Kommentar Flagge gegen Islamisten

Seit Jahren gilt Bonn deutschlandweit als Salafistenhochburg. Fanatische Prediger versuchen, junge muslimische Migranten und Konvertiten zu ködern. In Lannesdorf lieferten sich im Mai Salafisten Straßenschlachten mit der Polizei.

Und auch die mutmaßlich von Islamisten im Hauptbahnhof gelegte Bombe, die Gott sei Dank nicht explodierte, scheint nicht das Ende extremistischer Umtriebe in Bonn gewesen zu sein. Darauf deutet jedenfalls der Vorfall an Heiligabend hin, als ein junger Inder auf offener Straße brutal gezwungen werden sollte, zum Islam zu konvertieren. Die Tatverdächtigen: Islamisten.

Und dennoch: Seit Jahren nehmen Verwaltung und Stadtrat das Problem, das diese Stadt mit extremistischen Muslimen hat, nicht wirklich ernst. Selbst der frühere Polizeipräsident Wolfgang Albers spielte einen internen Bericht des Landeskriminalamts von 2010 herunter. Darin sind 175 Personen aus Bonn aufgelistet, die möglicherweise dem islamistisch-terroristischen Spektrum zuzuordnen sind. Der harte militante Kern der Bonner Islamisten umfasse allerhöchstens eine niedrige zweistellige Zahl, wiegelte Albers ab. Wozu einige wenige Fanatiker allerdings nicht nur in Wort, sondern auch in Tat fähig sein können, zeigen allein die Vorfälle im Dezember.

Nun sieht es so aus, als wenn Nimptsch das Thema zur Chefsache macht. Endlich. Und er holt dabei nicht nur die Polizei ins Boot, sondern auch die Fraktionen, die das Thema Islamismus bislang so gut wie ignoriert haben. Aber auch die Moscheegemeinden nimmt der OB in die Pflicht. Was nur logisch ist. Denn sie haben zum Teil Kontakte in die radikale Szene.

Sicherlich wird man ultrareligiösen Hardlinern mit Aussteigerprogrammen nicht beikommen. Da muss die Staatsanwaltschaft ran. Doch es ist höchste Zeit, anfällige Jugendliche aus den Fängen der Hassprediger zu holen. Was beim Rechtsextremismus gilt, muss auch beim Islamismus gelten.

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