Schauspieler Horst Janson kritisiert das Gesundheitssystem Filmtage der LVR-Klinik im Landesmuseum Bonn

Bonn · Filmtage der LVR-Klinik zum Thema Psychiatrie im Bonner Landesmuseum. 82-jähriger Janson spielt einen Demenzkranken, für den es auch durch Routine im Alltag keine Rettung gibt.

 Schauspieler Horst Janson (l.) kritisiert den Mangel an Fachkräften im Gesundheitssystem.

Schauspieler Horst Janson (l.) kritisiert den Mangel an Fachkräften im Gesundheitssystem.

Foto: Stefan Knopp

„Manchmal ist es ganz leer da oben, wissen Sie?“ Hede Richards tippt sich an den Kopf und blickt die Demenzberaterin Miriam Böhringer an. In solchen klaren Augenblicken weiß sie, wie es um sie steht, dass sie immer mehr vergessen wird. Aber in vielen anderen Szenen des Films „Eines Tages“ will Hede Richards, gespielt von Verena Zimmermann, ihre Demenz nicht wahrhaben, klammert sich an Erinnerungen aus vergangenen Zeiten und stellt ihre Kinder, die sie zu Hause pflegen wollen, auf eine harte Probe.

Der vom Landschaftsverband Rheinland mitfinanzierte Film, der drei Geschichten über Demenz erzählt, wurde am Freitag als Abschluss der Filmtage Psychiatrie der LVR-Kliniken im Landesmuseum gezeigt. Anschließend interviewte Klinik-Sprecher Tillmann Daub den Schauspieler Horst Janson – unter anderem aus der Serie „Der Bastian“ bekannt – der auch im Film mitspielt, sowie Gerthild Stiens, Leiterin der gerontopsychiatrischen Abteilung der LVR-Klinik, und Hanni Klein, die seit 2010 ihre Mutter zu Hause pflegt.

Es sei seine wohl schwierigste Rolle gewesen, sagte der 82-jährige Janson. Er spielt Jakob Filzmeyer, der schon länger an Demenz erkrankt ist und sich zusammen mit seiner Frau eine Routine erarbeitet hat, die aber im Lauf des Films aufzubrechen droht. Mit Technik alleine hätte er diese Schauspielerleistung nicht bewältigen können, sagte er. „Man muss sich völlig auf die Emotionen verlassen.“ Die Ehefrau im Film muss lernen, Hilfe in Anspruch zu nehmen: Am Ende lässt sie sich auf eine Tagesbetreuung ein. Das sei eine gute Lösung, wenn man den dementen Angehörigen nicht in ein Heim geben will, sich aber eine intensivere Betreuung nicht leisten kann, sagte Stiens. „Die Möglichkeiten sind deutlich gewachsen.“

Kein Schutz vor Demenz

Auch in Sachen Pflegeversicherung und Unterstützung für Betreuungsleistungen habe sich seit der Entstehung des Films 2009 einiges verändert, sagte Janson. Er kritisierte aber das deutsche Gesundheitssystem, das den Mangel an Fachkräften nicht in den Griff bekommt. Eine solche Hilfe kann sich Hanni Klein als 24-Stunden-Betreuung für ihre Mutter leisten. „Das ist auch eine Frage des Geldes.“ Sie berichtete von ihrem fest durchstrukturierten Alltag. Ohne Rund-um-die-Uhr-Betreuung sei das zu Hause schwer zu stemmen. Die Geschichte um Hede Richards und ihre Kinder, die aus Verzweiflung auch mal laut werden, hatte sie besonders verfolgt. „In verschiedenen Situationen waren schon Momente, die wir auch erlebt haben.“

Bei der Podiumsdiskussion, zu der das Publikum auch viele Fragen beisteuerte, ging es auch um die Ursachen von Demenz, die noch immer nicht bekannt sind. Die Verbreitung heute, meinte Janson, sei alarmierend. Eine mögliche Heilung hielt Stiens zwar für wahrscheinlich, sah sie aber noch in weiter Ferne. Man könne sich vor Demenz nicht schützen, sie aber mit Medikamenten verlangsamen. Ansonsten helfe nur, das Gehirn und den Körper fit zu halten. Und für Angehörige sei der Rat gut, den im Film die Demenzberaterin Hede Richards Sohn Leon gibt: „Wenn du ihr nahe sein willst, dann musst du mitspielen.“

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