Bonner Kandidatenkür „Felix“ von Grünberg tritt wohl nicht mehr an

Bonn · Die Landtags- und Bundestagswahlen im nächsten Jahr werfen auch in Bonn ihre Schatten voraus. Hinter den Kulissen ist in den Parteien das Gerangel um die Kandidaturen schon im vollen Gange.

Im Fokus steht die Landtagswahl: In SPD-Kreisen gilt es als sicher, dass der langjährige Landtagsabgeordnete Bernhard „Felix“ von Grünberg im Frühjahr 2017 nicht erneut antreten wird. Und die CDU will alles daran setzen, wenigstens eines der beiden 2012 von der SPD gewonnenen Direktmandate in Bonn zurückzuerobern.

Zur Bundestagswahl im Herbst 2017 werden nach bisherigem Stand die drei amtierenden Abgeordneten Claudia Lücking-Michel (CDU), Ulrich Kelber (SPD) und Katja Dörner (Grüne) im Wahlkreis Bonn erneut antreten. Sie müssen zwar offiziell wieder als Kandidaten aufgestellt werden, doch Gegenkandidaturen sind bislang nicht in Sicht. Während Lücking-Michel und Dörner aus ihrem Wunsch nach einer erneuten Kandidatur keinen Hehl machen, schweigt Kelber zurzeit noch zu dieser Frage. „Ich äußere mich dazu erst parteiintern.“

Der 70-jährige von Grünberg hat seit der Landtagswahl 2000 sein Mandat im Wahlkreis 29 (Bonn/Beuel) stets direkt geholt. Bei der Wahl 2012 machte von Grünberg das Rennen sogar gegen seinen prominenten Mitbewerber von der CDU, gegen den ehemaligen Umweltminister Norbert Röttgen. Dem Vernehmen nach soll der SPD-Stadtverordnete und Sozialausschussvorsitzende Peter Kox nun von Grünberg als Kandidat folgen. Der 37-jährige Historiker leitet das Landtagsbüro von Grünbergs und gehört dem Stadtrat seit 2009 an. Er macht aus seinem Interesse an einer Kandidatur kein Geheimnis. Aber: „Die Frage, ob ich kandidiere oder nicht stellt sich erst, wenn Herr von Grünberg sich dazu geäußert hat, ob er wieder antritt oder nicht“, sagte Kox. Zudem obliege es der Partei, die Kandidaten aufzustellen. „Das ist das Gute an der SPD, die Mandate sind keine Erbhöfe“, sagte Kox. Von Grünberg sagte dem GA, er wolle seine Entscheidung nach Karneval bekanntgeben.

Renate Hendricks Kandidatur noch unsicher

Den südlichen Landtagswahlkreis 30 vertritt Renate Hendricks. Der Sozialdemokratin, die 2005 über einen Listenplatz nach Düsseldorf kam, gelang 2012 ein Coup: Sie jagte ihrem Landtagskollegen und Mitbewerber von der CDU, Benedikt Hauser, den als konservative Hochburg geltenden Wahlkreis ab. Ob sie auch 2017 wieder antreten wird, will die 62-Jährige „beizeiten“ entscheiden. SPD-Chef Gabriel Kunze erklärte: „Jeder, der für die Landtagswahl antreten will, kann sich bei uns bis zum 1. Mai melden.“ Die Kandidatenkür sei für den 2. Juli geplant. Über die Kandidatur für die Bundestagswahl werde erst nach den Sommerferien entschieden.

Für die CDU geht es bei beiden Wahlen ums Ganze. Erklärtes Ziel von Claudia Lücking-Michel: Sie will bei der Bundestagswahl nächstes Jahr den einstigen Adenauer-Wahlkreis Bonn – seit 2002 fest in der Hand von SPD-MdB Ulrich Kelber – direkt holen. Die Chancen stehen nicht schlecht: Bei der Bundestagswahl 2013 lag sie als Neuling mit 37,47 Prozent der Stimmen nur knapp hinter Kelber (38,15). Der SPD-Mann legt in dem Zusammenhang Wert auf die Feststellung, 2013 sei sein Vorsprung von Erst- auf Zweitstimmen der höchste aller 299 SPD-Kandidaten im Land und der dritthöchste aller Wahlkreissieger gewesen.

Für die Landtagswahl werden voraussichtlich CDU-Parteichef Christos Katzidis und Benedikt Hauser ihren Hut in den Ring werfen. Offiziell dazu äußern wollen sich beide Politiker allerdings ebenfalls noch nicht. „Wir werden für beide Wahlen nach der Sommerpause die Kandidaten aufstellen“, sagte Katzidis lediglich.

Rolf Beu für die Grünen

Bei den Grünen dürfte Rolf Beu (58) wieder antreten, obgleich auch er darauf hinweist, dass, wie bei den anderen Parteien auch, sein Kreisverband das letzte Wort über die Kandidaturen haben wird. Beu, seit 1984 Mitglied des Bonner Stadtrats, gehört dem Landtag seit 2012 an.

Ob der Röttgener Ratsherr und FDP-Kreisvorsitzende Joachim Stamp im Frühjahr 2017 wieder für die Liberalen um ein Landtagsmandat kämpfen wird, lässt dieser ebenfalls noch offen. „Ich gebe dazu noch keinen Kommentar ab“, sagte Stamp. Die FDP werde erst nach den Sommerferien die Kandidaten für beide Wahlen küren. Doch parteiintern ist es ein offenes Geheimnis, dass Stamp, der 2012 ins Düsseldorfer Parlament einzog und dort Vize-Fraktionsvorsitzender ist, wieder für den Landtag kandieren will.

Im Bundestag sind die Liberalen zwar nicht mehr vertreten, dennoch hoffen sie auf einen Wiedereinzug bei der Wahl 2017. Da es eher unwahrscheinlich ist, dass Guido Westerwelle erneut als Kandidat zur Verfügung steht, müssen die Liberalen nach einem neuen Anwärter Ausschau halten. Nach GA-Informationen haben bisher der Vize-Präsident des Europa-Parlaments, Alexander Graf Lambsdorff, sowie der einstige Hardtberger Stadtverordnete Walter Klitz Interesse an einer Kandidatur für Berlin angemeldet.

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