GA-Serie: Bonner Köpfe Fest verwurzelt im bönnschen Dorfleben

IPPENDORF · Carola Berresheim braucht die weite Welt nicht, um glücklich zu sein. Sie engagiert sich im Ort, in der Kirche, in Vereinen. Dass man sich für andere einsetzt, ist ihr in die Wiege gelegt worden.

 Carola Berresheim mit einigen alten Zeitungsartikeln und Fotos.

Carola Berresheim mit einigen alten Zeitungsartikeln und Fotos.

Foto: Benjamin Westhoff

Manchmal ist die Welt ganz klein. „Mein ganzes Leben hat sich zwischen Allee und Schafsberg abgespielt“, sagt Carola Berresheim und lacht: „Zwischen der Ippendorfer Allee und dem Gelände hin zum Katzenloch.“ Hier ist sie geboren, hier hat sie ihren Mann kennengelernt und hier lebt sie heute im Mehrgenerationenhaus mit ihren Töchtern und deren Familien. „In Ippendorf habe ich alles, was ich brauche. Ich bin hier fest verwurzelt“, sagt die 70-Jährige.

Dazu gehört, dass sie sich im Ort engagiert. „46 Jahre habe ich unsere Karnevalssitzung geleitet, seit meinem zwölften Lebensjahr singe ich im Kirchenchor von Sankt Barbara, ich bin im Ortsausschuss aktiv, als Kommunionhelfer im Einsatz, sammele Spenden für die Caritas, unterstütze Schützen und Pfarrgemeinderat und fahre in einem Wagen beim Karnevalszug mit“, zählt sie auf. „Ach ja, die Treffen ,Ippendorfs beste Johre' organisiere ich mit.“ Die Gründung einer Folkloretanzgruppe vor 30 Jahren geht ebenfalls auf ihre Initiative zurück. Da kein Tanzlehrer gefunden wurde, beschlossen die Damen damals „jez höppe me selvs“. Eine Lehrerin übernahm das Training, bald hatte die Truppe einen guten Ruf und trat bei zahlreichen Veranstaltungen auf.

Schon ihre Urgroßeltern lebten in einem kleinen Fachwerkhaus an der Röttgener Straße, gegenüber der heutigen Gaststätte „Beim Mahler“. „Dort habe ich meinen Mann kennengelernt. Beim Tanzen. Jedes Wochenende wurde Livemusik geboten. Und nach Hause hatte ich es ja nicht weit.“ Bernd Berresheim hatte offenbar längst ein Auge auf das hübsche Mädchen geworfen. Denn bei der Mailehenversteigerung 1965 griff er tief in die Tasche. Für 810 Maimark bekam er den Zuschlag: Mit der 18-jährigen Carola regierte er als Maikönig im Ort. „Wir sind im schicken Cabrio durchs Dorf gefahren“, strahlt die 70-Jährige. Doch Bernd hatte seine Carola nicht nur einen Monat an seiner Seite. Kurze Zeit später heirateten die beiden.

Auf dem hinteren Teil des Familiengrundstücks baute das Paar ein eigenes Haus. „Wir waren immer eine Großfamilie. Früher lebten vier Generationen unter einem Dach, heute sind es drei“, erzählt sie stolz. Damals wie heute gehören die Mahlzeiten aller Familienmitglieder zum festen Tagesablauf. „Ob man es glaubt oder nicht. Wir haben uns immer etwas zu erzählen.“ Trotz ihres ehrenamtlichen Engagements ist sie offenbar nicht ausgelastet. Denn auch heute noch arbeitet sie als Minijobberin in einem Lebensmittelgeschäft. „Darauf will ich nicht verzichten. Ich komme mit so vielen Menschen ins Gespräch.“

Dass man sich für andere einsetzt, ist Carola Berresheim in die Wiege gelegt worden. „Meine Oma war in Ippendorf bekannt. Von ihr habe ich gelernt, dass man hilft, wo man kann.“ So habe Großmutter Karoline Thol stets Bedürftige zum Essen eingeladen.

„Manchmal glaube ich, mein Tag hat mehr als 24 Stunden“, schmunzelt sie. Doch jetzt müssen alte Fotos und Postkarten für das nächste Treffen der „besten Johle“ gesichtet und sortiert werden. Im November werden wieder längst vergangene Zeiten lebendig. Wie beliebt das Treffen ist, zeigen die Besucherzahlen. „Am ersten Abend kamen 70 Ippendorfer, beim letzten bereits 140. Ist das nicht toll?“, fragt sie und ist schon wieder im Aufbruch.

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