Amtsgericht Bonn Falschparker greift Polizisten an

Bonn · Wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, gefährlicher Körperverletzung sowie Widerstands gegen Staatsbeamte wurde jetzt ein 39-jähriger Mann aus Andernach zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

 Justitia ist die Personifikation der Gerechtigkeit

Justitia ist die Personifikation der Gerechtigkeit

Foto: dpa

Es war Samstag. Die Bonner City rappelvoll. Für einen 39-jährigen Lageristen aus Andernach, der einen Parkplatz suchte, eine echte Herausforderung. Zumal er nur ein Ziel hatte: In einem Spezialladen am Friedensplatz wollte er einen besonderen Apfelwein besorgen. Schließlich wurde dem Ortsfremden die Suche nach einem Stellplatz zu bunt: Kurzerhand fuhr er in die Fußgängerzone und parkte seinen schwarzen BMW direkt vor dem Geschäft.

Keine drei Minuten später bereits sah er durch das Schaufenster zwei uniformierte Polizeibeamte, die sein Auto fotografierten. Beim Anblick der Ordnungshüter rastete der Andernacher komplett aus: „Ein Knöllchen, nein, bitte nicht!“

So kam der Fall des Falschparkers jetzt vor das Bonner Amtsgericht, der den 39-Jährigen zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilte. Nach dem Anblick der Ordnungshüter – einem 56-jährigen Beamten und seiner 44-jährigen Kollegin – war der Angeklagte an dem 30. April 2016 zu seinem falsch geparkten Auto gestürzt, hatte „Entschuldigung“ gebrüllt, die Türen verriegelt und den Rückwärtsgang eingelegt. Mit rasantem Tempo versuchte er, aus der verbotenen Zone zu entkommen. Dabei nahm er keinerlei Rücksicht auf die Fußgänger (ein Seniorenpaar fand noch Zuflucht hinter einem Poller) und ignorierte Klopfen und Rufe der Polizisten.

Es folgte die wilde Flucht nach vorn: Die Polizeibeamten stellten sich ihm in den Weg, aber auch das ignorierte der Falschparker. Er gab Vollgas und „pustete“ die Beamten regelrecht weg. Dabei fuhr er dem 56-Jährigen über den rechten Fuß, der eine Quetschung des Mittelfußes erlitt, und rammte ihm den Kotflügel gegen dessen Knie; seine Kollegin konnte sich mit einem Riesensatz noch retten, dabei stützte sie sich mit der linken Hand am Auto ab und verdrehte sich im Lendenbereich. Beide mussten im Krankenhaus behandelt werden und waren zwei Wochen arbeitsunfähig.

Erst als der 39-Jährige in Andernach Polizeibesuch bekam, sei ihm klar geworden, was er getan habe, erklärte er jetzt im Prozess. „Ich war ganz verblüfft, ich habe nicht mitbekommen, dass ich jemanden umgefahren habe“, entschuldigte er sich. An dem Tag sei er von der Parkplatzsuche total gestresst gewesen. „Ich komme eigentlich von einem Dorf“, erklärte er der Amtsrichterin, „da gibt es solche Probleme nicht.“ Jetzt hat der Schichtarbeiter andere: Denn die Richterin hat dem nicht vorbestraften Angeklagten zudem noch für neun Monate den Führerschein entzogen. Als Bewährungsauflage muss er 600 Euro bezahlen.

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