Cosplay-Treffen im Maritim Die FedCon in Bonn: Ein Blick hinter die Maskerade

Bonn · Die FedCon ist wieder im Bonner Maritim-Hotel zu Gast – das heißt: Captain Kirk und Kumpanen wandeln durch die Bundesstadt. Was bewegt Menschen dazu, wochenlang an aufwendigen Kostümen zu basteln? Wir haben am Freitag, dem ersten FedCon-Tag in Bonn, mit den Science-Fiction-Fans gesprochen.

FedCon 2023 in Bonn - Bilder
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Sternenfahrer und fremde Wesen aus bekannten Sci-Fi-Serien und Filmen

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Im Maritim-Hotel begegnet man an diesem Wochenende allerlei Gestalten aus Star Trek, Star Wars und anderen Science-Fiction-Formaten. In der Hotellobby begrüßt der haarige Chewbacca aus Star Wars einen Fan: Er gibt ihm zu verstehen, dass er seinen langen Bart gut findet, indem er mit den Fingern durch den eigenen streicht und anerkennend nickt. Arm in Arm posieren die beiden für ein Foto. Um die nächste Ecke kommt R2-D2 – oder vielmehr eine abgewandelte Version in Pink.

Es ist „FedCon 2023“ – „das Event für alle Science-Fiction-Fans“, so heißt es auf der entsprechenden Internetseite. Die Fans kommen zur FedCon, um ihre Stars zu sehen und um ihr Hobby unter Gleichgesinnten auszuleben. Wochen haben sie sich auf das Event vorbereitet und an der eigenen Cosplay-Verwandlung gebastelt: An diesem Wochenende sehen sie aus wie ihre Vorbilder – ob Prinzessin Leia oder Commander Spock, der Kreativität scheinen kaum Grenzen gesetzt.

Kostüme zum Verwechseln echt

Celina Ritter ist eigentlich gebürtige Bonnerin, heute aber ist sie Prinzessin Leia vom Planeten Alderaan. Ihr Kostüm hat Ritter komplett selbst gebastelt und genäht, die Waffenteile vor der Brust vom 3D-Drucker drucken lassen. Sie hat Weihnachten angefangen und bis April gebraucht, da musste ihr Kostüm fertig sein, weil sie auf der Starwars Celebration in London war.

„Wenn ich eine Deadline habe, investiere ich jede freie Sekunde“, sagt sie. Auf der FedCon ist sie gemeinsam mit ihrer Freundin Evita Helling, die hat sich als Mara Jade Skywalker verkleidet. Die beiden Cosplayerinnen haben sich auf der Comic Con kennengelernt. Wenn die Bonnerin Ritter nicht gerade mit ihrem großen Hobby Cosplay beschäftigt ist, arbeitet die 22-Jährige im IT-Bereich, im Rest ihrer Freizeit tanzt sie auch.

Ritter erzählt, sie habe schon immer viel gebastelt. Ihre Freunde unterstützen sie alle, sagt sie, „sie sind interessiert und fragen mich wie‘s läuft, und meine Mutter, die ist sowieso großer Star-Wars-Fan und deswegen voll begeistert.“ Der absolute Höhepunkt auf den Conventions, den Treffen Gleichgesinnter, seien immer die Menschen und das Miteinander. „Hier ist man nicht mehr der Außenseiter“, sagen die beiden Freundinnen.

Um die Frage, wie oft sie schon auf der FedCon war, zu beantworten, muss Karina Cajo kurz nachdenken, „Zum 28. Mal“, sagt sie dann. Die Kriminalhauptkommissarin ist das ganze Wochenende auf dem Treffen, sie hat für jeden Tag ein anderes Kostüm. Heute verkörpert sie einen Charakter aus der Serie „See – Reich der Blinden“. „Ich bin Kölnerin, ich bin mit dem Kostümieren großgeworden“, sagt Cajo. Der Unterschied zu Karneval? „Wenn man jetzt jemanden von den Leuten hier mitten in der Nacht wecken würde, könnten sie den Lebenslauf von ihrem Charakter runterrattern.“ Cosplay sei mehr als nur ein Kostüm. Sie erzählt, die meisten in ihrem Umfeld staunten über ihr Hobby.

Jens Dombek ist in der Szene als der „German Spock“ bekannt, der deutsche Spock. Er ist Star-Trek-Fan seit Kindertagen und sieht dem Filmcharakter Mister Spock zum Verwechseln ähnlich. Einmal, so erzählt der Wirtschaftsinformatiker, sei er auf dem Treffen Destination Star Trek gewesen, um sein Idol Leonard Nimoy zu treffen. Doch der sei krank gewesen. Als Dombek die Halle betrat, hätte man ihm zugerufen „Ich denke, du bist krank.“ „Ja, man hat mich mit meinem Idol verwechselt“, sagt er. Das Fan-Sein, so glaubt er, sei ihm in die Wiege gelegt worden. Schließlich sei er am 17. Januar geboren worden, keine zufällige Parallele zum Raumschiff Enterprise 1701, sagt er.

Gute Taten im Bösewicht-Kostüm

Unter den Fans hier verstehe man sich, erzählt Star-Wars-Fan Dennis Opfermann. Er steckt im komplett schwarzen Kostüm, den bedrohlich wirkenden Helm seines Tie-Fighter-Piloten-Kostüms hat er abgenommen. Die Einzelteile, so erzählt er, hat er zum Teil aus London bestellt. Die Chest Box, ein Beatmungsgerät, mit einem Magnetsystem an der Brust befestigt. „Ich gehe dann auch hier manchmal so lang und dann sehe ich das fertige Kostüm im Spiegel – das ist schon toll“, erzählt der 39-Jährige aus Kassel.

Mit seinem Verein German Garrison geht er in den Star-Wars-Kostümen der „eigentlich Bösen“ unter dem Motto „Bad guys doing good“ (Böse Jungs tun Gutes) ins Kinderhospiz. Opfermanns Vater sei an Krebs gestorben, er selbst habe auch Hautkrebs gehabt. „Ich finde es schön, wenn wir kommen, dann haben die Kinder nochmal einen wundervollen Tag, die freuen sich so“, sagt er, „da bin ich dann aber auch froh, wenn ich einen Helm aufhabe, weil da kullern dann auch mal die Tränen, wenn man so ein kleines Kind vor sich sieht und weiß, es hat vielleicht nur noch ein bis zwei Wochen.“

Der Versicherungsfachangestellte engagiert sich nicht nur bei German Garrison, sondern auch bei einem Musikverein in seiner Heimatsstadt Kassel. „Wir bringen Kindern mit schwierigem Hintergrund Musikinstrumente bei.“ Zur FedCon gehe er für die Gemeinschaft: „Hier in Bonn ist es wie eine Familie, ich bin hier, um die Leute wieder zu treffen“.

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