Autos blockieren Rettungskräfte Feuerwehr macht Kontrollfahrt in Bonner Altstadt

Bonn · Die Feuerwehr machte am Freitagabend eine Kontrollfahrt durch die Bonner Altstadt und prüfte die Befahrbarkeit der Straßen im Ernstfall. Immer wieder blockieren parkende Autos den Weg von Rettungskräften.

Feuerwehrmann Markus Connemann dreht das große Lenkrad im Führerhaus der Drehleiter bis zum Anschlag ein. Das Blaulicht leuchtet, die Sirene hallt durch die Gasse. Sogar die Hinterachse lenkt jetzt mit, um die schmale Ecke in der Bonner Altstadt passieren zu können. Er fährt ein paar Mal vor und wieder zurück. Doch dann ist Schluss. Ein silberner Mercedes steht nicht richtig in der Parkbucht und ragt auf die Straße. Connemann zuckt mit den Schultern. „Hier komme ich definitiv nicht mehr durch. Endstation.“

Im Ernstfall hätte er nun darauf hoffen müssen, dass der Fahrer seinen Wagen schnell wegfährt. Oder sich dazu entschieden, sich mit Gewalt den Weg frei zu machen – was mit Sicherheit einen Blechschaden bedeutet hätte. Diesmal ist es allerdings nur eine Testfahrt, mit der die Bonner Feuerwehr und der städtische Ordnungsdienst Falschparker über die verheerenden Folgen unachtsam abgestellter Autos aufmerksam machen will.

„Uns gehen im Einsatz wichtige Sekunden verloren, die Menschenleben kosten können“, erzählt Connemann, der seit mehr als 20 Jahren bei der Bonner Berufsfeuerwehr ist. Erst vor einer Woche schlugen bei einem Wohnungsbrand Rauch und Flammen aus zerborstenen Fenstern, das Feuer drohte auf benachbarte Gebäude überzugreifen. Ein Personentransporter blockierte die Anfahrt der tonnenschweren Drehleiter, machte dann aber glücklicherweise Platz.

Straßenlaternen sorgen für Probleme bei Autofahrern

„Die Leute denken meist gar nicht darüber nach, dass Rettungsdienst und Feuerwehr Schwierigkeiten haben könnten, die Straßen zu passieren“, erklärt Feuerwehrsprecher Martin Haselbauer. Probefahrten mache man immer wieder, um die Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren. Wer erlebt habe, wie sich das Falschparken auswirkt, mache den Fehler nie wieder. Dennoch komme es häufig vor.

Ein Pärchen verfolgt das Rangieren der Drehleiter von ihrer Wohnung im dritten Stock aus. „Dass es so eng werden würde, hätte ich nicht gedacht. Schlimm und eindrucksvoll zugleich“, sagt die junge Frau. Als Anwohnerin kennt sie aber auch die andere Seite. „Es ist schwierig hier Parkplätze zu finden. Deshalb stellen die Menschen ihre Autos überall hin.“ Für Probleme würden auch die Straßenlaternen sorgen, die an den Parkbuchten stehen. „Um sie nicht zu touchieren, hält man Abstand - und steht teilweise auf der Fahrbahn.“

Drei Meter Fahrbahnbreite müssen immer frei bleiben, selbst an nicht gesondert gekennzeichneten Stellen. An Einmündungen gilt ab dem Schnittpunkt der Bordsteinachsen ein Parkverbot von fünf Metern in jede Richtung. Was nach viel klingt, ist für die Drehleiter gerade ausreichend. Sie ist zehn Meter lang und 2,50 Meter breit. Die Fahrer sind für das Riesen-Feuerwehrauto sogar speziell geschult, um unter dem Stress im Einsatz stets konzentriert zu bleiben. „Wenn sie kommt, geht es nicht darum, die Schläuche ein paar Meter weiter zu tragen. Die Drehleiter muss immer direkt am Einsatzort stehen, um Menschen zu retten und Brände zu löschen“, sagt Haselbauer.

Connemann kennt wie viele seiner Kollegen fast jede Straße in Bonn. In der Altstadt, aber auch in Bereichen der Südstadt oder in den anderen älteren Stadtteilen sind die Wege sehr eng. „Wir versuchen bei der Anfahrt problematische Stellen zu umfahren, doch das klappt natürlich nicht immer.“ Den silbernen Mercedes in der Schützenstraße ließ der Ordnungsdienst abschleppen. Ein Knöllchen in Höhe 15 Euro und rund 150 Euro Abschleppkosten kommen auf den Fahrer zu. Die Zeit, die im Ernstfall dadurch verloren gegangen wäre, bringt das nicht zurück.

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