Rockaue in Bonn Festival mit Wohlfühlcharakter

BONN · Die Rockaue war wie eine kleine Stadt: Vor jeder der vier Bühnen stand ein anderes Publikum, das auch außerhalb der eigenen Genres die 32 Künstler und Bands anguckte.

Während DJ Felix Jaehn Elektromusik auflegte und vor allem junge Menschen in Badehosen und Bikinis tanzten, nickten die Rocker in schwarzen Kutten zu hartem Metal. "Wir zeigen bei der Vielfalt mehr Kante als die alte R(h)einkultur", sagte Rockaue-Geschäftsführerin Maria Hülsmann. Das breite Musik-Spektrum lockte fast 20.000 Besucher.

Viele sahen die Rockaue als Nachfolger von R(h)einkultur und hatten gute Erinnerungen an das Festival, das 2011 aufgegeben worden war. "Ich war hier das letzte Mal bei den Fantastischen 4", erzählte Olli aus Meinerzhagen, der mit seinem Freund Kalle gekommen war. Auch wenn diesmal nicht so erfolgreiche Künstler wie damals spielten, sei die Rockaue unschlagbar gewesen, was Preis und Leistung angehe. "Da siehst du für zehn Euro zig Bands, die sonst einzeln mehr kosten würden", sagte Kalle. Die beiden wollten "Schandmaul" sehen.

Hülsmann und die rund hundert ehrenamtlichen Helfer hatten Wert auf einen gewissen Wohlfühlcharakter gelegt. "Die Rheinaue ist das perfekte Festivalgelände", sagte Mitveranstalter Julian Reininger. Wer sich einen Überblick verschaffen wollte, konnte wie Gerald Fichtner aus 70 Metern Höhe Bungee-Springen. Im Skatepark der Initiative "Beton für Bonn" zeigten der ehemalige BMX-Profi Tim Eichert und Sportler aus ganz Europa Drehungen und Überschläge in der Half-Pipe. "Für uns ist das auch eine Chance, dem Sport und unser Projekt, den Skatepark zu vergrößern, zu präsentieren", sagte Christian Freiburg.

Wenige Meter weiter ruhten sich die Festivalgänger im Schatten der Bäume aus. "Das ist alles nicht so künstlich und aufgebaut, sondern irgendwie natürlich, man hat Luft", erzählte ein junger Mann. Vorher hatte er noch in der Masse getanzt. Zum Abkühlen funktionierte die Bonner Feuerwehr ihr Löschfahrzeug um und bespritzte die Menschen mit Wasser. Zusätzlich gab es an mehreren Stellen kostenloses Leitungswasser zum Selbstabzapfen. "Das ist eine tolle Sache, die es auf anderen Festivals selten gibt", sagte Florian van Houten. Er hatte ständig ein Tetrapak im Umhänge-Halter dabei, das er auffüllte.

[kein Linktext vorhanden]Auch die Berliner "Jennifer Rostock" hatten es sich auf dem Festival-Gelände bequem gemacht. "Für ein paar Stunden waren wir im Römerbad schwimmen, leider gab es keine Pommes", erzählte Sängerin Jennifer Weist. Das holte sie dann bei der Rockaue nach. Die 27-jährige Natascha aus der Eifel hatte der Band den ganzen Tag entgegengefiebert, die vor mehr als 9000 Fans auf der Hauptbühne stand. Sie war eine von zwei Frauen, die Weist nach oben bat, um mitzusingen.

Natascha machte das so gut, dass sie Weist die Show stahl: Mit Kapitänsmütze auf dem Kopf brüllte sie in das Mikrofon und feuerte die Menge an. Dafür gab es nicht nur Applaus, sondern auch einen Gutschein. Als um 23:45 Uhr die Lautsprecher an allen Bühnen verstummten, waren die Veranstalter zufrieden. Viele Eintrittskarten wurden noch an der Abendkasse verkauft. Für Beschwerden sorgten die beiden Einlasskontrollen, an denen sich zu Stoßzeiten lange Warteschlangen von bis zu einer halben Stunde bildeten. "Daran werden wir im nächsten Jahr arbeiten", sagte Julian Reininger und bestätigte damit indirekt, dass es 2016 die Rockaue geben wird.

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