Straßenbahnen 61/62 häufig einen unfreiwilligen Stopp einlegen müssen, sind bei den Bussen hauptsächlich die 601, 604, 605, 611, 636 und 637 betroffen.

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