Amtsgericht in Bonn Familienvater nach Verfolgungsjagd verurteilt

Bonn · Eine rasante Verfolgungsjagd durch den Norden Bad Godesbergs kommt einen 45-jährigen Familienvater teuer zu stehen. Das Bonner Amtsgericht verurteilte ihn zu 2250 Euro Geldstrafe. Zudem muss er für acht Monate seinen Führerschein abgeben.

Amtsgericht in Bonn: Familienvater nach Verfolgungsjagd verurteilt
Foto: dpa

Den Fußgängern auf den Bürgersteigen stockte der Atem: Aufheulende Motoren, quietschende Reifen, Blech an Blech. Zwei Fahrzeuge, ein blauer VW Caddy und ein schwarzer Mercedes SUV, jagten mit rasender Geschwindigkeit durch die Straßen – als wär's der Nürburgring. Im Sekundentakt gingen in den Mittagsstunden des 19. Juni 2016 die Alarmrufe bei der Polizeistation in Godesberg ein: „Zwei Raser in wilder Jagd!“ Nun endete die dramatische Verfolgungsjagd für den 45-jährigen Fahrer des schwarzen SUVs vor dem Bonner Amtsgericht.

Wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr wurde der Familienvater zu 2250 Euro Geldstrafe verurteilt. Außerdem wurde ihm der Führerschein für acht Monate entzogen. Zum Fahren eines Fahrzeugs sei er charakterlich ungeeignet, befand die Amtsrichterin.

Der Auslöser für das lebensgefährliche Rennen, fast drei Kilometer im Zickzack-Kurs durch Godesbergs Norden: Der Angeklagte, der just mit seinem achtjährigen Sohn ein Eis essen gehen wollte, hatte in der Brunnenallee seine Ehefrau mit einem ihm fremden Mann in dem blauen Auto entdeckt - und Rot gesehen. Eifersucht und Panik befielen ihn. Und als der Fahrer des Blauen auf einmal Gas gab, raste er hinterher.

Er habe den vermeintlichen Kontrahenten zur Rede stellen wollen, erklärte er der Amtsrichterin: Wie bloß kommt seine Ehefrau, mit der er 24 Jahre glücklich verheiratet ist, mit der er zwei Söhne hat und die „sein ein und alles ist“ in diesen Wagen? Und dann habe ihn auch noch die Fantasie befallen, seine Frau könnte Opfer einer Entführung sein.

Die Sache jedenfalls wurde erbittert, geradezu kriegerisch auf Asphalt ausgetragen – mit Angst auf beiden Seiten. Selbst als dem Blauen ein Reifen platzte, gab der 47-jährige Fahrer nicht auf, sondern rumpelte auf drei Reifen weiter. Was immerhin einem Kirchgänger in der Südstraße das Leben rettete.

Als der 31-Jährige in sein Auto steigen wollte, sah er, wie der Mercedes ungebremst auf ihn zuraste. Das Geräusch des geplatzten Reifens jedoch hatte ihn noch rechtzeitig gewarnt. Und er konnte mit einem Satz zur Seite wegspringen. Die blinde Jagd endete schließlich, als der blaue Wagen vom schwarzen touchiert wurde, die Balance verlor und von einem geparkten Wohnmobil aufgefangen wurde. Das Fahrzeug habe ausgesehen, wie „eine geöffnete Ölsardinenbüchse“, so ein Zeuge. Totalschaden. Zum Glück wurde niemand verletzt, auch nicht die geliebte Ehefrau und das achtjährige Kind, das angeschnallt war.

Die ganze Aufregung war offenbar völlig unnötig gewesen: Der „fremde Mann“ entpuppte sich als ein Ex-Freund der Ehefrau, dem sie nach langer Zeit wieder begegnet war. Harmlos, wie die 45-Jährige beteuerte. Ihrem Ehemann aber hatte sie das verheimlicht.

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